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404 VI,
da der schwarze Anstrich ib,i eiues Haupthebels
seiue^ 3pielo beralible, Mir stand nun aber
Zauga als Tclnvarzer da, wie er denn nucl, als
solctier in der Erzählung vortommt, Tarübcr
verlor i.1> die Lust mid ließ das Ttück mit dem
ersten '.'!ltc liegen, Nun begab sich nber das
sonderbare, das; «üstner zn seiner bald darauf
gleichfalls ein objettiver Traum zugrunde lag,
^b da^ Znsall >var, oder «nstner, der es über
Haupt niit der Elnlichteit nicltt selir gcuau unhin,
sich von vagen Erinnerungen ein solcl'.
von einein anderen Nichter bestellt hatte, weis-,
ich nicht. Es machte wenig (5'indrnck, nah,n mir
nrbliien, da die Neuheit der Tachc ciuinal ver-
loren war,
^o viele niir uugeivolnite Aufregnngeu, zn
zengun,/!, das; meine rein künstlerifchen Än.
sillncn inil einer in Teutschland sich mehr und
Wirljamkeit niätt zu reclmen sei, griffen nieine
von Nalnr schwache l^esnndlieit bedeutend an.
Unsere verbesserten Umslände niachten einen,
von den Ärzten angeratenen Laiidanfeiitlial!
uni so inelir, a!-^ nieiner ^.>tnttcr der Gebrauch
der dortigen '^ader veroronet ivordcn ivar. >?ier
sollte ich, wieder durch eine» Anfall, den 3toff
Ü!,'ii >varen in Baden angetoninien, indes unser
Gepäck noch zurück war, ?a>? mir bestimmte
Zimmer war von dem Tohne der Hauswirtin,
cineni Studenten, bewolmt worden, Ta nieine
Viicher noch nicht angetommen waren, ergrisf
ich einen von ilmi ,;l,ri,ckgelassenen ^chweiu^
lederband, Cs war ,^edericho mythologisches
Leiilon. Tari,i lierumblälteriid, siel ich ans
den Ärtitel ^iedea, Nnn >vns;te ich, >r>ie natiir»
sehr wohl, hatte lllicr die einzelnen Lreignisse
Mit derselben Plützlickiieit, wie bei meinen
frülieren Ttosfen, gliederte sich mir auch dieser
uugelieuere, eigentlich größte, den je ein Tichter
behandelt hat, Täs goldene Vließ war mir
als ein sinnliches Zeichen des ungerechten Gutes,
als eine Ärt ÄibeluugeuhuN, obgleich au einen
^ibelnngeuhort damals niemand dachte, höchst
und die Ärt und Veisc interessierte, wie sie zu
der für eine neuere, Anfchannngsweife nbfchcu«
lichen Katastrophe gefübrt wird, mußten die Lr-
eiguisse i» drei ölbteilnugen ansei,innderfallen,
?ll!o eine Triologic, obivohl niir die Vorspiele
und Nachspiele Uo» jeher zuwider waren, Tem»
ungeachtet fühlte ich mich zur Ausführung un-
widerstehlich hingezogen, und ich gab nach. Ich
hatte darin doppelt unrecht. Einmal ist die
Triologic oder überhaupt die Behandlung eines dramatischen Ttoffes in nielnvren keilen sür sich
eiue schlachte Form, '.,!-> ?,>i!>ia iü i,uu,er
^egcuwart, es m>,si alle^, >oas znr »andlnng
gehört, in sich eutlmlteu, Tie Vezielmng eir,es
Teiles auf den andern gibt dem (>>a!,zen etwas
r2p,sches, ivodnrcl, es vielleicht an Giosiarlig-
leit gelvinnt, aber an ^n!li>>'!> !i und Pragna!,z
verliert, Tie Triologie d>> ,^,>' Än
einanderreilning dramatisck! liiiabliäiigigerTtülke,
^n deu >!oel'Iu'ren lr^c,i ganz nene Personen
auf, und es entlehnt aus dem Ägameüinon
^ialteumord, >vie denn auch 3op!w!les nnd l5i,li
pide-i beide ^letiren olme Vorslücke gefchrieben
haben, ?ie (situienideu sind ein athenisch patrio
tischen Ttück, eine Verherrlichung des ','1^
und der Nationalgot,>>,',> ^!!!,.,,e, so daß das
Schicksal Orests gleickisam in den v^inteigriiüd
-,,l b.'dingen. Ä,,dero ist >'-> i,n Wallenstein,
3a-^ Vager ist völlig überflüfsig, uud die Pieeo>
lomini siud uur etwas, weil Walleusteius Tod
darauf folgt, T,ese "vorn! ist die fehlerhaste,
uubeschadet der Vortrefslill,!eit unseres deutschen
Meisterwerkes, Äußer diesen formellen Nedenleii
lnitte mich anch die ^liicksiclit auf die Natur
meiner poetischen Begabung zurückhalten sollen,
In mir nämlich leb.» zwei völlig abgesonderte
^vesen, < i^n Tichter von der ubergreisendsieu,
ia sill, überstürzenden Pliaiitasie, uud ei» Ver»
Nnn >var uicht zu hoffeu, das;, uieiue fchwankcnde,
(^efundheit in Anfchlag gebralljt, ich mich durch
einen fo langen Ieitverlauf, als die,
arb^ituug vorauc-sente, iuinier auf dem 3taud°
punlie der Äiischauuug werde, erhalteu lonnen,
und sobald ich zur Reflexion Zuflucht nehmen
mnßte, war alles verloren, Tabei loaren noch
gar uicht hemmende uud unglückliche Ereignisse
in Anschlag gebracht, die in der Folge wirklich
eintraten, Ich gab also nach, nnd wem, >
gleich zur Arbeit schritt, war es nur der
meiner Gefnudlnit, der sich von Tag zu Tag
verschlimmerte, Magen und Eingeweide ver»
sagten ihren Ticnst, ei» heißer Kopf und kalte
Füße deuteten auf Krämpfe und eiuc Ver-
Nat mehr wußte, Ta besuchte mich eines Tages
der damalige Prälat vo» Lilicufeld, spätere Erz»
bischof von Erlau, Ladislan-? Pyrter, Als er
meinen Zuslaud sah, forderte er mich auf, mit
ihm nach Oastein zu gehen, wohin er >
Bad abreisen wollte, Ich zog den Arzt zu Rate,
er, billigte das Unternehmen, nnd zwei Ttnnden
darauf saß ich mit Pyrker im Wagen, und wir
zogen nach Gastein, Nieses Bad hat mir da«
inals wahrscheinlich das Leben gerettet. Ich
kam gestärkt und wieder arbeitsfähig znrück.
Es ging »nn an die Änssührung des
goldene» Vließes, Nie habe ich an etwas mit
so viel Lnst gearbeitet. Vielleicht war es gerade
die Ausdehuuug und Schwierigkeit der Aufgabe,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik