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526 VII, ?lp!wri>>me».
kein Beiunsuiein der Identität, keine Prrsönlich-
tcit hat?
Könnte es denn nicht eine Unstc>,'!,'l!,1tt>,!
geben für diejenigen, die den Inneren ?e,l ilne^
indes die ander» rohen Körper sterblich wären,
wie das Tier, das auch einen geistigen Teil !,al,
aber untergeordnet und schwach, fo das; ,,ni
dem Tobe dos Körpers auch dieser feinere ?>n
flug zerstäubt und vergeht? ?n>> Vc>r>,errschendc
überlvögc nnd die Unsterblichkeit wäre der Lohn,
die eigentliche Seligkeit der ^luoerlvnhltcn. ^ichel des Jeus galten gewiß einmal buM-
släblich, erst in der Folgezeit wurden sie Syni»
l'c!,', und am Ende !äcl,erlich, weil jedes Sinn«
bild es ist, dem n,,n, de,, 3inn niinntt.
Wenn der Menfch unsterblich ist, so ist es
auch dao 3ier, Wenn die Materie sich erinnern
tann, so tann sie auch drillen. ?>>' >">undsel,!el l>e, allen dirjcn ^iNtln'N
a!-> ^in Ganzes bellaättet, n>a^> grundfalfch ist,
^,n »>eist, der, i,n Miüelpnnkt stehend, die
^lülln'n nur n!>> Velsinnlululng der einzelnen
^clnsäye gebranlltt und betrachtet, hätte bald
nlhVn srl'l's! n.'l'!iqe>l>0lfen unt) die H'>'>i!>v
heit offen und deutlich »li^iesprl'chen ohne
^nrcht, dadurch beim Voüe an;nstt's!en, da?
leichter eine nackle Waln'Iieit begreift, a!-^ >>>l!
an-' freier Faust ein Faktum aufhefte,, läftr,
hang, haben inilnnter soviel lehrliafle Be-
deutunH, als eine mäßige äsopische FiUn'!, N'illen
als Faktum und uicht als Theorem, nnd weiden
erst deim Fortschreiten der Bildung in Vei-
bindung gebracht und aus der gcgc,,sl„nd!>M',i
iiir eine Zeit, die nichts Höheres tennt, al»
«nn,pf und Iliistigkeit,
Mir ist oit, wenn ich elwas sehe, was ich
sonst bestimmt nie gesehen, als ob ich es vor
äußerst langer Zeit schon einmal gesehen Iiane^
so mich, wenn ich etwas noch nie Getane> lue,
es nicht das erste Mal, Ähnliche Gefühle, die
hauptirrtum bei Beurteilung der allen
Tierdienst mancher alten Völker (selbst Religionen besteht darin, daß man sie schon
mancher gebildeteren, wie der der Ägypter) in vornherein für ein Ganzes nimmt, indes sie
so unbegreiflich nicht, nlo es beim ersten Anblicke l doch, einige allgemeine Nalwualüln'reinstim-
scheint. In ganz rohem Znstandc wird nämlich ! mnnge» uorausgeseht, atoinistisch aus einzelneu
der Mensch durch seine noch unenlwickelte Ver. Tagen, Zntaten, Ten,pclwnndern und Priester»
Ausbildnng volltoinnienen Instinkt, Wohnungen , objette schon auf ihr erstes Vorkommen in den
sie lnVr
hat wo!U der Mensch eher von den Tieren, als
diese von jenem lernen können, Dadurch »ins;
der ganz rohe Wilde die Tiere wohl in vielem
als seinesgleichen, in manchem sogar als seine
Besseren erkennen. Worin sie unier ihm sind,
kann er kaum früher bemerken, als bis einige
von ihnen ihm Nachbarn nnd Hausgenossen ge
worden find. So entsteht Ehrfurcht für die
Tiere, Verehrung, Wenn die Völker in der
Folge sich mehr bilden, so verschwinden die
mythischen und religiösen Vorstellungen ilirer
Urzeit darum nicht, sie modifizieren sich nur
und erhalten den Reiz des Geheimnisvollen
durch das Vergessen des Grnndes ihrer Ent-
stehung, Was vorher im buchstäblichen Sinne
für wahr galt, gilt »uu im Symbolischen, nnd
bleibt nun brauchbar für alle Zeiten, Auf die-
selbe Art erklärt sich dao Lächerliche alles alten
Götterdienstcs, Es sind Überbleibsel nnvordent
licher Zeit, an denen die Nachwelt gebildet, ge
schonen mußte, der eben das Göttliche enthielt,
Tao Welt Ei, der Stein des Saturn und d^c der Religion überträgt, indes
doey ,u,r in ihrer rohcsten Geltung zu
rnng erst als die Frucht jahrhundertlnul
stehens angesehen werden müssen.
Es ist nicht wahr, daß diesen uralten Neli»
gionen panthcistische, tosmologische, aslroiw«
niifch physikalische Andeutungen zugrund,
für Barbareni erst die vorgeschrittene Bildung
der Nachkommen hat in das ererbt heilige bild»
lichcn Zusammenhang hineinzudeuten gesucht.
?er größte Beweis, daß der Mensch nicht von
Anfang her verständig und gerecht war, sondern
zciieu herstammenden Religionen den Unsinn
und die Gewalttat in ihre Göttcrgesch,chl, !i
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik