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spanischen Literatur, 255
Ta>? Tal uon Earriedo in Asturien Dali»
das Dorf la Vega, der alte Solar, Lehensitz der
Vonaliren Lope de Vegas, Er erwähnt in
v0ü E,irri^do, Der Vater Lopes, Felix de Lope,
vertauschte diese» WoliusiN nnt Madrid, wohin
er einer Dame nachgefolgt seiu soll, in die, ob-
wohl verheiratet, er fich verliebt hatte, ^eiue
>'),nn» tam il,,n aber daliin uacl,, und sie ver-
söhnte» sich N'iedcr, In Madrid also, nahe bei
dl'm Tore von Guadalajara, a,n '.",'>, November
die frül>e Neife seiner Fähigkeiten, Übrigens
soll er später sprechen, als denken, gelernt und
aufa»^ seine Lektionen durcl, Gebärden und
läßt inan ihn, außer der spanischen, auch noch
der lateinischen Sprache mächtig sein, Älo ei
»och »icht schreiben konnte, ioll er bereits Verse
Ja, >v>e Lofte von fich selbst sagt, schrieb er
bereits Verse, ehe er zu sprechen vermochte, was
sich aber leichter erklärt, wenn sich die Sprech»
Mit zehn Jahren wnrde er nach Alcala
de 5. '^nareo g^sllnttt. Er lernte dort, >uie er salbst
Französischen mächtig geworden sein, Portu-
giesisch konnte er wohl wie alle gebildeten
Als er dreizehn oder vierzehn Jahre alt war,
starben ihm schnell hintereinander Vater und
Mutter, Um ihren Nachlas; soll ihn und seine
beiden alteren Geschwister, einen Bruder nnd
der damit nach Amerika entflog Sein Briider
diente in der spanischen Armee nnd war außer-
?a tam ihm plöMich mit seinen, M^iischiiler
H'iinandu Mnnoz die Lust, die Welt zu sehen,
ab In 3egovia kanfen sie einen Gaul, um ihr
Astorga, Tort aber schon bemerken sie, das, ilir
Geld schneller zu Ende geht, als sie geglanbt
hatten, und beschließen daher, umzntehren, Nach
Goldschmied, dem sie eine güldene «ette ver»
l>0>le!,, als <, '^id>iä,iig angehatten. Der
Alkalde aber schickt sie ihren Verwandten nach
Madrid zu.
Dort findet sich 3»pe, kanm fünfzehn Jahre
alt, der qr^lVn Not rnei^i^'l,','!, Er wird
T,l',,sc adl-r naä, emeni Ialn.' »uicder.
Bald darauf findet er sich als Sekretär des
Vinlwi^ von Ämla, Germiimo Manriaue deBara,
(^eneralinauisitoren und päpstlichen Legats der
Flotte gegen die Türken, Lope spricht von ihm mit der höchsten Verehrung, und seiner Nnf»
munterung sollen die ersten schriftstellerischen
danken habe,i, Diefes waren einige Eklogen
und das Tchäferspiel Iaeinta, um das Jahr
1578 geschrieben, als Lope nur erst sechzehn
Jahre alt war.
Siebzehn Jahre alt, verließ Lope des Bischofs
Dienste, ohne daß man weiß, warum, wahr»
Uou Jahren besaßen und umhertrieben
Nicht leicht hat ein Schriftsteller so wider«
sprechende Schicksale erlebt, als Lope de Vega
in seinen dramatischen Werken, Ich sage: in
seinen dramatischen Werken, da seine übrigen,
die odrzz 8uelt,23, im Laufe des vorigen Jahr»
hnndertö mit eigentlich fpanischer Pracht in
n>,i? ans eine fortwährende Anerkennnng der»
fclben von feiten der Nation schließen läßt. Die
dramatischen dagegen wurden seinerzeit als ein
Jahrhunderten so rein vergessen worden, daß
ein vollständiges Exemplar ihrer auf 2? Quart-
bände angewachsenen Sammlung gegenwärtig
unter die größten bibliographischen Seltenheiten
gehört,
Tiese Erscheinung ist zum Teile erklärlich. Er
lebte zur Zeit der Kindheit des spanischen
Theaters, oder hat vielmehr dasselbe aus seiner
«indbeil heraus- und herangezogen, Nein Publi-
kum bestand nicht, wie das der bald darauf
folgenden französischen, sogenannten klassischen
Bühne, aus den Gebildeten der Nation, son-
dern wie denn überhaupt in allen südlichen
Ländern die Absonderung der Stände nie so
schneide,id war, gab sich Hoch und Niedrig, mit
eineüi starken Übergewichte der letzteren, dem
er »nißte auf alle Teile seines Publikums Rück-
sicht nehmen, wenn man auch voraussetzen wullte,
daß die Vornehme», bei aller Uberbilduug von
einer Seite, nicht doch auch au Plattheiten und
mitunter ziemlich groben Späßen, Wohlgefallen
gefunden haben sollten.
Allen gemein war übrigens das Streben nach
Neuem nnd, bei der Starkgläubigkeit der Zeit,
nach Unerhörtem Mit der wahren Inncrlich-
als die Spanier das Bewußtsein, daß sie doch
nur ein Spiel vor sich hätten, uie ganz anßer
Augen setzen, wie denn selbst bei den tragischen
soncn aus ihrer Rolle heraustritt und in der
wirtlichen Eigenschaft als Schauspieler dasPubli-
vn-lon Fehler bittend, nnd so die Illusion gerade
da zerstört, wo die Dichter aller anderen
Nationen und Zeiten sie anfs höchste zu steigern
Pflegen,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik