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O, Aus dcm Reiche der Kunst und Literatur. 129
Tas sällt mir schwer, Shakespeare ist Proteus-
qlcich :
Glaubt ihr zu halten ihn, so lacht er fern Uon
Toch muß es, so gcschch's. Wir fassen's mutig an;
Ein Schelm tut mehr, als er nur eben kaun,
Tuch zum Beginn, und eh' wir weiter gehen,
Sagt mir: glaubt ihr an Elfen oder Feen?
klaubt ihr? dann gut; wenn aber nicht,
Tann geht ihr fehl im Leben und Gedicht, —
T>'r Tl'nfel ist der Vater alles Bösen,
'^ir beteu drum, Uon ihm uns zu erlösen,
Allein das Böse, schwarz, in vollen» Grimme,
Ist lange noch nicht alles Schief' und Schlimme,
Tie Torheit ist «och da mit ihrem Mittlernmt,
Tie halb uon ihm nnd halb von oben stammt,
I ln liebt, da ist die Huldin eine Fee;
Zürnt ihr, steht euch eiu Kobold in der Näh';
Ihr wünscht, ihr hofft, ihr seid begeistert —
bemeistert —
Ta feid ihr denn, ich kann nicht helfen,
^vscssen, nicht vom Teufel, doch von Elfen,
Und daß sie's sind, zeigt schon das öde Nichts,
In das der Nahn zerrinnt beim ersten Strahl
des Lichts,
Tuch auch was schön und anmutsuoll im Leben,
Ist diesen Mächten in die Hand gegeben;
Die Neigung, das Vertraun, die Fcindesliebe,
—Ä^as
nützlicher vielleicht, Wenn's unterbliebe, —
Tic Bande zwischen Me„sä> ünd Mcnschcn knüpft:
Tcs Nichters Lied, des Malers Meisterstück,
^enu ihr, erfaßt vom Zanber der Mnfik,
Euch besser fiilüt, und l,abt doch uichts getau,
Und wissend, freilich nicht wovon uud was, —
Und nicht nur so euch fühlt, nein wirklich feid:
So denkt, es fiel in cu« Spanne Zeit
Ein Strahl vom Jenseits, das uns noch Ucr»
Und jene Mächte Haben's dort ge,ehn
Und künden's halb, weil sie's nur halb verstchn,
Tie Torheit, die der Weisheit sich Uermählt
Toch horch! es rauscht in nngcduld'geu Geigen!
Das sind die Elfen felbst. Na muß der Redner
schweigen,
Ouvertüre,
Toch unn genug in leerer Luft geschwärmt,
Es mahnt uus jetzt der menschlich feste Stoff,
Ter uufcrm ^nndcrspiel zugrunde liegt.
Ein herzog in Ailn'n, Thefcns genannt,
Den ihr als Theseus kennt, als Herzog freilich
nicht,
Bereitet seine Hochzeit mit hippolyta,
Ein Paar wie keines, sest nnd klug und tüchtig:
«iMpnrzcls üimNiche Wctte, I I . Toch um fie her dreht sich ein Kreis von -,',','en-
Tie ihren Zoll der Menschheit tragen ab,
Tas Gute fliehend, nnd den Schaden fucheud.
Ei,l Vater Agens will die Tochter Hermia,
Tie glüht für einen Mann Temctrius,
Zur Heirat polternd zwingen mit Lysandcr.
Er ist ein Tor, weil er die Tochter zwingt,
Lysander ist nicht klug, weil er von Zwang
Doch Hermia, sonst ein Mädchen richt'gen Sinns,
Vcginnt zu wanken, da sie nutgedrängt
Zu flieh» einwilligt mit Temetrius
Im Wald bei Nacht zu zwei'n, was höchst be-
denklich.
Zwar vorderhand stürmt's in dem Herzen nur;
Toch mischen sich die Geister erst ins ^picl,
Und wärcn's Menschengcister etwa nur —
Ter sich in fich und durch sich selbst verwirrt.
Für leere Blasen wirst, mitunter blut'gc, —
Hier aber sind es Poltergeister gar,
Tie Elfen, die halb selber sich zum Spaß,
Und die Verwirrenden sind selbst uerwirrt,
Sie streiten, Oberon uud Titanic,
Sind nin'ins eines holden Knäbleins wegen,
Tas sie behalten will, er aber fordert.
Und Obcron eilt fort nnd sinnt auf Rache,
Titania indes, gelehnt ins weiche Gras,
Sieht zu der Elfen müßigem Getrieb:
Nicht das fie nichts tun, das wär' trag uud
Mäfrig
!i>' immer etwas tun, welch Etwas aber Nichts:
Tas ist nun so der Schwindelgcister Art,
Allein die unsern sind so liebenswert,
So klein und doch so groß, so schwach uud wieder
mächtig.
Halb Menschen ähnlich und halb Göttern gleich.
Ihr merkt, ihr Wesen ist so ziemlich musikalisch,
Tie einz'ge Kunst, die ohne weitern Zweck,
3ich selbst nur will, im Ernst sogar noch 3pi>l,
Ausweichend, trifft sie sich; stets auf der Flucht,
Verschlingt sie sich in ihren eignen Ketten
lind lost sie uud ist frei, wie jede Knust,
<l, (5ntiea!t,>
Franz Tchubcrt.
Schubert heiß ich, Schubert bin ich,
Und als solchen geb' ich mich;
Was die Vesten je geleistet,
Ich erkenn' es, ich verehr' es,
Selbst die Knnst, die Kränze windet,
Blumen sammelt, wählt und bindet,
Ich kann ihr nur Blumen bieten,
Sichte sie und — wählet ihr.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik