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400 VI,
zn lassen, war ich durchaus nicht zu I
Tie Ahnfrau, Trauerspiel in süuf Auiiiigeu,
ohne Augabe des Verfassers, staud an den
Straßenecken angeschlagen, Tas gab keine gute
Vorbedeutung, und das Theater war schwach
besucht, es gab eine schlechte Einnahme, was mir
über Madame Schröder, die Geld wahrlich
mich benommen hat, als hätte ich ihr 3e>uueu
Goldes eingebracht. Mir waren von der ^,
s i i t i di S s i t z i d s i mir ein 5,'ouorar z,
haltene diente iiln
wesen aufzuhelfen, , g
Wolniungsiiiieie, und ich erl,ie>t für mich nur
' i Pi eus da;u, uuserni vaus^
Wir ' !,iU!eu die iälli e
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ii Papiergeld, um die ,v die
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Sprache und d:e vemniMe ^l,ade a,,schaffte.
Mein i^auptgeguer in der ^mnualistn
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ich jetzt mil
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clirenoogel gut staud, ,'
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iziantin rei Sperrsitze in der ersten »Galerie gegen Schreyrogel be,,unt uud danials u,,ge
zngckommen, die ich mit meiner Mutter nnd theuer gelobt halte. Er oeranlaüte sogar, el-,e
mciuenl jüngsten, damals elf^ oder z
geil Bruder eiuuahm, Tie Vorstellung, obgleicl,
vortrefflich, machte ans mich den widerlichsten
Stücke mehr beizuwohnen, ein Vorsah, den ich
bis heute gehalten habe. Nie Haltung »nseree
Familie war höchst wunderlich. Ich felbsi r>",i
ticrte, ohne es zu wissen, das ganze 3>
r.nt, Meine Mutter, vom Theater ab uud zn
mir gewendet, sagte iu eiueni fort: llin Gottes
willen, Franz, mäßige dich, dn wirst traut: iu
daß auf der spärlich besetzten Baut lnuter uus
ein gnuz gut ausfeilender alter Herr saß, dcr
mich natürlich nicht lamtte uud, obschou ihn das
Stück z,i iutereffiereu fchieu, sich doch nicht
enthalten tonnte, ein oft wiederholtes: grell,
grell! an meinen Ohren vorbeitönen zn lafsen,
(55 wurde viel geklatscht, aber durchaus uur au
Stellen, wo die trefflichen Schauspieler ihre
Glanzpunkte hatte». Als ich daher uach ge-
Schauspieler, daß das Stück sehr gefallen habe,
Vci dcr Wiederholung am nächsten Abend
hatte ich alle Ursache, meine Ansicht für die
richtige zu halten, deuu das Theater war halb
leer, Da meinte aber dcr Schauspieler >
ich leime ihr Theater nicht, bei ihnen in der
Vorstadt brauche es immer cin Paar Tage, bis
das Gerücht eines Erfolges im Publikum herum»
komme, lind so war es auch; bei der dritten
Vorstellung faud ich das Theater wie belagert,
Teutschland die ungeheuerste Wirkuug,
Ungeachtet dieses allgemeinen Anteils hat
mir die Ähusrau uicht mehr eingetragen, als
5M fl, Papiergeld von dcr Theaterdiretiiou, uud
cbeusoviel vom Verleger, was beides ungefähr
4M fl. Silber gleichkommt. Ich ließ nämlich
das Stück, anf Schrehvogcls Nat, unmittelbar
nach dcr Aufführung drucken, weil die er»
schienenen Rezensionen den Inhalt und die Ge-
sinnung auf uuverfchämtcste entstellten. So
gaben es alle Theater in Deutschland nach dem
Einnahmen, ohne daß cs einem einzigen einfiel, Stück noch gedrmlt war, einen damals be»
!>ebteu Tichier m ^a!',l,'uni, ^eineul'ach, eiue
ix'rdamnn'ude «ritit, bluß u>ul' i> >, >,!,!.n,!,i>,>,,>',,
schreibe», was mir der elirliche Mann später ad >
gebeten Imt, ?,e Urteile waren deiualie fo
albern, al>5 wac> mau i,i den beutigen Journale!,,
»uustpliilusoplüeu und ^iteratiniieschichteu zn
lesen belou^uit. Ta war nun von nu!'!^ d,e
:!>ede a!c> voni 3>Incki>ü, tiasi Verbrechen durch
dcr Nichterspruch gegeu d>e,>> ge,sti,i>> Hveicu
lautete, t>asi jie ;>> ilniudeln !>al>e, bis ilir vaus
durch Verbretlieu auostiilbe, so !,äiteu dieie '.^ei
brechen allerdings eine ?lol>veudig!eit: da al>er
brechen geschielit, zufällig. Taf; die Personen,
zufolge einer dunklen Sage eines früheren Ver-
schuldens, sich eiuem Verhäuguis verfallen
glauben, bildet so wenig ein saitisches ^chiäfal,
als eincr darum nnschuldig ist, w^il er sich für
unschuldig auogibt.
Tamit null ill, niclit gegen das ^
eifern, sondern gegen sein kiudes Vortuuuncn in
der Ahufraii, Tie Poesie kann des >xle>U'
spielens ei,irs llbersinnlirlien in das Mensch-
liche uie entbehre». Ta uuo nun die ^i i jen'
schaft darüber gar nichts, oder weuigstens u,chts
Vernünftiges zu sagen weis;, die Religion aber
leider mehr im „Bewußtsein" als in dcr Über»
^'Ugung lebt, so bleibt uus uichts übrig, als
diese Verbiuduug zweier Welteu so ^u ,,>!m>,:,,
wie sie, eiuem Gruudzuge der n,enschl,chen Nntnr
gemäß, in allen Zeiten uud bei allen Voller,,
vorgekommen ist, Tie Alte» Iiatteu die grau-
diose Gestalt des Schicksals: aber auch uur für
die Poesie. Es wäre ilmeu im wirllicheu Lebe»
nicht eingefallen, bei einer ^efalir die >>aude
in den Schoß zn legen, weil doch das U,,uer°
meidliche nicht zn vermeiden fei, fowie dcr Nichter
einem Verbrecher ins Gesicht gelacht haben
würde, wen» er sich auf eiu ^chntial oder emen
erhalteuen ilraleliprucl! beruseu hätte. Tiefe
großartige Gestalt ist allerdings durch die ueue»
Religionen zerstört worde,», aber die Trümmer
davon leben unvertilgbar als Vorbedelituug uud
Vorahnung, als Wirkuug vou F!uch uud Segen,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik