Page - 296 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
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L9L V, Studien,
Ehristeuglaube,! zu bewegen, er verbarrt aber
iüi verstockten Ttillsckuveigen, Nachdein die Vor-
stellung von »>ott, Ehrislns, den Aposteln frucht«
los grivese», fordert er ihn endlich ini Name»
Johann des Täufers auf, Ta l'richt dcr Manre
sein Schlveigen, liegehrt die Taufe und will
Johannes geheißen werden, Er wird getauft
»nd stirbt, indem er Icsns, Maria und Iohauu
den Tänser anruft,
Tiefen, >oie gesagt, greuliche Zeug, wird durch
die lebensvolle Iiidividualisiernng aller, selbst
der Nebenpersonen, zu einer Art lüustlerifcben
Geltung gebracln, Tas fron,nie Eliepaar, der
leichtierlige Beltran, ja selbst die Bäueriuueu,
die in ilneni Touutagsstaat zur Hinriättiing,
wie 511 emeni Feste gelien, das alles lebt und
bewegt sich, Ja selbst eine Art Vergeltung geltt
durch das ganze ^tiick^ Haniet, der der Wahr-
sagerin zu seinein Tcbaden glaubte, Der uu-
trene BeNran, der fchiver verlvnndet wird uud
bei der vmrn'btnng niit verbuuoenem slopfe er
scheint, Ja selbst über Dou Gaspar uud feiner
Gattin dürfte vielleicht ein leiser Tadel schweben,
das; sie als Nalwerwandte eine Ebe einge
gangen l>abeu, Lope de Vega erwähnt derlei
nicht, aber die Tingc sind da uud erweise» sich
felbst, Waruni denn sonst hätte er sie zn Vetter
und :'.'>ubme gemacht?
Ton Juan Eastelvi, der das Stück erösfnet,
verschwindet im Verfolge, indes es doch leicht
war, ilin, allenfalls bei der Instandcbringuug
,>>ders, noch einnial vor die Auge» z»
bringe,,,
K'L, Was das Verhältnis von Vetter und
Mnbine betrifft, so tonnte ja sein, daß sie's wirk.
lich waren, da das Stück offenbar auf einer
wabren Begebenbeit bernbt. Mau muß mit
Deutungen nicht zu freigebig fein,
!,! l>»«eute eu ei I>,^,n-.
Tie-? Tliick ist ein kleiner Edelstein, Nichi
als N'äre es als Lustspiel gar so vortrefflich,
dazu ist dcr Inhalt dcun doch zu uubedeuteud;
aber daß dieser Inhalt, aus Schaum uud Nichts
gebildet, mit der gewandteste» sinnst, oder viel-
mehr der glücklichsten Natnr, sich in volle drei
Atte auseinander legt, so daß die Zuscher,
wenigstens die damaligen, keinen Augenblick aus
dem (iug der Aegebeuhciten herauskamen, das
ist das wabrhaft Meisterliche an diefem artigen
kleine» Tinge, Zwei Fraucuzimmcr, mit ihre»
Zofen uud Vhreudiencrn fton denen der eine
Tichter ans Hunger ist, welche Qualifikation er
bis ans Ende bewahrt), machen Bekanntschaft
auf dem Wege aus der Kirche, Sie plaudern
von allein 1 von Schönheitsmittel», von ihrcu
^iebbabern, und die eine, Laurencia, verspricht
der andern, Elisa, ihr ihren Liebhaber Felicia,«
zum Scheine mit einem Bricfchcn znzufendcn,
damit sie defsen Bekanntschaft mache, Fcliciano
stellt sich ein, findet 'Wohlgefallen an der
Freundin seiner Geliebte», wird aber vo» Elisas
Vater und Bruder überrascht, die durch deu Besuch die Eure ilner 3ochler und ^>
bloßgestellt fiudeu uud zur Genugtuung nnf eine
heirat dringen, Fcliciano, der nicht über»
flüssigen Mut nnd eine Vcimischung von Eigen >
nutz hat, fügt fich dem Unvermeidlichen n,,d >>t
»un Elisas Vräutigam, Lanreneia, von deni
Treulosen selbst in Kenntnis geseht, beschlies;t,
echt spanisch sich zn räche», nno Iäs;i
n'indc, daß sie ,I,n, al-> eine,i Erfahrenen in der
wahrsagen lassen wolle. Er erscheint, ,nacht diD
,<nenz über ihre Haud, kiißt diesem >ileu, uüo
sonnt die Ha»d, und Wohlgefallen nnd Nach»
begier spiele» auch bei il,m ihr natürliches 3piel,
EarloZ stellt sich an, nach Flandern in oen >lri>g
gelien zu »vollen, und begibt sich zn Elisas Vater,
um vou ihm Wechsel dahiu ci!!z,il,a,,t>eln. Er
findet die ganze Familie niit dem Bräutigam
stehen, daß seine' Vermogensznständc herab-
gelommen seien, nnd er leine Verbindungen mit
Flandern mehr habe, lluter dem Bilde eine^
treulos geworoeucu Freundes erzählt er das
llnglück seiiier Liebe, nnd Elifa ist anßer sich.
Unterdessen hat aber auch Feliciauo sciue Trcu»
losigleit bereut. Da die Kontrakte fcho» ge»
fchloffen sind, uimmt er die Geringfügigleit d r
Mitgift zum Voüvaude, uud begehrt statt der
vcrfprochcucn L000 Dukaten 10 0U0, Er glaubt
fich uuuuiehr schon frei, aber Elisns Bruder
iltavio, der die Heirat um so mehr wünscbt,
als er selbst in Laureneia verliebt ist, erklärt,
auf sciucu Teil der Erbschaft Verzicht zu leiste»,
c»tdcclten Fehlers selbst z»rüäträte, Uuter--
dessen hatte Carlos, der fiir abwesend gilt, vor-
geblich als sein eigener Bedienter, mit Elisa
nachts am Fenster eine Zwiesprache gehallt,,
an deren Schluß er aus dcr Verstellung hcraus-
fällt nnd Elisas Bild fanit ihren Briefen vor
ihrem Angesicht zerreißt, was aber »ur 3pie!>
karten sind, die ihm sein Bedienter heimlich zu-
gesteckt, Ei»e sehr komische Szene ist, tt"
des Skandals Wege», Zofe uud Ticner herab»
schickt, um die zerrissenen Trümmer cniszulesc»,
und sie uun uichts als Spielkarten fiudet,
faucze», die Vcdiügimg der vermehrte» Aussteiicr
ist erfüllt, und es kommt zur Vcrlobuug, zu der
sich unter den übrigen Gästen auch Carlos und
Elisas eigentliche Absicht hervor. Sie wollte
nicht von ihrem Bräutigam aufgegebcu sein,
aber feierlich um ihr Ja befragt, fvricht sie ein
festes uud bestimmtes Nei» aus, Naß min
Earlos in seine alte» Rechte tritt, versteht sich
von selbst, Lll!ire»cia aber, statt zu Felicia»?
zurückzukehren, wählt Vlisas Bruder Otavio,
wodurch den» uatürlich alle Einwcnduugeu gegen
feiner Schwester .Heirat hiuwegfalle».
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik