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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung
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201Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten … Die Konvoi-Theorie geht wie die SST davon aus, dass Menschen nicht allein durch das Leben gehen, sondern sich fortwährend in einem relevanten Umfeld sozialer Beziehungen bewegen (engl. convoy = Geleitzug). Dieser Convoy of Life gliedert sich der Theorie zufolge in proximale, eher stabile sowie distale, weni- ger stabile Beziehungen. Dabei konzipieren Antonucci et al. (2011) weniger die Veränderung der subjektiven Gewichtung beider Beziehungsarten über die Lebensspanne, sondern vielmehr eine fortwährende Relevanz beider. Der Unter- schied besteht laut dieser Theorie vor allem darin, dass die distalen Beziehungen eher den Lebensumständen nach einem Übergang entsprechend umgebaut und angepasst werden müssen (z. B. indem nach einer Trennung oder einem Umzug neue Freundschaften eingegangen und alte de-intensiviert oder aufgegeben wer- den), während die proximalen (Kern-)Beziehungen des Netzwerks einen von diversen Transitionen relativ unabhängigen Bestand haben sollten. Beide Theorien postulieren somit, dass proximale Beziehungen zu Familien- mitgliedern und Freunden eher konstant über die Lebensspanne bleiben, während distale Beziehungen mit zunehmendem Alter aus intra-psychischen Gründen abnehmen (SST) bzw. von Lebensereignissen beeinflusst werden (KT). In einer Meta-Analyse zu beiden Ansätzen und der Veränderung der Netzwerkgröße über die Lebensspanne schließen Wrzus et al. (2013), dass sich empirisch Belege für beide Theorien finden lassen, sodass sich die Theorien eher in den zugrunde lie- genden Mechanismen als in den Voraussagen zur Größe und Art der Netzwerke unterscheiden. Gleichwohl bleiben beide Netzwerktheorien bezüglich der Ent- wicklung von gesundheitlicher oder sozialer Ungleichheit defizitär, d. h. sie tref- fen keine unmittelbaren Vorhersagen hierzu. Weitere Theorien der Netzwerkentwicklung im Erwachsenenalter sind eher struktureller Art oder fokussieren auf einzelne Domänen (soziale Bereiche). Die strukturorientierte Theorie der unterbrochenen Dyaden (dyadic withdra- wal, Johnson und Leslie 1982) beispielsweise nimmt an, dass mit dem Übergang zur Partnerschaft, erst recht der Heirat, Freundesnetzwerke beider PartnerIn- nen kleiner werden. Hierbei kann es sein, dass verschiedene Dyaden, etwa die Partnerschaft und Freundschaftsbeziehungen, um die Ressourcen der Individuen konkurrieren (competition principle), womit die wachsende Zuwendung zu Part- nerInnen oder Kindern Abstriche in den peripheren Beziehungen nach sich zieht. Neben der Konkurrenz sind im Sinne der Heider’schen Balancetheorie (siehe Kap. „Netzwerktheorie(n)“) jedoch auch ausgleichende bzw. harmonisierende Interaktionen von proximalen und distalen Beziehungen denkbar. Mit der Ver- kleinerung der individuellen Netzwerke gehen dann oft eine Homogenisierung und eine Überlappung der Freundesnetzwerke beider Partner einher (Kalmijn 2003), womit die Konkurrenz bzw. die Aufgabe von Freundesbeziehungen für
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten Eine neue Perspektive für die Forschung
Title
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Subtitle
Eine neue Perspektive für die Forschung
Authors
Andreas Klärner
Markus Gamper
Sylvia Keim-Klärner
Irene Moor
Holger von der Lippe
Editor
Nico Vonneilich
Publisher
Springer VS
Location
Wiesbaden
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-658-21659-7
Size
14.5 x 21.0 cm
Pages
436
Category
Medien

Table of contents

  1. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
  2. Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
  3. Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
  4. Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
  5. Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
  6. Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
  7. Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
  8. Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
  9. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
  10. Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
  11. Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
  12. Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
  13. Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
  14. Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
  15. Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
  16. Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369
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