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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
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Page - 300 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3

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300 Martina Pesditschek ven Völker, die wir überheblich ‚Naturvölker‘ nennen, […] ein geordnetes Leben, d. h. ein organisch echtes Leben haben, indem sie den Volkstumsgedanken besitzen. Ja, so ist es ! Diese Völker organisieren ihr gemeinsames, also öffentliches Leben aus den einzig wahren Lebenstatsachen, aus der Familie, der Sippe, dem Stamm und damit dem Volke“671, so betont er am Ende, „daß ein fremdes Volk im eigenen eben doch ein Fremdkörper ist“ und „daß einzig und allein aus dem das Völkische bewahrende [sic] Wesen nur das er- wachsen kann, was man mit dem Wort Toleranz im Völkerverkehr bezeichnet. Denn wer sein Volkstum pflegt, aus dem innersten Wesen seine Volkstumsart begreift, kann nicht ein fremdes Volkstum unterdrücken, indem er es sich einverleibt. Frei können die Volks- tümer, sich gegenseitig achtend, nebeneinander bestehen“672. Aus Anlass seines schon erwähnten 80. Geburtstages im Jahr 1963 gab es am 2. Feb- ruar auch eine „kleine […] Feier“ in einem Gasthaus in Götzens, in deren Rahmen die allzeit getreuen Ranzi und Gröhsl dem Jubilar ein Exemplar seiner nunmehr gedruckten „Erinnerungen“673 überreichten674, deren Herausgabe sie „im Auftrag seiner Innsbrucker, Berliner und Leipziger Schüler“ besorgt hatten. Diese „Erinnerungen“ sind, wie in der Li- teratur bereits öfter bemerkt worden ist675, von einer deutlichen Sympathie für den Nati- onalsozialismus im Allgemeinen (er wird ausdrücklich als „immerhin noch rücksichtneh- mender“ als die anderen politischen Systeme „dieses öden Jahrhunderts“ bezeichnet676) und Adolf Hitler im Besonderen getragen ; auch Alfred Rosenberg wird als „sehr gebilde- ter und gutgesinnter Mann […] (vgl. seine Erinnerungsschrift und seine Tagebücher)“677 beurteilt, der bloß „ebenso unglücklich in der Wahl seiner Mitarbeiter“ und „kein Men- schenkenner“ gewesen sei. Es fehlen allerdings (wie in Helboks veröffentlichtem Werk auch sonst) die für NS-apologetische Literatur sonst typischen antisemitischen Ausfälle. Der Holocaust wird nicht etwa gutgeheißen oder geleugnet, sondern einfach beschwie- gen, was im Übrigen auch für einige Helbok evident unliebsame Ereignisse aus seinem persönlichem Leben gilt, sodass man in ihm einen Meister des Verdrängens vermuten kann. Das Wort „Verbrechen“ wird in den „Erinnerungen“ im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus nur ein einziges Mal gebraucht : „der Nationalsozialismus, der mit der Umsiedlung [sc. der deutschsprachigen Südtiroler] ein Verbrechen gegen seinen Grundsatz von Blut und Boden sich zuschulden kommen ließ. (Laut einer Mitteilung des 671 HelBok, Einleitung (wie Anm. 670) 6. 672 Ebd. 8. 673 HelBok, Erinnerungen (Bibl.). 674 Ilg, Helbok 80 Jahre (Bibl.) 46 ; Johler, „Tradition und Gemeinschaft“ (Bibl.) 592. 675 Vgl. etwa Ders., „Volksgeschichte“ (Bibl.) 545f., 592 mit Literatur. 676 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 100. 677 Ebd. 153f. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 3
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
3
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
630
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien

Table of contents

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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