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382 VI,
sollte, eine» Iuformator brauclite, der .Herr über
paar Stuudeu des Tages lluterricht zu geben,
wosür ein freilich mäßiger ^>el,alt, dafür ader
gänzliche und, wie sich in der Folge zeigte,
Ich nahm daher ai,, besonders um meine
Mutter der immel'wälirrndeu Sorge um die
wcchselvolle Zu- und i'!biia!,!,,e uieiucr Einkünfte
zu eullü'beu, Ta kam ich dcuu nun in eiu
wunderliches Haus. Ter junge ^>>af, ungefäl,r
seiliger Schuld, nicht viel lieranslam, Tcr alte
^nlel war eiue eige,itl>,l,e «inikatnr, höchst bor-
niert, eigenwillig, geizig, bigott, Als el>e
nialiger Gefandter an cineu, großen dcntfchen
,Hose uud laiserlicherKontommissarins in3legcns°
bürg, sprach er gerne von feiueu Missionen. Ich
nalüue vou zwei Rubriken: seinein Stall uud der
ilüche, I,i ersterem hielt er eine Anzahl der
ausgezeicl'uelstc'n Prachtpferde, die er aus üder
großer Scliounug taum benutzte, — Tie >tiicl>e
besorgten abU'echselnd eiu franzöfischcr und ciu
deiüsclier »och vom ersten Range, Seine )cei
gnng geluann ich besonders durch meinen da-
mals starten Appetit, Täglnli ta», er zivischen
zngsplan ,',u verabrede»i von luelcher Speise
nämlicb viel und von luelcher wexig, niit Iüick-
sittn auf eine nachfolgende, befsere, zu essen sei.
Ich Iiätte iu seinem Hause eiu ^-eii,schmecker wer-
den müssen, Temuugl'achtet u>ar iich iu der Tvulgc
zurüil^ukumuien, llbrigeus hielt er mich für
eiueu ^atol'iner, »,it ivelcliem '.^aineu er alle be-
zeichnete, die anders dachten, als er, Seine
Frau, wir nannte» sie die Fürstin, weil sie aus
die Kirche, als ihr Gemalil erlaubte, die müsiig
stehenden Prachtpfcrde, abwechselnd ci»span»en
zu lassen, Tcr Hosnieistcr n>ar ei» le»»t»isloscr,
untertäniger, übrigens gutuiütigcr alter Wann,
Ich befand mich ansauge sehr gut in diesem
Verbällnisie, '.Nlit Aue^ahmc von zwei oder
Vorlesen des ȟcheuzettels, war ich Herr meines
Tages. Zugleich befaud sich eiue zahlreiche uud
mit älteren Verten wohl ausgestattete Biblio-
thek im Hanse, besonders reich an englischen
bracht liatte. Außer der Schwierigkeit, das ver»
rosige Schloß des Äibliothetzunmcrs zu öffnen, biuderte milch nulu^, voi, dem tolen Scliahe, !^ ,u
oe» sill, »ic»,a>,d tii»i»ierle, so viel m,l »,n !:i
!,l,llppc,,, als mir beliebte, nud niiil, ga»i tvr
>leu!!t!,i^ des Englifche», das ich fc!w» !>,,>,.
ohne Aieisler uud fousiige ,v',!s>,>!,>!i > -,u !>>'
t!e,l>e» augesauiie» hatte, zn ma,,!ie!i,,,,,, ,^/!
Thalefpeare, der sich in der Theo!.',l!l,,!
gäbe da befand, mit Genuß lese» ,i, !,>,!, >^>
dieser Sprache zu verpolltviumiie,,, '.1ui diese
^!rl veisirich der Sinter, uud die Zeit !a>,
jich a,,f die ausgcde>'»lc,i ^niler der ,.>,,,,,!>>'
iu ^,^>lne,, zu verfüge», ^!'ei der Älneise nnirl'e
wartete ich fruchlll» auf die Änluust dec- alle»
Ma»nes, Endlich erfiihr ich vo» dem ,Hau^>
chirurgeu, das, mau den >_X'fnieis!er, mit dem
man nnznfriedcn war, weil ma» il>n i» '^er
dacht hatte, den verstorbene» älteren Vrudcr
eine vorgeschlagene Heirat bestärkt zn
mit Pension eutlnsse» habe. Meine Stelluug
wurde dadurch auf eine unangenehme Än vei>
ändert. Indes ich früher nur ein paar Stunden
mit meinem Zöglinge zn tnn hatte, blieb er
inie nnn den gauzeu Tag auf dein Hälfe, Ich
mnsile ilm sogar täglich iu die Kircln' l,v>,>>>>>»,
deui uia» iui Hause, wegen der geisllichen >^e>
ueuuuug Vikar ai,i dein Tilelvlalte, uicln ',n.>e>
felte, das; es ein i^ebet- oder Andachtsbnch fei,
^l'ensu liiiisite ich anf alle meine poetischen und
nicht ganz losgemacht hatte, obenan fetzen- aus
den aliei, Grafen in seiner Mciuung, daß ich
'l'diner sei, bestärkt haben wind.
setze das hierher, damit nach meine,» Tode der-
je»igc, dem mein schriftlicher Nachlaß in die
Hände gerät, ficl, nicht etwa frnchtlose Miche
gebe, die. Originale zu diefen angeblichen Über-
setzungen nnfzusinken. Übrigens sind es durch»
aus unbedeutende Bruchstücke, mehr Erzeugnisse
der Langenweile, als eines längst aufgegebenen
eiusieu Strebeus, Nas Landleben ist angem'I,,»
für fich, und so fand ich mich denn endlich zn>
recht. Ich fing sogar an, die böhmische Spracl e
zn lernen, habe es aber nie weiter gebracht,
als zur Veueuuung der Speisen, den Schimpf»
nauien und den Iagdausdrückcn, Erstere durch
ie Notwendigkeit bei weiteren Exkursionen, die
war der schlechteste Schütze in der Welt; es schoß
daher, angeblich ohne sein Wissen, immer der
erste seiner beiden Vüchsenspcinner zugleich mit
ihm, ädiis nnu getroffen wurde, hatte der Graf
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik