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Aphorismen und Cprücknv 161
Nibelungenlied.
Ob nnn das Nibelungenlied
Ein episch wirtliches Gedicht?
Man hört zwar alles, was geschieht,
Allein man sieht es liicht.
Mit Mittelhochdeutsch und Volkspoefie
Weiß ich fürwahr nichts zn machen.
Wer trinkt auch, so lang es Brunnen gilt,
Aus Wegspur gern und Lachen?
Und fragst du mich, wo der Brunnen sei^
Hast du Homer nicht gelesen?
Fällt dir der große Brite nicht bei,
Was Spanien und Wä'lschland gcwrs','n?
Tort aus dem Vollen dich letze.
Noch gilit er dem Schönen Gesetze,
Nsthetil der Eitellcit.
Warum ench das Mittelhochdeutsch so Inert? -
Indem ihr das ssindergcstammel ehrt,
Fühlt ihr zugleich euch überlegen,
Ist's doch mit Shakespeare viel anders nicht,
Ihr schätzt ihn beleuchtet von eurem Licht,
Im Neslcx eurer Kommentare.
Goethe.
Und ob er mitunter tanzlcihast spricht,
Ja, Tinten und Farben erblassen,
Die Großen der Zeiten sterben nicht,
Noch ahmst du ihm nach, du junges Volk,
So laß vor allem dir sagen:
Der Echlasrock steht nur denen wohl,
Goethe.
Vr war nicht kalt, wie ihr wohl meint,
Und da er sie teitte zuletzt ins All,
Kam wenig auf jeden einzelnen Fall,
Goethe u»d iicstuers Briefwechsel.
Nun endlich seid ihr doch im klaren;
Ihr steht auf dem Vo^en des wirtlich Wahren ^
Es hat tatsächlich eine Lotte gegebeu,
Ihr Nachttamiso! ist gemalt nach dem Leben,
Nenn wir vom kleinen Notznäschen lasen,
Und der Gatte, gestorben seit manchem Jahr,
War fürstlich hannovrischer Archivar;
5^>ätte sich Goethe anch wirklich erschossen,
GnllMlzeis ftmttichc Wcrlc, II. Goethe und Tchiller.
Was setzt ihr ihnen Bilder von Stein?
AIs könnten sie jemals vergessen sein?
Wollt ihr sie aber wirklich ehren,
So folgt ihrem Beispiel und horcht ihren Lehren.
Tchillers Tadler.
Naß der Misere nichts Großes begegnen kann,
Spricht als Saß die Misere denn freilich nicht an.
Ludwig Tieck.
Und fchaut, wie fic schäumt durch die Nisse?
Er schaut, bis ihm schwindelnd zu Kopfe steigt,
Sie stehe, er fclbst aber schiffe.
Tiecw Novellen.
Was lallst du deine Märchen vor,
Tn alte Schchrezadc?
Tas halt das Nichtschwcrt dir nicht ab:
Es harrt schon, ohne Gnade,
Nhland.
Als 'rück zuni Himmel nahm den Lauf
Tie deutsche Poesie,
lind spricht aus Gott wie sie.
Uhlnuds Volkslieder.
Was führst du selber Mörtel uud Sand?
Zu höhcrn Werken berufen und schönern.
Und lasse den Karren den Tagelöhner»,
Psizcrs Vergleichuug von Uhland uud Nutten.
Wie ähnlich beide, zeigt er wohlgesinnt,
Und gleichen Beifalls in die Hände klopft er, —
Und find auch ähnlich, wie zwei Adler sind.
Zmmermann,
Tu guter Schütze, scharf und kühn,
Tein Pfeil fliegt überwärts,
Tcr Kopf ist ein bedenklich Ziel,
Halt niedriger — aufs Herz,
Thalespearc an jcinc Ausleger.
Wie alles sich dir zur Absicht eint.
Tu scheinst in meiner Brust zn lesen,
So hätt' ich's allerdings gemeint,
Lord Bhron an seine» Ubelseüer.
Was nennst du Nabln mich und ,^crrn
War so dein >!ns; geineint?
?,'r du inr dreißig SübeNing'
Mich lieferst an meinen Feind,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik