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293 V, Studien,
aus. Das Ehrenwort des Prinzen, daß er sie
nicht berührt, gleicht zuletzt alles aus, und das
Paar wird vcrciniHt, Auch Don Felix erhält
die v^and seiner mehr als zweideutigen Ge-
liebten Marccla, Aber so will es die spanische
Thcatersitte: auf jedem Tops ein Teckel,
In diesem Etnäe lmnmt auch das berühmt
gewordene Tonett vor, das der Bediente Ehacon ,
dessen ganzer Inhalt nichts ist, als der Versuch,
ein Sonett zu machen, und das Gelingen uon,
Vers zu Vers,
vel mal la meno».
Ein völlig plausibles Stück, Nie ersten beiden
Akte als gut an sich, uud der dritte, wo eigent-
lich der hauptknotenviinlt schon gelöst ist, dnrch
2ie wunderbare Gabe Lopc de Vegas, die ,^a»d
luug zn entwickeln und zu gliedern, überall
natürliche Motive zu finden uud so selbst lieben
und Aussüllszenen ein Interesse zn geben, Ein
spanifcher Nitter, Ton Juan de Niendoza, hat
sich einer Ehrenfache wegen nach Neapel ge>
flüchtet nnd ist dort, seines persönlichen Wertes
um ihre Fürsprache, Vortrefflich ist die Szene,
in' der fie dies tut, Die Königin sagt denn
ersten Worte schon Gewährung zn, sie fäbrt aber
dcinungeachtet immer fort, Gründe anzuführen,
und nachdem ihr die Königin schon zehnmal ja
gesagt, ist sie noch immer nicht müde, sie zu
bestürmen, Hedcr andere würde der Königin
anfangs Wcigcruugeu in den Mund gelegt haben,
um der Szene Mannigfaltigkeit zu geben, aber
diese Mannigfaltigkeit in der Wiederholung zu
finden, in dem Immerwiederailsspreche>i t>cs ein-
zigen Gedankens, der die Vittwerbcnde beherrscht,
beurkundet dcn Meister, Nie Königin bringt die
Nitte au ihren Gemahl, der auch dem Spanier
auf der Stelle einen Gnadengchalt bewilligt,
obwohl ihm der Eiser seiner Gemahlin bei dieser
Fürsprache unangenehm aufgefallen ist, Nie
aufquellende Eifersucht wird verstärkt, als Don
Juan bei einem Turnier durch Sinnbild und
Tinnspruch auf feinem Schilde zu erleuuen gibt,
bah er eine hohe Name liebe, deren Vesitz er
nie hofsen könne, Ton Juan, der das verändcrre
glauben, daß der «önig in Eassandra verliebt
ein Nebenbuhler Nou Juans, ein Kartell seines
in Spanien zurückgelassenen Gegners, in dem er
ihn zum Zweikamps uach Paris fordert, Cassan-
dra, um ihn von der Reise abzuhalten, wendet sich wieder an die »onigiu, damit deveu ^>aiie
,Mi!^' >1!,i N^MÜ»''! >^'^' 0e>'N!!lliV. ?!,'
Königin läßt sich wieder ber>'!, !,ud>',,, und UM!
ist für den .König kein Zweifel mehr, Er de-
schließt, Ton Juan anc- der Welt zn schassen.
Unterdessen lommt derEonuetiil'le des>tmügs
Uon Tänemarl an, nm die Biaui '
abznlwlen, Eassandra weis; lein M,tiel, als
üNn'!! uoriUii.'I'cu, N'l'ln'i der ^nlai drc,
zur "Ader laßt und e>> an Sväüen niGi mangelt,
3er ttöniss hat sich aus die Jagd begeben, nnd
mit Ton Juan von seinem Gesolge cnlfernt, will
töten. Na kommt endlich da>> >
n,s der i.'n'be zn Eassandrn an den Tng, u,id so
peinlich dies Verhältnis dem «öuig ist, !
si doch vor Freude über das Unbegriindeie
seines Verdachtes gegen die >lönigiu lanni fassen,
einem nächtlichen Besuche sehr verwickelt ge-
worden ist, so meint er: von Übeln das IK'iiche,
und beschließt, das Paar zu verein,.,
welchem Ende er Nou Juan zum Alniiiante,
üiniercr und mehr dergleichen ernennt,
?lber nnch der «önig von ?änen,a,!, der
inzwischen angelo,,,inen isl, I,al einen Bnei von
macht er sich znm Freiwerber sür Ton Juan,
der nun Cassandrns Gatte >uird,
Tiefer Auszug ist, wie alle übrige,!, !el>r
liederlich, da ich die Stücke nicht in einem ^>,,ge
lese und am Schlüsse viele Nebendiuge wieder
vergesse» habe, Äür ist aber auch nur nm die
Hauptsache zn tu i.
Ter erste Akt prächtig, ganz in der besten
chronikalischen Manier Lope de Vegas, Ter
dritte mag hingehen, Ter zweite ist dein TeuiVl,
Tic Geschichte der Thronbesteigung Also,,-- VIII,
inellwürdigcrweise in einer anderen Version, als
sie in einem andern Stücke Lope de Vega^ vor»
toniint. Damit ist die Liebcsgeschichte der Varona
Ehre von äAen männlichen Aesnchern entsernt
gehalten wird, Ter Infant von ?lavnrrn, Don
Vela, der gckomnicn ist, um die Vrüdcr zur Hilfe
für den jungen Alfuns aufzufordern, dem uon
feinem Stiefvater, dem Könige von Aragonicn,
sein Ncich vorenthalten wird, gelangt dnrch
Bestechung eines Dieners dazu, sie als Bote ver-
kleidet zu sehen, wo denn eine wechi/lseitigc
Neigung entsteht.
Die Brüder, als sie in den Krieg ziehen,
nehmen die Schwester, um sie nicht allein inrüct-
zulassen, als Page verkleidet mit sich. Unter-
dessen haben die Großen von Kastilicn beim
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik