Page - 183 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II

Ter arme Tpielmann. jeltt bin, Tie >^!ter,l prophezeien, luenn sie reden! Übrigens war niein Vater ein guter Mau», '.'iur heftig und ehrgeizig, Von dieseni Tage an sprach er kein Wert mehr mit mir, Sciuc Befehle kamen mir durch die Hausgenosse» '^u, So kündigte man mir gleich' des nächsten Tngeö an, daß « nut uiei»e» ^lndien ein Ende habe. Ich erschrak heftig, weil ich luußte, wie bitter es meinen Vater tränken mnßtc. Ick tat den ganzen Tag nichts, als weinen und dazw,sche» jene lateinischen Verse «zitieren, die ich uuil aufs Und wußte Ich versprach, durch Fleiß den Mangel an Talente» ->u ersl'Ne», wenn man mich noch ferner die Schule bes»cl,en ließe, mein Vater nahm al'cr nie einen ^,,l!ckluß zurück, Eiue Weile blieb ich nun unbeschäftigt im väterliche» ,^a»se, Endlic!, tat man mich ver- sn,l!^!veise -,u emer Necheubchörde, Rechnen war al>er »ie nieine Ställe geiuefe». Den Antrag, ,„-'' n.iülar zu treten, wies ich mit Abscheu zu- Angehörige allensalls auch mit Lebenogeialir schünt, ist wühl gut und begreiflich; aber Blut- vergießen und Verstümmelnng als Stand, als Bescbästignng. ^>ei»! ^<ein! Nein! Und dabei fuhr er mit beiden bänden über beide Arme, schrciber, Ta war ich recht an meinem Platze ^l!> I,atte innuer das Schreiben mit Lust ge- trieben, und noch jetzt weiß ich mir keine äuge» nelmiere Uinerhaltnug, als mit gnter Tinte aus Büsl'sial'en. ^iusilnoteii sind nun gar iweraus schön. Tanials darbte ich aber noch a» trme ?,'!nsik, .'^l, u>av ilcni!,-!, nur aöer zu ängstlich. Ein bitlere Stunden, Im Zweifel, ob ich mich genau ani- Original halte» oder aus eigenem bcifctzen füllte, verging die Zeit angstvoll, und ich kam in d>'n Nus, nachlässig zu fein, indes ich nuch ein paar ^alne ',u, nnd zwar ohne Gehalt, da, ai<> die :>!lil'.' der Beförderung an mich kam, !,,.!» Valev ini Nate eine,!, andern feine Stimme gab und die übrigen ihm zufielen aus Ehr- Nircht, Hm diese Zeit — sich nur, unterbrach er sich, eo gil't denn doch eine Art Geschichte, Ei^il'lcn wir die Geschichle! Um diese Zeit ereigneten sich zwei Begebenheiten ^ die traurigste" und die Ävilderlelneu zur l,wlden Tonkunst, zu meiner ^i,i!ü,e, die niir treu geblieben iI bis auf beachtet von den tzansgenossen, in einem Hinter» stübchen, das in des Nachbars Hof hinausging, Anfangs aß ich am Faniilientische, wo niemand ein Nort an mich richtete. Als aber meine die Mutter lebte feit lauge nicht mehr — fand man es unbequem, meinetwegen eine eigene Küche zu führen. Nie Bedienten erhielten >lost« '^ater ucrlaugte, daß ich längstens eine halbe 3tunde nach dem Schluß der Kanzlei zn hause sein sollte, Ta saß ich denn, und zwar, meiner schon damals angegriffenen Augen halber, in der Nammerung ohne Licht, Ich dachte auf nicht froh, Nachbarshofe ein Lied fingen. Mehrere bieder, heißt das, worunter mir aber eines vorzüglich gefiel, Cs war fo einfach, fo rührend nnd hatte den Nachdruck so auf der rechten Stelle, daß man die Worte gar nicht zu hören brauchte. Wie griff nach der Violine, Lr spielte, und zwar diesmal mit richtigem Ausdrucke, die Melodie eines gemütlichen, übrigens gar nicht ansgc» zeichneten Liedes, wobei ihm die Finger auf den ^aiten zitterten und endlich einzelne Tränen NaZ war das Lied, sagte er, die Violine hin» gnügen. So sehr es mir aber im Gedächtnis lebendig war, gelang es mir doch nie, mit der stimme auch nur zwei Töne davou richtig zn treffen, Ich ward fast ungeduldig von Iu» höreu, Va fiel mir meine Geige in die Augen, in meiner Abwesenheit benutzt haben — sie fand sich richtig gestimmt. Als ich nun mit dem Bogen über die Saiten fuhr, Herr, da war es, als ob Gottes Finger mich angerührt hätte, 2er Ton drang in mein Inneres hinein nnd ans dem Innern wieder heraus, Nie Luft n,u mich Fingern an mein Ohr, Mitbewohner meiner (iin- famkeit. Ich fiel auf die Knie und betete laut uud konnte nicht begreifen, daß ich das holde Gutteswescn einmal gering gcfchätzt, ja gehaßt und fort, Nas Lied im Hofe — es war eine Weibs»