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VI. Biographisches. 51?
Dunkelheit nnmöglich, jenes berühmte Nubensschc
Bild in einer der hiesigen Kirchen zu besehen,
Habe ihrer genug gesehen.
Mittwoch, den 22. Morgens um halb
sieben Uhr besteigen wir das Dampffchiff Con-
cordia bei drohendem Wetter. Nie Einrichtung
des Schiffes hübsch, die »mute offenbar zu klein
für so viele Passagiere, Der behagliche Eng-
länder mit seiner ganzen Familie und seinem
Bedienten, in dein' ich bald einen Österreicher
erlenne, ist da, meine neue euglische Belauiit»
schaft. Ein junger Juwelier, der — etwas
deutsch spricht. Ein Berliner Kaufmann uud ei»
MecklenburgerAizt, letzterer ein liebenswürdig«
Mensch, mit welch beiden ich bald in nähere
Berührung komme. Nie Ufer von >lölu aus
undedrutend, das Wetter immer schlechter, end
Iich in einen Platzregen übergehend, der der
Schirme nnd Mäntel spottet und uns in die
Kajüte zurückjagt, Unterhalte mich mit meinem
Lütticher Engländer nnd seiner Frau, Er ist,
wie ich erfahre, ein Musiker, Harfenspieler, den
ein Armbruch zwingt, sich zurückzuziehen. Man
ist froh, die Langeweile durch das Mittagsmahl
nnterbrochen zn sehen. Endlich Bonn erreicht.
Wunderschöne Lage. Der Engländer mit seiner
Frau verläßt uus. Oder war das vor dem
MittagKessen? Von Bonn an verschönern sich
die User, Das Wetter wird etwas leidlicher,
man kann mit dem Regenschirm anf dem Ver-
decke aushalten. Noch ist an der Gegend nicht
ebenso viel Besonderes. Nolandseck, Tas große
Schloß Nhcineck, das ein Prinz von Preußen
herstellen ließ und bewohnt, Schöne Lage von
Undernach, Endlich Koblenz mit der Festung
Ehrenbreitstcin. schlechte Zimmer in: Gasthansc,
Das Wetter hatte sich aufgeklärt. Wir bestiegen
den Elneiidleitstcin, ohue aber ins Iuuerste der
Erlaubuis meHr gegeben wird. Abendessen.
Schlechte Nacht, durch dumpfe Feuchtigkeit des
Zimmers veranlaßt,
das Dampfschiff gestiegen. Der herrlichste Tag,
^chnlne nimmt Abschied, er geht von Koblenz
nach Emö, Mein erster Blick trifft auf jenen
tafel in Antwerpen für ciuen Österreicher er»
lannt hatte. Er nähert sich uns. Nach den
ersten Späßen zeigte sich gar bald, daß das ein
völlig gescheiter Mensch ist, voll guter Einfälle
und nichts weniger als tenntnislos. Er machte
uus die ganze Fahrt zu einer eigentlichen Lust-
Partie, säst mehr, als mir lieb war, Der l^iu
drnck des Tages wird mir nie verlöschen. In
orientalischer Behaglichkeit etabliert, die wuudcr-
fchöne Gegend an sich vorübergleiten zu lassen.
Endlich auf dem Verdeck getafelt, oline durch die
Nheiuwcinglaser an irgend einer Aufsicht ge-
hindert zu fein. Das Außerordeutliche der Lage
ist auch die Hauptwürze, denn die Gegenden, so
schön sie sind, haben doch ihresgleichen zu viel
iu der Welt, mit Ausnahme der Ruinen, die sind. Nie Brüder Katze uud Maus, Nheinfcls,
St. Goar, vornehmlich Vacharach. Bei Vingcn
Sehen müde, endlich froh, Mainz zu erreichen,
das wundcrschöu daliegt. In Mainz noch herum-
geschlendert. Die Rheiubrücke besehen, Zn
Unser Wiener, ein Sohn des vormaligen Stabs-
arztes Zang, erheitert fortwährend die Gesell-
schaft und söhnt unsern Berliner Kaufmann mit
Frei tag, den 24, Iuui, Morgens die Nom-
kirche besehen. Wunderliches Gebäude, schon
schieden. Von innen nur ciu Teil alt, der übrige
uubedcutcud. Grabmal Frauenlobs, Nach den
des Mains in den Rhein, Schöne AuZsicht.
Um elf Uhr in den Wagen und nach Wies-
baden, Große Hitze, Wiesbaden schöner Bade-
ort, Hasardspiele im herrlichen Kursaale, Nach
Die Gesellschaft ist höchst anfgeränmt. In Frank-
furt beim Tchwan eingekehrt,
Samstag, den 25. Frankfurt besehen, Nen
Nömer mit seiner ehrwürdigen Halle und ab-
geschmackten Sälen, Die Erinncruug ausge-
Der Kopf ohne Ausdruck, Der Leib höchst
lobenswert uud, wie es scheint, ohne jene feinen
Nuancen des Lebendigen, das die Antiken so
sehr auszeichnet. Die Bildergalerie verschlossen.
Mittagsesscn, Die Gesellschaft trennt sich. Ich
nehme einen Platz nach Stuttgart, Zaug und
der Arzt nach Würzburg, Noscuberg, der Ver-
lincr, bleibt, geht aber Geschäften nach. Herz-
licher Abschied, Ich durchstreife allein die Stadt,
Mensch ausgeht, dahiu kommt er endlich zurück,
Goethe fing mit den Ritterburgen nnd Natur-
schöuheiteu seiues Iugcndgesichtskreises an, kam
der Steifheit feines Geburtsortes auf, Ehre
und Bewunderung ihm, wo er das Rechte ini
Mittel traf, wo er abirrte und selbst wo er's
irgendwo verfehlte. Um acht Uhr nach Ttutt-
gart.
Sonntag, den 26. Die Nacht hindurch er»
laubte der Moud, die Schöuheit der Bergstraße
zu genießen. Merkwürdige Gleichförmigkeit der
Schlaf. Um vier Uhr in Heidelberg aiigetommeu.
Ging sogleich, das Schloß zu besehen. Es zu
besteigen, verbot die Zeit. Schöne Lage, doch
sprechen. Um fünf Uhr fort mit einem dicken
Irländcr und einem recht angenehmen Belgier.
Lästige Reisetage. Obgleich die Gegend schon gc>
nug, Mittagsmahl zu Heilbronu, ohne Käthchcn.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik