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!', Zeitqcdichte. 139
Ta bäumt sich'Z Plötzlich auf !vic böse Fieber,
Ein schnurig Wehe» geht dnrchs gan^e Land,
In Wellen steigt's und stürzt fi6) brandend über,
Gelöst ist des Gewohnten altes Vand,
Tas matte Aug' strengt an die blöden Sterne
Und sncht des Übels Keim, der gar zu „ah,
schah
Tie bösen Fugen, die die Zeit gelichtet
Und die die Trägheit kaum noch hielt in Haft,
— Laßt sehen, ob ein Anstoß sie verdicktet,
Ter Widerstand verdoppelt ja die Kraft!
Stört sie im Schlaf der Feile dumpfes Nagen,
— Teilt andern mit des eignen Voltes Druck!
Tie >!elte, weisi man, wenn sie alle tragen,
Ist sie nicht Kette mehr, sie wird zum Schmnck,
Es mangelt Geld — geht bei dem Wucher borgen,
Ist Haben doch und Sollen beides Geld,
Verzehrt im Heute alle lünft'geu Morgen,
Tenn morgen ist das Ende ja der Welt,
Klagt euch das Tenkcn seiner Freiheit Schranken,
Il ' i »ronc Vorrecht seien die Gedanken,
Ein Vorrecht, das inan freilich sparsam übt,
Uud zum Katheder wird der Aktcutisch,
Vom Weltplan, von des Urteils erst.'in Wandern,
Von Gott, der sie hauZUätcrlich gesetzt
Ist das der Wahn nicht, der betört die Sinne,
Und ist der Wahnsinn nicht der Untergang,
W>',in er befällt die Wächter auf der Zinne,
Tie schützen sollen vor des Unheils Trang?
Ncr Einsturz folgt, wenn erst kein Widerstand,
Nie Tollheit hör' ich lachen, ich muß wciuen,
Tenn, ach, es gilt mein eignes Vaterland,
Tem Vaterland.
iMürz 18«,,
Auf deinen neuen Wegen,
Es schlägt mcin Herz, wie immer gleich,
Auch heute dir entgegen,
Au hast es dir errungen,
,vaU> kindlich fromm erbeten dir
Und halb dnrch Mut erzwungen.
Tie Freiheit strahlt ob deinem Hanpt,
Wie längst in deinem Herzen,
Nenn freier warst du^ , als man glanbt, Nun aber, Östreich, sieh dich vor,
Es gilt die höchsten Güter,
Wo laute Redner lärmen,
Wo der Gedanke nur im Wort,
Zu leuchten statt zu wärmen;
Wo längst die Wege abgebracht,
Nie Kopf und Herz vereinen,
Und, statt der Überzeugung Macht,
Tcr Mensch ein grübelnd Meinen;
Wo Falsch und Wahr, und Schlimm nnd Gut
Sie längst auf Formeln brachten,
Iinsch wechselnd die erlogne Glut
Weich bunte» sUeidcrtrachten;
Wo selbst die Freiheit, die zurzeit
.Hinjauchzt iu tausend Stimmen,
Vlcib du das Land, das stets du warst,
Nur Morgcu, wie soust Abend,
Tie Unschuld, die du »och bewahrst.
An heitrem Sinn erlabend,
Nenn was der Mensch erdacht, erfand.
Als höchstes wird er finden:
Fcldmarschall Nadetzty,')
«Juni 1848,»
Glück auf, mein Feldherr, führe deu Streich!
Nicht bloß iiin des Ruhmes Schimmer,
In deinem Lager ist Österreich,
Wir andern sind einzelne Trümmer,
Aus Torheit uud aus Eitelkeit
In denen, die du führst zum Streit,
Lebt noch ein Geist in allen,
Tort ist kein Jüngling, der sich vermißt,
Es besser als dn zu kennen,
Der, was er träumt und uirgcuds ist,
Als Weisheit wagt zu benennen,
Uud deine Garde, die nicht nur wacht,
Wcun nachts die Trommel stürmet,
Tcr Vürger deiner wandernden Stadt,
Er weiß, diese Stadt ist sein alles,
Tie, wenn sie die Flamme ergriffen hat,
Ihn mitzieht zum Abgrund des Falles,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik