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stoß von geahnct Poelifchem und gemeii! U,i
kultiviertem cs ist, was den Hauptreiz von
Verdienst.
Tcr erste Vand von Ferdinand Rainnindc-
Werten ist erschienen, Je lebhafter iiu Publi-
lun, Wiens noch die Erinnerung an jenen vor»
trcsslichen Zustand des ^eopoldsladtcr Tlieaters
»eter Talente, welche diese Vühne zu einer der
inerkwiirdigsten Erschciuuugcu im Kreise dcr
deutschen Trainntik machten, je wärmer die
Anhänglichkeit ist, welche dasselbe Publikum dem
begabtesten uuter diesen Tarstellern, den, ^>i
fasser der liier angezeigten Werte, widmele, nm
ge!,ört hat, nunmehr auch dem Urteil sein un^
bestreitbares Recht auszuüben gestaltet,
'Allerdings hat die vortreffliche ?arslellnng
von Raimunds Ttückcn, seine eigene mit e,u
geschloffen, zu den glänzendeil Erfolgen derselben
vieles beigetragen i aber die Tarslelluug gehört
auch dem Verfasser, wie die Tchlacht dein ,^'ld
Herrn geliört, ohiic das; deshalb das Verdienst
der einzelnen «rieger das geringste von seinem
'Werte verliert, Tic glänzendste, Tapferkeit ist
wirluugslos, weuu ein leitender Geist üir uicht
die gehörige stelle, anivrist, uud der begabteste
Schauspieler wird nie mehr leisten, als der
wahre Tichtcr nicht etwa blos; gewollt (das
wäre leicht", sonder,! selbst in die Nolle I, ine in
gelegt hat, (5s gibt wohl dramatische xonzrrt
stücke, die, bei schwacher Versinntichung von seiten
des Verfassers, dem 2chaufpieler Gelegenlieit
bieten, in der Entwickelung seines e,ge„e,i
spräche fortzufahren, gelegentlielic 3cl,,i
Überfalle, ^usarcustreiche, deren Erfolg zur
Würdigung des Feldherrn wie des Tiebters
ebeu nichts beiträgt, Tci wahre dramalifche
Tickiier ficht sein Wert darstellen, indem er es
schreibt, und die Tarslellnng auf der Bühne
laü» ihu höchstens durch die Genauigkeit der
ilopie angenehm überrasche»,
^u hat ^!aimnnd in seiner besten Zeit ge»
schrieben, "Aber diese beste Zeit war seinem
Entwickelungsgänge nach nicht seine erste. Er,
fing, dnrch die ungünstigen Verhältnisse sich
se!l,,er Vahn brechend, daniit aii, eigentliche
Tliealerstückc ^wns ich oben iiouzertstücke namtte)
zu schreiben. Er wollte sich und seinen «ame
raden Gelegenheit geben, ihre Aarstellnngsgab>'
an einem die Aufmerksamkeit sessclndcu ,<lan> vns
zu zeigen, wo dann die eigentliche Ausmalnng
blieb. Ein wenig zu dieser Gattung gehört,
man muh es gestehen, das erste der in dem vor-
liegenden Baude gcboteiicu beiden Stücken ?er Tiainant des Geisterten,,1^ Vl'l! ilull'l ^m
fälle, mit einer nicht unglücklich gefülirtt'ü
lnng, würde doch uienmüd, -, ^ m dein !e,cht
iiizuertcn Entwürfe der Geliebte,! de>> Bedi^nlcn
Florian, iene ",'!atur>va!nheit und Grnz,e er
diese Rolle zu legen w>,nl,' >!^>!!,i,^,sl >!',,ii^
sich selbst, als er den Ge,ster!0n,g gab, »nd die
Figur gewann dabei offenbar, ,^'n>U>,-d> s!o.
weniger adrr ,!! dii-> i'^ anze anck) im ^esen unler«
haltend und lobenswert,
'^.-ao aber von Rain,und oben Nichmliches
gesagt Ivorden ist, gilt iu ganzer Ä»^det!n>,ng
von dem zweiten Ttiicke- Ter 'Alpentönig und
der Mensche,neind, Man „ins; die ^üste dcr
gefühlt haben, wie Natnrwahrheit nnd
ano dem begrisf^mäsiigen (berufte talentlofer
zuri>ckzi>ziel,c,i drolit, nni da^ EilNiiilende diefer
friichcn Duelle ganz zu enipfinden, Liierst der
ileidnug des a,,f der Volt<'dnl,ne anck, der Farm
nach stationär gewordenen Zanbcrhaflen nbge^
rechnet, hätte selbst Moliöre eine vortr,,
Anlage nicht erdenken tonnen. Ein MemMi',!
Tache zu gebrauchen — ein Rappeltopf, da-
selbst vor seine eigenen '.'Ingen gebracht fieltt:
ein pfychologifch wahrerem, au Entil'illein,,',, >i
reicheres Thema hat noch lein ^nstspicloichter
gewählt.
Nun aber die Entwickelung selbst, die eigent-
üche Ausgabe der Poesie- die Belebung des
Gedankens! Raimund hatte den Vorteil, in der
kopieren zu könucn; aber auch alle übrige,! Per-
sonen: dieser in seiner i.'angweiligte,!
liche Bediente gegenüber de„i schmi
Ztubeümädchcn, durch einen uatürlichen Än°
^in,i (es ist nicht zu sagen, wie viel «nnst darin
liegt) selbst den im Stücke geforderten und von
allen übrigen Personen unbedingt ,,
Glauben an dcu geisterhaften Älpeukönig „,,r
zu aber immer bestimmter, eigentlich riilnend
ohne Eentimentalität, Jene Tzene in dein
„stillen Haus", der an »iedcrländifcher Gemälde-
Wahrheit ich kaum etwas an die Teite zu fehcn
ganze Gemüt des Zufehers in den bnn!,^
lich organischen Ganzen, Ich wollte, snn,tl,!!>e
deutsche Tichter stnd,erten diesem ^^ert eines
Verfassers, dem sie au Bilduug hiniineiwett
überlegen sind, um zu begreifen, wura» es
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik