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Zur deutsche» Literatur. 251
im'Vlu gesteigerten Bestrebungen eigenllich fehlt,
u,u eiuzuschcn, daß nicht in der Idee die
Anfgabe der Kunst liegt, sondern in der Be-
lebn na der Idee; daß die Poesie Wesen nnd
Anschauungen will, nicht abgeschattete Vcgrisse:
dasz endlull ein lebendiger >!e,!,g ,nehr wert ist,
als ein ansgestopfter Niesengeier oder Siein-
adler.
Das Waldfräulein von Iedlitz,
Iudein wir dieses Gedicht mit wahrer Be-
friedigung aus der .Hand legen, danlen wir
dem Veriasser vornehmlich für zwei Dinge,
Eisten^, das; er sein Werk w zusauinien-
hängender, unnntcrbrochener Darstellung voll-
epil, die gegenwärtig Mode geivordeu ist, wo
denn gucktasteuartig ein Aild nach dein anderen
Nl'ilie lürisch-beschrcibeuder Stellen vor sich hat,
nie al>er ein iHpo? oder iiberiiaup! ein Ganzes,
Denn das epische Gedicht wie da^ Trania ivil!
mentarische ist gewöhnlich nnr ein Auslnnft^-
nnd walner Linpfiiidnng von seite des Ticliters,
T^nn u>ie der Lügner oder Heuchler uns in
Nd,'gangen und scheinbar gleichgültigen An°
t,!!,pfnngen leicht der Unlvahrheit und deo Ve°
lw,>. unu'aliren "Dichter nichts gesäyrlicher als
'I,,!!icnl,a,,!i,
'^>r liaben z,uar in letzterer Zeit das
cm^in'n Gedichtes in Tristan nnd Isolde »on
Innnerninnn, Vicser Tchriftsteller aber hat
nngenies;bare,l Ttosf gcn.>äl,lt und ihn noch dazn
an den gefährlichen stelle,, ^ wie der ^iedr^
traut u, dgl,, nicht etwa symbolisch, sondern
rein niaieliell und faltisch durchgeführt bat,
Äann verschwindet selbst das Lob des Zusnmmeu-
l,m,gec', u>ei,,i man sieltt, wie er Einzelheiten,
als die Jagd, weitläufig, ob zwar meisterhaft
darstellt, dagegen Hauptmomente, wie das Lr-
kehrnug uon Ifoldcns i.iaß in Liebe, geradezu
überspringt, Ta ist denn eben auch der <«uck°
und lak'ntt'ollen ^inn,elina,,n ^>!>,tt wünschn,
so sehr man seinen frühzeitigen Tod bedauern
>,,:,,> dan er vor Vollenduug dieses epische,, !^ e>
dichre^ gestorben ist. (ss würde sich sonst ge»
zeigt hal,'>,i, wao iich bei seineu Dramen, ja
nlleldingo iuislanee >oar, ausgezeichnete 2.;enen
und ^inz>i!,,^ci> zn schassen, aber lein Ganzes, gleich den übrigen, die er so treffend als Lpi«
Ls ist rührend und zugleich bezeichne,>d für
Wunsch geäußert haben soll, Tieck möge das
zurückgelassene Gedicht vollenden. Als ob Tieck
in seiner besten Zeit derlei zu machen imstande
ein Lpiker), ist überhaupt von dein nachteiligsten
Cinslnfz auf die deutsche Poesie gewesen, (>r
literatur die Schlechten verschlechtert. Wie sein
eigener Prinz Zerbino hat er die Poesie überall
gesucht: in den Spaniern, in den Altdeutschl,,,
weil er sie da nicht suchte oder vielmehr nicht
fand, wo fic allein anzutreffen ist: in der eigenen
cmpsinoendcn Brust, Sein Talent, aber sein
abgeschniacklen in eigentlich poetischer Weise,
3e,n gestiefelter Kater, sein Blaubart sind
Meisterwerke in ihrer Art, Wo es aber auf ein
Positives, Wahres ankommt, nimmt er proteus-
übl'l' und spricht aus ihm Iierans, statt den
Schriftsteller in sich aufzunehmen, das Beste
desselben in den eigenen Lebenssaft zu ve»
,;u erstarleu. So hat er deu Shakespeare über»
gestülpt uud will ihn mit Haut und Haar aui
das deutsche Theater übertragen, ohne sich darum
zu tünimoru, ob die heutige Lmvsinduugsweise,
er mit Caldeiou versncht nnd scheint Lust zu
haben, auch Euripides unchfolgeu ,-,u laf,sen,
Ls ist aber vor allem nötig, daß die Menschbcit
Instand walir nnd lebhaft empfinde: nur was
es damit iu Zusammenhang bringen kann, ist
ihm lebendig, Für Totes oder mit Abstraktion
der Kompaktheit des Begrenzten bezahlt, Tieck
das Epos hat finden wollen. Die Poesie Iiat
aber mit der Prosa nichts gemein, die eine
fliegt, die andere gebt, die eine singt, die andere
spricht, Vin eigentlich poetischer uud poetisch
so abgeschmackt ausnchmen als ein prosaischer
in Verseu Tie ^/artyres uon Chateaubriand
aber gefallen — außer denen, die sich eben da>
mit amüsieren wollen — oor allen, jenen halb»
scln>n,!!I,eit, Vcinunftiges und Traditionelles
gern in einen Topf zusammenmische!! uud, un»
fähig, irgend etwas rein aufzufasseu, alles zu
haben glauben, wenn sie aus allem ein Nichts
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik