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326 V. Etudie»,
einen oder andern dieser Vermögen nnn, inso
fern dndunl, die der übrigen paralysiert und
nicht zur Sprache gelassen wird, ist das, was
inan 'Täuschung der >lunst nennt, welche
Täuschung gleichfalls eine Wahrheit ist, denn
sonst tonnte fie nicht wirken, aber eiuc teilweise,
nicht objektive,
Vcsseisterung,
Es gibt auch eine tcle alogische Beg^ist>'
rung laus abbildloscr Betrachtung der Natur),
Ti^se unterscheidet sich von der ästhetischen da-
durch, das; leytere dnrll, unmittelbare Beziehung
auf ein begrenztes Objekt der Ausäiauung zur
(iinl)eit gebracht uud befriedigt wird.
Die volle Übereinstimmung eines Gegen-
standes mit uuscrem ErtenutnisvermüHen ist ein
liegt gleichsam bloß eine duuklc Vorahnung einer
Allegorie.
Nie Personif ikat ion, als Versinnlichnng
eines Begriffes, wird dann zur Al legorie,
wenn nicht die Schönheit der Darstellung, sou-
zur Müglichleit swic in der bildenden 5lu»stj
oder zur größcrcu Viudriuglichkeit und Annehn,
lichleit der Darstellung des Begriffes lwie in
der Poesie > angeioendet wird. Die Allegorie ge-
hört dayer, >uie die äsopische Fabel, nur zum
Teile ins Gebiet der 5tn„st,
Typen der EinbildunMraft.
Es ist unstreitig, daß durch öftere Wahr-
nehmung mannigfaltiger Individuen, die zu
ein« Gattung gehören, sich der Vinbüdnngs
von Begriffen die Grundlage macht, Nie ge-
wöhnliche Aufmerksamkeit aus die Operation des oie? In di-m Augenblicke z, B,
als ich den Begriff: „7vavbe" d^>>>, ^^
nahe zugleich, ei» gewisses undeultu!^
von etwas, das, ohue eigenüuch eine besiimmtc
Farbe dav^i,stylen, doch init ieder Farbe mehr
Ähnlichkeit hat, als sonst irgend etwa-'» >n d>^
Welt — dieses nndenttiche Bild, sage ich, dieses
nnnntcrscheidbare Aggregat von Bildergliedern
«st d '^n I,,!,alt, Tiefes Phantasiebild liegt
selbst den abstrakteste» Begrissen und Ideen,
denen von ^>eit, Ewigkeit, <°>>ott ii!>u, ,',>>gr>,nd.,
sonst sind sie undenkbar, Dieser Typus der l^ir,-
bildungskraft nnn, wcit« vevfl'Igt, in fciiu'.i
Teill-n M grösieler >l!a>l,eit des Ben.'ns!tlei!!)
gebracht, gibt die Grundlage des Ideals fnr
d,^Äunst,
^»rm der Hwrttmäiiisslcit,
Kants ^n^'ckmäsngleit ohne ^wcck nnd Zn-
ohne Begriff, in seiner Ertlärnng der Eilimihrit,
ln'rstt'!''' ich ungefähr so^ Außer dcr objettioc^i
Veschaffenlieit einr!> «'»cgcnstandrs, die vor allem
dem Begriff zugrunde liegt, und d>'» snbjetliue!!
Empfindung des Angein'hnien N'altrn, tan» es
>a nocl) oi,,rn dritten Bezng geben, das Tasein
z, B. eines gemeinschaftlichen Banden, di>5', ans
einem gemeinschaftlichen Urheber hervorgehend,
^>!>!n wiUnfchcinlich liegt der ini ><<,
schmacksnlt^il gefühlten ^»>n»!!,!ensti!n,nnng ein
solches Trittes zugrunde, welches das Wort des
Rätfels, den wirtlichen Begriff des Zwel!«' ,',nr
erkannten bloßen Form der Zweckmäßig!,!! ,,ü
hält! dies Dritte kommt aber nicht in nnfrr
deutliches Bewußtsein, und wir müssen es daher
beim Denken über das Schöne außer dcr Nech-
nung lai,Vn,
Genialität.
i'^an hört i» neuerer Zeit nichts häufiger
zuerst, was das heißen solle. Will man damit
von jemanden sagen, er fei ein Genie? oder nur,
er fei etwas annähernd dem Genie Ähnliches?
Im ersten Falle sollte man bedenken, daß das
Genn', wie die Aloe, tanm alle hundert Jahre
Pflanze anfzuwciscn hatten, und sollte die
neuere Zeit daran auf einmal so fruchtbar ge«
wordcu seiu? Wodurch und wie? da es sich
bier um eine Naturgabe handelt und nicht um
etwas Erworbenes, Augebildetes, wie jedermann
zugibt. Nimmt man aber genial nur für etwas
dem Genie Ähnliches, so muß vor allem genauer
bestimmt werden, was deuu das Genie eigeutlich
sei, um es auch in seiner Ähnlichkeit wiederzu-- erkeuuen und von verwandten Gaben zn nnter»
fch> iden. Die nächstverwandte Gabe aber ist das
Talent, Betrachtet man nun Talent uud Geuie
mir als Etufeuleiter eines und desselben Ver-
müaeus, nur dem Grade nach verschieden, so
winden die Ausdrücke: ein großes uud ein
außerordentliches Talent, und: ein Genie, gleich-
bedeutend sein, was man wieder nicht zugibt,
^ebl'ns unterscheidet hier sehr genau. Wer viele
Sprachen mit Leichtigkeit erlernt und mit Fertig»
keit gebraucht, ist ein Sprachtalent; wer die
llbeleinstimmuna nnd die allgemeinen Bezüge
d'rselben Sprachen oder vielmehr der Sprache
überhaupt durchschaut, von den Zweige,, ,i,u,
nachweist, ist ein Sprachgenie, wenn er sich auch
in keinem einzigen fremden Idiome mit Br-
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik