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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
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VI, Biographisches. hervortrat, indes sie bei Napoleon sich jedesmal, und nur zu sehr, verdunkelte. Vou da machten wir uns auf dc» Weg nach Leipzig, Solauge mein Geld währte, bestrit! ich die Pvstpferde und die sonstigen Au>!ag>u ?'.uf der Hälfte unserer Reise aber meinte ich, daß nun die Reihe an meinen Gefährten ge- seitigcn Schrecken, daß er ohue Grofchen Geld r.ieine Barschaft überzählt hatte, fand ich, daß sie iür die halbe» Reisekosten hinreiche, nnd d.'schloß, erst iu Leipzig von meiucm >l>edn brief Gebrauch zu machen. Mein Graf, der sein Geld in B^nii, vertäu hatte, zwcis>'>,> ,^,ll> meiner Äußerung bei der Seidlcr nicht, daß ich damit verfehen sei, nnd beschloß rch> cdc! män,lisch, nieiu Schuldner, bis Leipzig zu bleiben. Nun war Not am Manu, und mein Reisegefährte mußte seine», wie es sich zeigte, höchst baufälligen ilredit anstrengen. Er fand aber doch als in seinem Vaterlands nud einer der beste» ssamilien Sachsens angehmi,i, einmal einen Postmeister, der ihm Pferde ans künftige ^ahlnng gab, ein andermal je»,and, Tort war Messe uud die Stadt überfüllt Mein Graf verschaffte mir aber ein Ltübchen Dichter ans Wien empfahl. Der Wirt aber kannte keinen Wiener Dichter, als den Spaß- Aufmerksamkeit. Ich ließ mir das nach dem Vcspasiauischen Wahlsprnch gern gefallen und befand mich fchr wohl dabei. In Leipzig lernte ich den Professor Wendt, der mir durch die Verwechsluug seines ^ameu^ niit dem ähnlich klingenden West die Bekannt- schaft ^chreyvogcls verschafft hatte, und den Iustizrat Nliimmer, einen kenntnisreichen und sogar kunstverständige!! Mann, leime». Mit Je näher die Zeit meiner Abreise heran- Es ging nun nach Weimar, Einerseits freute Grad für Grad in mir selbst zusammen llbli- gens mußte es sein, uud ich fuhr in der Landkutsche ab. In Wcißcnfcls, wo der da nials als Dichter und Kuustrichter geschätzte und gcfürchtete Adolf Mülluer wohnte, hielten wir Mittag, Ich fuhr weiter, ohne ih» zu besuchen, obwohl mich sogar der Kellner in Wirtshaus«? dazu aufforderte, mit dem Bei sahe, daß der Herr Doktor sehr gerne Fremde bei sich empfang. ?^r Mann hatte sich gar zu niederträchtig gegen mich venommen. Müllners ^l.'v!'>',! wni^'üe nicht, daß er so ziemlich der Ichte sachkundige Kritiker in asiliet,' lchen Tingen war. Es ist nämlich seitdem der Begriff von «nnst verloren gegangen, deu Müllner wenigstens festhielt. Endlich kam ich nach Weimar uud Iclnle in dem damals i» gcmz Teutfchlaud bekannten Gasthofe „zum Elefanten", gleichsam drni Vor» zunim'r ',,, Weimaro ledi'uder Wal!',al>a, ei,,. Von da sandte ich deu «ellner ,un eiuer >la,!e zu Goethe und ließ auflagen, ob ich ihn, anf» war mciu Name bekannt gcwmdeu, nnd der Geruch desselben verbreitete sich in der Stadt, so daß es an Bekanntschaften nicht fehlte. Gegen Abend ging ,ch zu Goetlie. Ich fand iin 3awu eine ^'mlich große Gesellschaft, die. des noch nicht fichtbar gewordenen >xv,,, >">' Heimrats wartete. Da fich daruuter — uud die sich später unter den, Rainen Talvj einen litcrarischen Nuf gemacht hat, so verlor sich bald meine Bangigkeit, und ich vergaß iin l'.^ spräche mit dem liebenswürdigen Madclie,! bri» nahe, daß ich bei Goethe war. Endlich min^te sich eine Scitentür, und — er selbst trat ein, Schwarz gekleidet, den Oidcnsstcrn aus der Brust, gerader, beiuahe steifer Faltung, trat er uuter uns, wie ein Audienz gebender Monarch. Lr sprach mit diesem und jenem ein paar stand. Er fragte mich^ ob bei uns die- italienische Literatur sehr betrieben werde? Ich sagte ihm, der Wahrheit gemäß, die italienische Sprache sei allerdings sehr verbreitet, da alle Änge stellten fie vorschriftsmäßig erlernen müßten. vielun'lir der englische» zn, welche bei aller Vortrefflichkeit doch eine Beimischung von Terb> heit habe, die für den gcgeuwäriige» /imiand der deutschen >!nltur, vovuelnulicl, der poetischen, mir nichts weniger als forderlich fcheiue. 51 b ihm dicse nuiue Äußerung gefallen habe oder nicht, taun ich nicht wissen, glaube aber fast letzteres, da gerade damals die Zeit seines Briefwechsels mit Lord Bhron war. Er e„t> fernte sich vou mir, sprach mit ander,,, lau, wieder zu mir zurück, redete, ich weiß nicht mehr von was, entfernte sich endlich, und wir waren eutlaffeu. Ich gestehe, daß ich mit einer höchst nu» angenehmen Empfindung in mein Gasthaus zu»
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
Title
Grillparzers sämtliche Werke
Subtitle
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Volume
II
Editor
Rudolf von Gottschall
Publisher
Hansa-Verlag
Location
Hamburg
Date
1906
Language
German
License
PD
Size
11.2 x 15.9 cm
Pages
552
Keywords
Dramatik, Literatur, Gedichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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