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140 Petra Svatek
Rohstoff- und Nahrungsmittelversorgung für das Reich aus den Ergänzungsgebieten der deut-
schen Volksgruppen bzw. ihrer Heimatstaaten74 zu erhalten. Vor allem Rumänien und Jugo-
slawien sah er in einer guten Lage, Rohstoffe für den Krieg bereitstellen zu können. Doch
würden die wirtschaftlichen Beziehungen auch auf Gegenseitigkeit beruhen. Denn auch
das Deutsche Reich können Güter in Südosteuropa absetzen. „Die Bauern der Südost-
staaten wissen heute, daß sie ihre Produktion auf die Bedürfnisse Deutschlands abstellen
können, und sie wissen auch, daß sie aus Deutschland die besten landwirtschaftlichen
Maschinen beziehen lassen“75. Hassinger warnte allerdings vor einer zu weit führenden
Industrialisierung in Südosteuropa, da dadurch die Einfuhr von Industrieerzeugnissen aus
dem Deutschen Reich zurückgehen würde76. Um den Transport der Ware zwischen Süd-
osteuropa und dem Deutschen Reich zu erleichtern, plädierte Hassinger für den Ausbau
der Wasserstraßen. Die Donau bedeutete für ihn „die Verknüpferin der Rohstoffländer
und Nährflächen des Südostens mit den Kohlengebieten und Industriestädten des Nord-
westens und die Vermittlerin einer wirtschaftsharmonischen Gestaltung eines größeren,
vom Reiche geführten Mitteleuropa“77. Hassinger förderte daher auch zwei im Rahmen
der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung Wiener Hochschulen geplante Projekte über
die wirtschaftliche Bedeutung des Oder-Donau-Elbe Kanals und über eine mögliche
Wasserstraße zwischen Donau und Saloniki. Während eine Wasserstraße zwischen Donau
und Saloniki vor allem von Josef Kozenyvon der Technischen Hochschule Wien geplant
wurde, setzte sich Hassinger mit dem Oder-Donau-Kanal auseinander78.
Hassingers volkskundliche Studien hatten vor allem eine Bestandsaufnahme deutscher
Volksgruppen und deren Umsiedlung zum Thema. Seine erste Studie dazu entwarf er
1939 zusammen mit den beiden Geographen Strzygowski und Hans Graul. Vom Verein
74 Ebd. Kt. 16, Ansuchen zum Projekt „Bestandsaufnahme der deutschen Volksgruppen im mittleren Donau-
raum“.
75 Hugo Hassinger, Lebensraumfragen der Völker des europäischen Südostens, in : Lebensraumfragen europäi-
scher Völker I, hg. v. Karl Heinrich Dietzel, Oskar Schmieder, Heinrich Schmitthenner (Leipzig 1941)
588–613, hier 611.
76 Hassinger, Lebensraumfragen (wie Anm. 75) 608–611. Siehe dazu auch Milan Ristović, Weder Souve-
ränität noch Industrialisierung. Die südosteuropäischen Ländern in der „neuen Ordnung“ – jugoslawische
und deutsche Perspektiven (1940–1944), in : „Mitteleuropa“ und „Südosteuropa“ als Planungsraum. Wirt-
schafts- und kulturpolitische Expertisen im Zeitalter der Weltkriege, hg. v. Carola Sachse (Göttingen 2010)
219–237, hier 225.
77 Hugo Hassinger, Mitteleuropa, Donaueuropa, Südosteuropa, in : Volkstum im Südosten (1941) 173–176,
hier 176.
78 Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (=BAB), R 164/331 (Bericht) ; Ebd. 164/354 (Forschungsaufträge 1944). Zu
Hassingers wirtschaftlichen Studien siehe auch : Svatek, Hassinger (wie Anm. 66) 302–303 ; Dies., Geistes-
wissenschaftler (wie Anm. 65) 131–132.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 3
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien
Table of contents
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625