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362 V, Studie».
tarricrc ivege,,, zu ihm übertrat, der galt üim
a>5> ein tluger 'Uiaun, und verstand er noch die
iiuust, ihn zu aniüsieren -^ wäre eo auch uur
durch Lchwächen gelvesen, die etwas zu lache,i
gaben — so war er wilttumnicu, Vie nieisleu
zu regieren sei, mochte ihni wühl schun srüh
vorgesänvebt haben, daher duldete er diese Lncr-
gunienen schon zu einer Zeit, wo ei selbst noch
ziemlich Freibeuter war. Nun aber kam bei il,,n
uach und nach das Alter mit der Perspeltivr deo
?ode-5 lieran, Turch den Tod des »aisers Franz
alternde Fürst hatte zum dritte» Male ge-
heiratet. Na der Leitstern seiuer Handlungen
im Privat- wie im öffentlichen Leben immer
dao »^eliislen war, so nahm er sich ei» junges,
rasmes, nngebüdetcs, von einer hochmütigen
nüd bigotten ^>i,tter geleitetes Weib, 2o sehr
sich der Fürst durch großartigen Leichtsinn nnd
5^>a!s- und Ar,nsch,nuck, Perlen und T,amauteii
hatte sie zu Genügen, Was blieb da zu geben,
als- zum Gelnirtotagsangebinde die Jesuiten,
zum Ncnjahrsgeschenlc die gemischten Ehen?
Ter Fürst waro in dieser Hingebung zum
Frömmler, oder wußte wenigstens selbst nicht
m.-yr, was er war.
In solcher Verfassung faud ihn die Kölner
Angelegenheit, Man würde i!>ni Unrecht tun,
wenn man annähme, daß er die ganze Größe
der Verwickelung von vornherein durchschaut,
daß er zu einer ,z.it, wo >lrieg und Ausstand
habe, gewiß aber ist, daß der erste Anlaß dazu:
di..' Tennnziation der hcrmesianischen Lehre in
3wm, von Wien, von der nächsten Umgebnng des
Fürsten, mit seinem Vorwissen ausging, Lr
überließ sich dabei nur seiner gewöhnlichen
Neignng zur Intrige, seiner gereizten Stim-
mung gegen Preußen und dein Wunsche, der
droheudcu kommerziellen uud politischeu Vcr«
Gegenteil aus, Teutschland vereinigte sich nur
noch enger zur Abweisung der römischen An-
maßung: außer Bayern ^ uud das nur für die
Lebensdauer des gegenwärtigen Königs — gc«
lang es keinen Proselyten zu machen; Preußen
erwartete fest und ruhig von der Zeit die Eb- nuiig der aufgeregten ÄVinnngc'weM'u ^ )>l,!,^
land cinannll' >iu<> ,, ,^ner ^,a>!,!i'o»!l',!,!i!^!!!. ,!
einen tntlwlischeu -nielropoliten, n,id der römische
Hof hat durch feine voreiligen nnd zeitunge»
!!!>!,,>,! !'le>l>altstreiche diefe seine l^eivalt für
,cni mid ininier zeistört. Von dem ',1,!,,enl'l>!!e,
alv !>>!> ^'igle, daß er noch immer dac-sclbe woüe,
wie ini nennten ^alnlinnderle, sioßl ilm da^
ii>i!ü^!>n!e nniuioeriiiflich zu>li,t, und >>,!>,>>,
er nun auch noch Spanien, so geltt der üwmu
nivnino zugleich nnt den, Äl'solnNvmiiv ;n
Grabe,
Ter Absolutismus muß aber zu Grabe ,1>'!>> n,
seit durch den Tod de^ ^ullan^ '.')la>nnnd ni,d
die dadurä, nen anfgetanclite orienlal,,>!,>' Frage
der ^Ireii z>l>ische,i de,i al'soluien '^ >>,i>!i>',, j^lsl
ausgcbrochen ist, Österreich, vou seinen ,^l,,>,,!.i,,
niit einen, ^'iiiche bedroltt, dnrch ein ueun»
i^>n,>!e<> Vergeude,! seiner >lraf!e mitten im
Frieden erschöpft, ist außerstande, gegen die '?l„
maßungen Rußlands irgeud selbständig auszu>
trete», L>i niliß sich den liberalen '">>,,!>>>',, ,,,
die Arme werfe», die es friilier zuriillui, s,, ,>>!,,!
Iich genug, wrun man e^ mit Ver',ei!,,!ng
,0,,,',,>,ei, vochnints, nnd soN'.'it e-5 die ,,>>,,,.,,
Fnieressen gestatte», aufniuinit, Franlreia,, an
dac> fiel, aiiznfchließen man früher versäumt,
finden, Ehe der Znstand der HüsobedürN,gleit
eintrat, konnte man al-? Aliierler derl>!
rnngen hennncn, n,odifi;ieren, nnn ,nnß man
sich ilinen fugen, Fa, will man nicht gan; d>,s
Tpielwert fremder ^iäil,!e j,,n, s,' wird man,
w,,' ,ur ^, i ! uon Napoleons Wellherrsllnift,
»alilät, ,>, ^cißlnaiich l>^^ Gewalt
werden, von der Re'gierung angernfen, luieder
anftanchen, wie damals,
. der Fürst '^'elternich ,nuß a,n E,,de
s,il!,r Laufbahn die zwei Aufgaben seiner lun-
fer»al.iuen Politik verfehlt frhcn: Nicderhaltimg
deo ^iberalisnius u»d Lrhaltuug des 5t2tu8 <;uu,
uameutlich der Türkeii verfehlt d»rch seine
Tchnld als notwendige "^'!g>' i^i,,^ ^,us!regeln.
Aber das, was Genz das „rasende Glück" d<Z
Fürsien nennt, kam ihm auch hier zn >?,!>
3d 2nllnn ^lahmnds uud die Aussich! ,,
was toinmeu wird, schlug ihn wie ein Älitzstrahl
zu Voden, Eine alle Fak>,ltäten des Ge,ü
störende Krankheit ersparte erstens scin>,
keit die Temütignng, vielleicht noch mit einem
Herrn Tlner-? oixr Guizot in freundschaftliche,
in löiiuen: Ja, wenn Victtcrnich noch leble,
d^>,'r n>enu ^il'tlernich noch gesund wäre! indes
doch die Lage so ist, daß anch die hoch
sch,clllchkeit nichts daran zu äudern vermöchte.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik