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338 V. Etudicn,
eigenen Weg gebrochen haben, indes wir in den
übrigen viel zu spät getounnen sind, nm auf
etwas anderes, als ans den Nuhm mehr oder
weuiger glücklicher Nachahmer Anspruch mache»
Meine Behauptung geht dahin, daß die
Musik, abgesehen vou dem Mangel an Talenten,
i,i Tei,ischland ans dein Wege'der Verschlechte-
rung sei, weil sie sich ans ihrem eigene,, ^n'
biete in das der Poesie hinüber begeben hat.
Hier ist »»» vor allein nötig, daß wir die
Gebiete der verschiede,,eu «ünstc zu bestimmen
snchen,
^'ie unähnlich sie jedoch im einzelne» sein
»löge», so tommcn sie doch in den hanptbe-
stiinniiingen, aus einer und derselben Richtung
des menschlichen Geistes, der Knnst angehörig,
oder wese,!tlichen Bestandteile aller ,«n»st unn
sindl der sinnliche Eindrnck, die Empfindung, der
Gedanke, Wac- einen dieser Faktoren entbehrt,
gehört »icht niehr der >lu,ist a», verschiede»
aber ist da^ '.v,'aß deo Anteils »nd die Stufen«
jolge, in der die verschiedeuen Künste an den-
selbe,i teil nehmen,
Die Malerei (die Plastik mit ei,»begriffen)
geht von sinnlichen! Eindrnck ans, erweckt da-
durch den Gedanten und durch diesen die Emp-
findnng, Tie ^usit, gleichfalls vom Sinn emp-
sangen, geht jedoch unmittelbar auf die Enip
finduug über, und der Gedanke, der tanm je
zu!» völligen Bcwnßtsein gelangt, ist in >Viuer
Unbestimmtheit der letzte, gleichgültigste Vestand-
teil des Wohlgefallens oder Mißfallens, Nie
Poesie endlich, die freilich anch sinnlich gehört
oder gesehen werden mnß, wo dann an^ dem
yiltcu ooer schlechten Fall der Verse allerdings
ein Miuimum von Liist oder llnlnst entstehen
mag, fangt doch eigentlich erst mit dem den
durch ihre Verknüpfung die Empfindung, und
die »icht von außen hinein, fundein vou imieu
berau^gehende Versinnlichuug ist erst die letzte
Etnfe der Vollendung,
Tiese Unterschiede, wie gleichgültig sie von
vorulierein scheine» mögen, bestimmen doch wirk-
lich das Gebiet der Künste,
Von seinem Ursprünge kann sich uichts los-
sagen, Tcr sinnliche Eindruck, wo er den An-
sang macht, ist so stark, daß die später folgende
Billigung oder Mißbilligung des Verstandes
die Wntung nie mehr ausgleichen kaun, die das
Individuum durch seine natürlichste Wahr-
»ehmungsquelle, den 2inn, empfangen hat; es
gesetzten Eindruck gäbe, nie eine» einfachen
ganze», wie ihn die Kunst fordert,
Weu» Geister von: ersten Range sich nicht
blos! in der Lösung ihrer Aufgaben, fondern
au.ch schon darin als solche beurkunden, daß sie >,!>> leiiie anderen Aufgaben machen, als welchen
>,'0!>!m,!,,!>',, '^>>',,!,ge zu !e,s!>'U MM'V dl',1, Mal',
ihrer Kräfte liegt, so Pflegt dagegen jeue vo,i
»iinoere,! Ordnungen oöer von nml! nillit völlig
ansgebildelen Gaben osl ^>>ade da^, gen^öhn-
liche Menschenlräfte llbelsteigeude vorzngsweise
!,,',!i',!>i!en, Wenn sie nun inäit erreittieu, >va?
eigentlich zn errei>!,en u>,,,>,>,Uni, war, so ver-
schätzt den Wert ihres Strebens »ach de,!,
größeren oder geringeren Grad der Äuuäln'inn,!,
zum Ziele, Aillig aber sollten Nn'uuisteus die
erreill,cn nicht gegöunt ist, vor dergleichen
Leistiiugeu iu.mer noch Achtung baden nnd nicht
bespötteln, was weder sie noch ilire 7neuude
und Angehörige» besser machen können.
Geinalitat ist Eigeu!um!ichteit der Auf«
sassuug! Taleut Fähigleit dec' ^di>'i>^>iel>en^ ^
deil Vesiher und seine »ächs>e U»,>iebn»g an.
Was »icht aufgeführt !uird, ist leer; wao ,,,,!:!
ausgesiihrt lvcrdcn lau», ist verrückt, Tas Talc>,t
gehört d« Welt, Ns ist das Verniögeu, dev
Idee eine Überzeugung oder ein Geqeubild bei-
zugesellen, Tas heutige Tenlschland ist die
al^' ^luse,,grade derselben Kraft, als quanti»
tativ verschieden zu bctrachien, Ihr !!ui>r
schied ist aber qualitativ. Genialität bezc,chu>!
die Eigentümlichkeit der Anffassnng, Talent die
Gegenbild bei, Das neueste Deutschland ist viel«
Das Genie bezieht sich ans die Auffassung,
das Talent auf die Aii^üinuug, Talent ohn.'
Genie behält immer seinen Wert, Genie ohne
Talent ist ein Vorsatz ohne Tat, ein Wollen
ohne Können, ein Tatz ohne Überzeugung, Nie»
mand spricht mehr von Genie als die Talent»
losen.
Leute von Talent, wie man gewisse Leute zn
daß es ihnen sehr leicht wird, etwas Ange-
wöhntes abzulegen ^ z, V, ein solcher Mensch
er nie anders gelesen hätte; ein wahrer Kopf,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik