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124 II. Gedichte.
Was der Mime nur schwankend stamn,clt,
Was der Vichtcr zn laut verrät,
Lispelt vernehmlich dein Saitcnspiel,
Sei die Tichtknnsi noch so gepr,esen,
Sie spricht doch nur der Menschen Sprache,
Tu sprichst, wie nia» im Himmel spricht!
Hohe, strahlende «önigin!
Ewig soll meine Lippe dich preisen.
Und in den Klang meiner Wcihgesänge
An die Tonkunst.
Tonkunst, dich preis' ich vor alle,!,
'Aus den Schwestcrkünstcn drei
Tu die srei'stc, einzig srei.
Tenu das Wort, es läßt sich fangen,
Tenten läßt sich die Gestalt;
Unter Ketten, Niegcln, Stangen
X'ält sie menschliche Gewalt,
Tie kern >7äicherchor v^ '
Ungrcifbar durch ihre Wachen
Gehst du, wie ein Cherub geht,
Tarum preis' ich dich vor allen
In so ängstlich schwerer ^eit;
Höchstes Los ist dir gefallen,
Tir, und wcr sich dir geweiht,
Nlozatt.
Wen» man das Grau nicht kennt, in dem er Nnh'
erworben,
Wen, Freunde, ängstet das? Ist er doch nicht ge«
sterben!
Er lebt in aller Herzen, aller Sinn
Und schreitet jetzt durch unsre Nechen hin,
Deshalb dem Lebenden, der sich am Tascin
Ihm sei kein leblos Totenopfcr heute.
Hebt auf das Glas, das Mut und Frohsinn gibt,
Und sprecht, es leerend, wie cr's selbst geliebt:
„Tein großen Meister in dem Reich der Töne,
Ter nie zn wenig tat und nie zu viel,
Ter stets erreicht, nie überschritt sein ^iel,
Tas mit ihm eins und einig war: das Seböne!"
Vei Gelegenheit der EntlMlun», von Mozarts
Ttandbild in Talzbulg, Teptembcr l54^.
Glücklich der Mensch, der fremde Größe fühlt
Und sie durch Liebe macht zu seiner eigne,i,
Tenu groß zn sein, ist wenigen gegönnt.
Und wer dem fremden Wert die Brust verschließt,
Ter lebt in einem öden Selbst allein,
Ein Tarbcndcr — wohl elwa ein Gemeiner,
Tcm Land auch Heil, das sie gebar, gesäugt
Und aufgezogen an den Muttcrbrüsteu, Tenn die Natur gibt mir der l'nös!.' >^>',s:,
Iu der sie allererst i>en Tag ge!,l>ant,
Der Freunde S^bar, eer '.nlügeboriien >
Nie sie mit Blick nnd Lant znerst begrüßt,
Mit frommem Sinn bereitet iln die statte,
Mensil,^
Darob auch mancher, mit der Hobei! Riegel
Bezeichnet von der 3chbpienn ^iatur,
Noch spät dnrch irgend eine böse Narbe,
Tnrch ellvas, das nicht schön, ob stumm, vel>
Wie larg der Vode» >var, iu dem die Pflanze
Nes harten Taseins trübe Nahrung sog,
Trum siud N>ir stolz, obgleich demütig auch:
Scholl ihm znerst des Lebenv ,^ero!o: Ton:
Von diesen Türmen scholl ein gläubig V>ml,',l
Und lehrt' ihn glauben an die Ähnun^n,
Tie, ohne andre bürgen, als sich selb,!,
lind nur bewiesen, weil sie s>ch gestaltet.
Zur Wirllichkeit verherrlichen den Traum,
Von diesen Vergen zog der »'»otte^nem
^!>,'!oürzt mit «läutern nnd mtt Blninenenst
'^ vie diese ^elge, ii^,,er Wiege Hüter.
Wohl gibt es hühre — dolli sie de>!et Eis,
Gcivalt'gere — allein das scheue ^ebe,,,
Ls findet für den Fnßtritt keine Tpnr
ll»d slieht niit Schaudern die erhabne Wüste,
Cr aber klomm so hoch, als Leben reicht,
Und stieg fo tief, als Leben blüht nnd dnftet,
lind so ward ihm der ewig frische >N'm,',,
Teil die Natur ilnu wand und mit ünn teilet.
Tu Auge des Gemüts: allsülUend ^!,r:
Und was den Weg nicht fand durch diese Pforte,
Schien Mcnschenwilltür ihm, nicht Gottes Won,
lind blieb entfernt aus seinem lichten «reise.
Nächst Nassael, dem Maler der Madonnen,
Steht er deshalb, ein gleich geschnrler Cherub,
Tcr Ausdrlick lind der bitter N'al>rer «nust,
Iu der der Himniel sich vermählt der Erde,
Wir aber, die wir dieses Fest begehen,
In starrem Erz nachbildend jenen Mann,
Ter. weich war, wie, die Hände einer Mntter,
Laßt nns in gleich ue>.'wech>Vl,idcm Verwirren
Nicht auch des Manues Sinn und Geist cntgehn.
Nennt ihr ihn groß? er war es dnrch die
Grenze:
Was ei getan, und was er sich versagt,
Wiegt gleich schwer in der '^ iluhms;
Weil nie er mehr gewollt, als Menschen sollen,
Tönt auch ein Maß aus allem, wes er scb»',
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik