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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
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I, 387 zehnfaa, erscltt iverden, Turch eine alte Kinds- frau, die uackn'iua,ider bei uns und einem Hof- sckretär Wohlgcmnth gedient hatte, und die mich sehr liebte, wurde ich in dem Hause des !,'N^n',i belannt. Er hatte unter vier Kindern eiuei, ^olm, ein Jahr älter als ich, und mir c,n ^ahr in den Studien voraus, Ein äußerst >,, >,,,',>, wo!,l auch fähiger, aber etwas unklarer junger Me,isch, Bei ihm versammelten sich die dici oder uier Besten seiner blasse, Da war nun von Poesie leine Rede, aber die Wissen- ilüafieu laineu an die Reihe, vor allem die für ,ma!s neue Kantische Philosophie, für welche der Sohn des Hanfes ein rciäihaltiges, mit Slreiiiäniiien und iionimentarcn ivohluer- scü^ueo Nüsthans besaß. Noch erinnere ich mich seiner, wie er, um alle Genüsse zu vcreimgcu, auf dein, den Untcrsutz zu feiner Vücherei bilden- den Schranke saß, an einem großen Stück Vrot essend, ivobei er in eiuem philosoplnscln'u Buche las und dazu mechanisch auf der Violine spielte. Vor allem lag uns Juristen Kants Nalnrrecht nah^ wo dann auch Fichte mit her« einspielte, in dem besonders ein ungchener !, aber etwas pedantischer junger Manu, UMM',,V >!ausmaun, bclesc» war, der später als Professor des römischen Rechtes gestorben ist, — So trieben wir uns ziemlich zwecklos herum, Mann, namens Altmütter, ein früherer Schul- kamerad meiner neuen Freunde, der aber, da er ^wistigkeiten mit einem der Wiener Pro- Prag gegangen war und nun von dort zurück- kehrte, Altmüttcr lebt zu meiner Freude noch nischeu Justin,te, indes die übrigen alle tot find, Taiiials war er Jurist, und den Namen Vcr- häinnc-macher hatte er davon bekommen, daß spicltt'. Endlich erfchien der Erwartete, (5i„ schlonrzer, gedrungener, durchaus uicht hübscher, sogar etwas ordinär aussehender junger Mann, dein aber bei jedem Anlaß der Humor und der Veismnd aus dcu Augen blitzte. Wodurch er sicl, au mich gezogen fühlte, weiß ich nicht, nur w viel wm; ich, dasi beinahe vom ersten Augen- blicke unserer Begegnung au wir uns mit ^ >>>r iast leidenschaftlichen Neigung auciiillnder ,ii.>ol>nheit fortwährend hänselte, hat er nie auch nur ein Wort des Spottes an mich ge- richtet, Turch die ganze Zeit unserer Ctndicn- jahre waren wir täglich vormittags im Hanse gemeinschaftlichen Freundes, und jeden Abend vier bis fünf Stunden allein uns gegen- über, Was wir in diesen vielen Abenden und imiabligcu stunden gedacht, gesprochen uno gc« nieben Iiaben, nm den Neiz des Beisammensein? immer in'ii -,,, erli.iücn, kann ich mir jetzt kanm dc,,!>',! ^ besonders bei der Verschiedenheit unserer Richtungen, Ich beschäftigte mich ziemlich deful- torifch mit allerlei, er hatte fich, mit Vernach» stimmt war, durch seinen Tcharisiuu eine au^' gezeichnete Stelle zu behaupten, Ich weiß, daß er vor Navy auf die Idee der Kali-Metalloide gekommen war. Als zur Zeit des Wiener Kon- gresses Alexander Humboldt nach Wien kam, überreichte ihm Altniütter einen Aufsatz in diefer fand aber entweder nicht Zeit, oder Ällmütters Schrift zu beschwerlich zum i^efen, und der Auf- satz folgte ohne Bemerkung zurück, Altniütter steht gegenwärtig als Profefsor der Technologie haben ihn zu unendlich me!>r berechtigt, und viel» leicht war es nur ein damals fchon sichtbarer Hang zur äußeren Veruachlässigung, was ihm mit einem Male Leben und Richtung in die wissenschaftlichen Anwandlungen unferes Iugend- treiscs. Wir stifteten eine Atademie der Wissen- fchaften, in der allwöchentlich Verfammluugcn gehalten und Auffätze vorgelesen wnrdcn, Ta« heit, in der jede Albernheit eines Akademikers oder der sonstigen Mitglieder des Wohlgemnthi- schen Hauses, uicht ohne Widerspruch des Be» tciligten, da es mitunter die tiefsinnigsten Ge< es etwas knapp, nur Freund Kaufmann war un° erfchöpflich, Na gab es z, B, einen gar nicht enden wollenden lateinifchen Aufsatz über die Prästabilierte Harmonie, bei dessen Vorlesung die Akademiker einer nach dem andern sich eut> fernten, nur ich hielt aus Mitleid und Neu» faßte er mich mit seiner Nicscnfaust nm Kleide, und ich rnnßtc das Werk bis zn Eude anhören, wo er dann aber gutmütig genug war, felbs! über seine Übcrschwcnglichkeit zu lachen, — Alt- mütter und ich gehörten unter die Faulsten, uns war es mehr um die 'Tiskussion zu tun. Wir streiften wohl auch in der fchönen Umgebung von Wien herum und unterlnclten uns mit Planen für die Zukunft, die uicht minder über- schwenglich waren, als Freund «auimauuL Ab- Höhe des Kahlcuberges, hinter uus das Fuß- gcstelle einer abhanden gekommenen Statue, kcit, und sahen in die unermeßlich ausgebreitete Liegend hinaus, wobei wir e'inandcr umschlungen Herr, offenbar ein Norddeutscher, die Höhe cr- tlommen und stand nnn uud sah uus verwundert an, Ja, sagte Altmütter, indem wir hernnter- Üiegeu, stauuen Tie nicht! Ncr da — indem er auf mich zeigte — wird einen Tempel banen, 25*
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
Title
Grillparzers sämtliche Werke
Subtitle
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Volume
II
Editor
Rudolf von Gottschall
Publisher
Hansa-Verlag
Location
Hamburg
Date
1906
Language
German
License
PD
Size
11.2 x 15.9 cm
Pages
552
Keywords
Dramatik, Literatur, Gedichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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