Page - 267 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
Image of the Page - 267 -
Text of the Page - 267 -
2, Zur spanischen Literatur, 207
lommt dem Spanier überall eiu historischer Au-
!,,I!ri!IU,!..->,',,,!>! Zugegen,
Tie bei den^iltrleu spauischeu Tichtern öfter
vorlmumeude Situation, das-, der König, bei
seiner Geliebten überrascht, sich nicht vcN'crgen
>vill, sondern bleibt und sich durch Unbeweglich-
teit und Schweigen für nicht anwesend gibt, er-
scheint auch i» diesem Stücke, Nur schade! die
l'>l<.'s,nltigkeit hier, daß der eintretende. Vruder
d/r ^"/x/dten ,',>var seine Absicht leipeüiert, aber
spricht, Worauf dieser ihm den Nucken wendet
uud fortgeht,
TcrEingcing eigentlich b büsclipatnarchalisch.
In der Folge tritt es zuni Teil ans dieser ,^ai°
t.ing heraus und wird allgemeiner, uur Jakob
uud sciue Sölme beharren, Tiua, eine eigent^
liche Spaniel,», Etwas stark die Szene, wenn
rannen haaren und maltratzäll nnfs Theater
lomnit, foivie >uenn sie später deu Vorgang
ihreiu Vater erzählt. Übrigens alles das sehr
gut, Vbenso das Verhalten Jakobs, der sich mit
einer Vermäblnng begnügt, Tagegcn die
hebräische Rachsncht seiner Sühne, in die Tina
selbst, echt spauisch, eiustimnit, Glückliche Tichter,
die eiu so wenig verbildetes ^ublilum uor sich
haben, daß sie Umstände, wie die Beschneidnng
d>-,- ganzen Volkes üou Cichem, erwähnen
können, ohne einem ölrinsen zu begegne», Tas
Geschicte Verfallenen, feine» eigenen Tlbatten
elicl^eincu ;li lasieu, hier vor dem 3odc ^,,1','in^
nickn sel,r gliicklich angebracht, Tagegen der
Echlnß luieder vortrefflich, Tie ,vnleu 'iiclieu
Cogar dic sck,e>-,!,afle ^eiio,, lommi noch einnial
vor, uud du' ^orge für die Herden uimmt die
leni^'n Verse deo Stuckes eiu, Gewiß: au Nalu»
empsiuduug und Einwohucu iu deu >le>>i der
Begebenheit hat niemaud Lopcn übcrtroffen.
Toll ich deuu iinnier fortfahren, diese hockst
wuudeiüclieu Plodultionen als Uortrefflick, au»
0> isr eiu Neiz der Natürlichkeit, eiue Äluio-
sphäre von Poefie, und bei dcu barocksten An°
lajs'u eine ^valnbeit der Äusführnug, der mau
nicht widerstehen kann, Z, B, daß Nönig und
^öuigin nach einer Treuunug Uou freilich
lvcuigstens er sie anch später uicht, und sich von
neuem ineinander verlieben. Wie seine Ne,aung
nach nnd nach geradezu sinnlich wird, die beiden
sich auf dem '^egc uach Loudon in die Gebüsche
verliere», H^^ ,^ fich j , ^ sagen, und wie die
beiden begleitenden Bauern, um die Tugend
besorgt zu werden, Tie Toppels;cue, die daraus
entsteht. Ich weiß damit nichts zu vergleichen. 2ie Liebcsszene in Nomco und Julie erscheint
dagegen beinahe wie gemacht,
1,08 pl»I»oi<)8 se 6n1i»n».
Wahrscheinlich bestehen oder bestanden zu
des Volles M>2ll!()8 6s L2li«MÄ hießen, Tadurch
gewann das Stück für den Spauier ein örtlichco
antiquarisches Interesse, das gegenwärtig weg»
B, wo der Graf Arnaldo den Wachen die
Geschichte einer Befreiung in seinem Vaterlandc
erzählt, und dadurch, der vom Balkon zuHuren-
deu Prinzessin die Mittel zu ihrer eigenen Flucht
des Liebespaares, iu Gegenwart des Vaters und
seiuer Geliebte», indem Carlos statt des erstere»
zur letzteren spricht, dabei aber den Sinn der
Vort/ auf Galiana richtet, indes diese, hinter
der Freundin verborgen, ihr die Antworten
sonffliert, die der König auf sich bezieht, Ta3
die, trotz ihrer wütenden Liebe zu einem, doch
aus einer tzand in die andere geht, vier- oder
iuuimal im Begriffe ist, geschändet zu werden,
Schnee, Mit dem Hanpthcldcn Carlos scheint
übrigens nichts mehr uud weuigcr alc> >larl
der Große gemeint,
Ton ^elir uud Lliakon lommcu. Sie fliehen
au--- »astilien und habe» den Weg verloren.
Tazu Tonnn Llvira nud ^ippolyta als Land«
madche» gekleidet. Wir erfahre», daß Lluira
halb vo» ihrem Bruder, dem Almiraute, in
eiuem eiusamen Laudbaufe abgesondert gehalten
wird. Tie Reisenden wcudeu sich an sie, Felix
uud wir find eines Schlages auf dem Gebiete
der Pl,autnsie, Redensarten der ausgesuchtesten
Qualität werden mit Uornehnier Sicherheit ab»
geleimt und in Schranken gelnilteu. Fiir seden
Fall aber das nahegelegene Laudhaus als Aus«
trägt, daß Name und Staud der Wirtiuueu ver-
bürgen bleibe.
Warum Tou Felix aus Kastilieu entflohen,
erfahren wir in der zweiten Szene, wo König
worde» siud. Seine Vcmühungcn bleiben
übrigens fruchtlos, und er ist genötigt, den
Racheschnaubcuden gefangen setzen zu lassen.
Auf dem einsamen Schlosse iindeu wir Felix
und Vlvira wieder. Sie Ucrhehlt den Eindruck
>,,!>>!, ixn er anf fic gemacht, erklärt aber jedes
back to the
book Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II"
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik