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VII, Aphorismen. 525
IM ^eisngen sie ist, Tiilch dieses Verfahren
verliert die Geschichte ihren praktischen Wert,
indem sie den Zusammenhang der Begebenheiten
und zweifelhaftes Mittelreich verlegt und das
Streben in ein Anschauen verwandelt, Die
Ästhetik wird hemmend, da sie das Zusammen-
spiel aller menschlichen Kräfte der Gesetzgebung
> Ml'r einzelnen, der Dentkraft, unterwerfen will,
die zwar allc andern überwachen soll, aber nur
da entscheidende Macht hat, wo auch die Gründe
Gebiete vmtt'imm'u. Daß, nachdem man die
Methode Hegels verworfen hat, man noch immer
Einfluß seines Systems herangewachsen ist,
anderseits aber darin, daß diese Refultatc
der menschlichen Eitelkeit schmeicheln.
Religion ist die Poesie der unpoctifchen
quia abeui-äum, hat eine richtige Bedeutung, Der
letzte Zusammenhang der Dinge mußte aller»
nunft reichend, absurd vorkommen. Warum
nmn aber von den vielen möglichen Absnrdi-
glaubcn soll, wird dadurch freilich nicht ent-
schieden. denen eines leeren Magens, oder einer Mühle,
auch alles Getreide bereits verschroten und
lein neues aufgeschüttet worden ist.
Der Satz: die Dinge müßten ursprünglich gc-
ist gerade so, als wenn ich sagte: sie müßten
ursprünglich gemalt sein, weil sie sonst der
Ncligiofität ist die Weingärnng des sich
bildliiden, und die faule Gärung des fich zer-
feNeuocn Geistes,
Und wenn die Menschen einen Gott denke»
können, so ist dieser Gedanke schon ein Gott;
vielleicht aber auch kein anderer Gott als dieser
Gedanke,
E3 ist höchst wahrscheinlich ein Mittelpunkt
und Komplex des Göttlichen, wohl gar ein An-
ordnendes, Schaffendes, dem wir aber vielleicht
Gott, als wenn wir nach uusern Vegriffcu aus-
fprccheu: es ist ein Gott. Die Notwendigkeit eines vernünftigen Ur>
Zweckmäßigkeit abgeleitet; da aber, was nicht
zweckmäßig ist, gar nicht existieren kann, so
füllte man sich wundern, daß überhaupt etwas
so weiter, oder umgekehrt versuchen, sich das
Nichts zu denken, was auch wieder kaum gc-
>da die Hauptrolle. Weil man etwas Nichtüber-
einstimmendes denken taun, glaubt mau, es
könne auch sein. Das ist aber nicht wahr, «ein
und Zweckmäßigkeit ist eins und dasselbe. Die
ist in bezug auf das Leben diefer Stunde zweck'
mäßig,
Die übertriebene Religiosität kann in ihrer
Wurzel ganz uerfchicden fein. Einmal entsteht
fie bei Perfonen von heißem Gefühl und g/lühen'
der Einbildungskraft, die die Übcrfpaunnng
auch statt bei Perfonen von dürftigem Gefühl
und ohne alle Einbildungskraft, welche, da es
der Menfch in einer solchen Wüste nicht aus»
stalten der Religion mit hartnäckigem Eifer er-
greifen. Dieser Enthusiasmus ist bei all seiner
anscheinenden Erhitzung doch seinem Wesen nach
nach Wärme trachtet.
Könnte nicht ein Atheist sagen: die Idee der
Gottheit sei eine rein formale? Ohne Inhalt,
bloß durch die Technik in der Einrichtung des
menschlichen Verstandes bedingt? Wenn der
menschliche Geist fo eingerichtet ist, daß er seiner
Natur nach von Wirkung auf Ursache schließen,
von der Mannigfaltigkeit zur Einheit dringen
muß, so wäre ja wohl möglich, daß er noch fort«
schließt und foitfubsumiert, wenn er, ihm uu
bewußt, in eine Sphäre gerät, wo auderc ^'>rn,,d
Ia>V>i ganz andere Nefullate bedingen, wo ihm
ganz eigentlich der Stoff ausgeht, und seine
im'chanijch fortgehenden Funktionen gleich sind wissen, und die. Religiösen sind's weniger, als fie
Unsterblichkeit dcr Teele.
Nehmt ihr einen früheren Zustand der Seele
Nein? Also ist sie bei dcr Gcbnrt des Menschen
einstanden i und warum soll sie nicht vergehen
Von diesem früheren Zustande hat sie leine
Erinnerung, es ist also folgerecht zu schließen,
maligen keine haben werde. Ist dao aber noch
meine Seele, was leine Erinnerung, mithin
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik