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I. Zur deutschen Literatur. 245
Vettina von Arnim,
Nies Buch gehört dem König, Als
Frau Rat S. 496: So Redensarten, die nach
etwas lauten uud gar nichts bedeute», kann ich
nicht leiden. Nie Frau Rat ist, wo sie allg^
taumelt, hat aber, um ihr eigenes Bild zu
brauchen, die leeren Flaschen gleich den vollen
unterscheiden. Wo sie dagegen das einzelne
bespricht, ist es nichts als der seit Nonssean ost
wiederholte Versuch, die Individualität gegen-
jetzigen Fassung neun Zehntcile seines Wertes
Fortschritte gewonnen hat. Tics Buch ist nicht
gefährlich, ei» Hüter bewacht es: die Langeweile,
Wer es auslesen kann, dem ist es nicht schädlich,
auslosen. Damit ist nicht gesagt, als ob kein
Geist in dem Vuche wäre. Aber das Geistige
kaun nur durch den Gehalt oder durch die
zu schwach, um jedes sür sich zu bestehe,, oder
auch nur sich zn unterstützen. Erlaubt es zu
Gesammelte Gedichte von Nuckelt.
Zum Anfang 1 und 2, Siud keine lhri«
schen Gedichte, Niese, besonders was sich dem
Liede nähert, sollen sein, was die Kanülenc in
eingehüllt, ohne Anstoß in die Empfindung ein-
gclit, hier ist aber der. Ansdrnck rnu>> und
holperig, der Gcoanke muß sich nngeleitct, mit
Gewalt den Weg bnhnen.
Die zwei üud der dritte, „Phantasie,
d^s nngcheure Nicscnweib," Schlechtes Bild,
Das ganze Gedicht unbedeutend,
Nichterselbstlob, Besser, gut, uugesormt.
Griechische Tageszeiten. Nie erste halste
matt, die zweite gut. Der Ausdruck wird warm.
Dennoch löst sich auch dieses nicht bestimmt und
plastisch genug ab, sondern bleibt neblig auf
die Tafel des Gemütes aufgetragen. Ein lyri-
sches Gedicht soll wie ein Vogel, aller W^N c»
lennbar, in die Luft steigen und singe», das
ist aber ein Gesäusel und Gesurre wie von un-
scheinbaren Äolsharfen und anderen dergleichen
saitenbezogencn Vretterlästcn,
Die sterbende Blume, hübscher Gedanke,
matt ausgedrückt.
Angereihte Perlen, Anfang schwach, dann
besser. Einige vortrcf lich, ^inkt zu Ende wieder,
Emblem, Alexanders Vermächtnis,
Dschelalcddin, Nnbehilflich —
Terzinen, Das Geschraubte dieser Vers-
maße sagt dem Verfasser zu, er bewegt sich gekehrt; die Gedanke» ohne schlagende Unmittel-
uarleit, der AnsDrnck neblicht,
Frühlingshhmne, Ohne Feuer als im
Reime, Pelzig, bamstig, sagt der Österreicher,
Hamasa, Breit unerquicklich,
Knustlerfest in Rom, Viel Gntcs, Er-
müdet aber wie alle.
Von den Parabeln die erste, die beste,
Ehidher, Gut, Der betrogene Teufel
mag mitgehen. Nie Scheidungsbrücke
schwach,
Adler und Leiche, Goethe» nachgeahmt,
fährt aber schlecht bei der Vergleichuug.
Das Paradies, Schlecht gemacht.
Das Abendlied fängt an:
Ich staud auf Berges Halde,
Als Sonn' hinunterging.
Was ist das für eine Sprache? Teutsch nicht,
Ner Hahn, der Schmetterling, nn, un!
Ncr Wintertag, ei» kalter Gedanke, sonst
ziemlich gut,
Advcntlied, Gut, wie eiu alt lutherisches
Kirchenlied,
Lüfteleben, Nicht viel, Naß er in alle
diese schwachen Lieder zur Letzt sich selbst, den
Frcimund, hineinmischt, herzlich abgeschmackt.
Man könnte es sogar anmaßend finde»,
Ner Traum, Nichts,
Minerva und Vulkan hat gute Stelle».
Der Schluß ungemein selbstbewußt.
Die nackten Weisen, Gut, der Schluß u»>
gcfüge.
Für die siebe» Tage, Gut, besonders
Nr. 1.
Ncisegebet, Gut bis auf einige gezwungene
Reime und den Freimund zum Schluß, Ich vcr»
Führuug, Wenn Gott dem Frciniund im
40, Lebensjahre die Irren aufgelöst, so hat er
ihn» dafür die Verse beträchtlich verschlechtert.
Das Kind der Traube, Das beste der
bisherigen,
Frühl ing Liebster, Der Gedanke schön,
auch die Ausführung zum Teile wohl geraten.
sucht, die Ausführuug Vorzug!^!,,
Zum Schlüsse, Schönem Gedicht,
Es ist, als ob die verschlungene Forin diesem
Geiste Haltung gäbe. Er hätte sich an ein
meditierendes Gedicht machen sollen. Tas ci^ent»
lich Lyrische sagt ihm nicht zu, das ungekünstelt
Natürliche ist nicht sein Fach,
Daher auch Edelstein und Perle wirklich
schön, bis anf das Loblied, das fie der Liebe
singen, und den Spruch, den die Liebe selbst
singt, der höchst elend ist, eden weil hier wahres
Gefühl uud ungehemmte Begeisterung ausge-
sprochen werden soll. Das Unmittelbare fühlen
die Teutschen höchstens noch, der Ausdruck des«
selben ist ihue» aber fremd geworden,
ln!g von Mädchen, Perle, Edelstein, «erze gut
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik