Page - 336 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
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ist entweder ^ti l oder Manier, 3tll, >uenn die
Entfernung nach den Forderung,.',! des Ideals
sieschiebt; Manier, geschieht sie aus was imnil'r
sllr einem andern Gesichtspunkte.
Nie sogenannte »moralische Ansicht ist der
Hauptvorzüge dieser letzteren gerade darin be
sleht, daß man durch ibr Mediuni auch jene
Seiten der menschlichen '.'l.niir genießen kann,
welche das MoralgeseN mit Recht aus dein U'ir!
lichen Leben entfernt halt.
Ein >l!>iisnv>>! niusi sein wie die Natur,
deren veitlältes Abbild es ist! für den tiefsten
Forschcrblick noch nicht ganz erklärbar; und
doch schon für das bloße beschauen elU'as, und
zwar etwas Bedentendes, Wer etwas schafft,
das der genicin menschlichen Fnfsungslraft
nichts ist und erst der tiefsinnige,, ^
sich gestaltet, bat vielleicltt ein plnlusophisches
löst, alier "er hat kein >lnns!»,>erk gebildet.
Die sinnst ist leine Frucht der Vildung, deun
das Wcseu der Aildung ist Vielseitigkeit/ die
Kunst aber bericht auf ^infeitigteit, I>,r nius;
blicke des Schaffens uud des Genießeus an die
Stelle der ganzen übrige» Welt trete».
Die Knnst verhält sich zur Natnr, wie der
Wein zur Traube,
Was den Teutschen vor allem fehlt, ist der
Kunstsinn, Tieser besteht darin, den Gedanken
im Bilde zn genieße», Tie Teutschen gehen aber
ans den Gedanken los, ohne sich um das ^ild
viel zu beliinimern, Tiefe Geistesven'affnng g^
l^ört der Wissenschaft an, zerstört abel die>,n!,fi.
Wenn eine Icit in der Kunst für das hohe
und Tiefe schwärmt, so ist der Geschina.! v^r
korben; denn der wahre Sinn — um nicht zu
sagen, das Verständnis — für das Tiefe uud
Hohe, ist immer nur das Vorrecht einzelner Ne»
czabter, die andern beten nach.
Die Betrachter von Kunstwerken lassen fich
nach drei ^tnfen der Ausbildung einteilen, Tie
ersten sehen bloß aufs Außen- und Machwerk;
das sind die rohesten und gemeinste», u»d die
meisten Tie zweiten, die, obschon über die
Uurige Stufe binaus, doch selbst nicht überflüssig
Ideen haben und bei denen die wenigen vor-
sehen auf Gehalt, Gefühl, Rührung, Begriff,
Iiiullllischen Wert, weil sie sich durch diese Eigen- g 7
findnngcn und nnenlwiilelten A,,fi>i>t.'n erst b>
,I,ies elgeiien 3c!bst gclangcn, T,c düll>',! ,,,^
l!ii>, i?>c fclbst ,vas zn machen imsiande fine,
oder die wenigstens wissen, wormif es dabei a>,
>l0vf gelien, bis sie einmal znr lünsx
Ansbildung einer ei,,zigen gelangen lönnen,
,viffen, daß Fdeen woblfett sind und nur da,,^,
^'lommen, >venn das H>l'glis!sf!l-Iett niit dem
wcul^i, "v>eisll! des Taf^ins bekleidet worden ist.
Sämtliche ',V>'ii ^>id>',üj>>!,> ni,! Uirer Ve!unnde
rnng der >lu>,s!we>'Ie des ^liltelatters sind auf
len >luns!s!nfe, 3er ll,nsta,,d, das; Nl'N
fäu'n über ilnc Impotenz belehrt haben nnd
über ihr Verlennen dessen, U'oranf es anlommt.
Ter Kunst die Erkenntnis der Ideen znzu-
>vo es denn endlich auf die Urbilder d, >
hinausgeht, deren Lrtenutuis deiu Menschen
wol,l nicht gegeben sein dürfle. Tan dem
!>!n,,f!lcr bei vollständiger Konzentratio» aller
^er Plnlosoph konzentrieit >,ur die
es da noch bis zu den Urbildern, ^n frichrler
^,e,l !>lN man ftat! ^d>'en ^InfiilNen gefagl, nnd
da kann es denn allerdings Iiöil'st vernünftige
nnd annähernd richtige geben.
Was ist komisch? Ist komisch uud lächerlich
das nämliche? Wenn lächerlich das ist, wenübev
man lacht, so ist nnch der Witz lächerlich, ohne
darum komisch zu sciu. Der Witz ist lorroiw
das Komifche ist ervannv, ^v,!/,!^' Menschen
sind ost uubt gute ^e,,f>I,>'n, !o,n,s>!,e sind fast
nie böse. Der Witz gehört dem Geiste an, die
Komik jener gemischten Region, die man Ge-
müt nennen kann, wenn es einem beliebt, W0
^mpiindnng nnd GefnM, Fülwal,lbalien Mau-
>,>'n'' nnd Plmnlafie, ".'ieignng nnd '^nme ilneu
Sitz haben. In der Wirkung steht das «omisch.
am nächsten dem Spaßhaften, obwohl die vv>
vorbringnng des Iil.u.ien e!>l>>is Bewußtes hat,
das bei dem Komischen nicht notwendig ist.
Man macht eine» Spaß, nnd man ist komisch
— Hier wäre vielleicht einzubohren! — Wie,
weun das Komischc das Objektiv-Lächerliche
wäre, gegenüber dem Spaßhaften, dem Witzigen,
dem Satirische», das in der Wendung liegt und
fnl'ieltivcr Nalnr ist.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik