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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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Page - 47 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

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4726. Oktober 1839 aus ihrer physischen gegenwart, so doch noch nicht aus ihrem dunstkreise geschieden bin, erst später, wenn ich ganz erwache, fühle ich, daß ich allein bin, und da fängt mein bitterer schmerz an, um vieles bitterer als der mo- ment der trennung selbst, dieser steht mir denn noch bevor, was ich jetzt tief und schmerzhaft fühle, ist das gefühl der isolirung, des Alleinseins auf dieser Welt, und daß ich niemand um mich habe, gegen den ich mich mit liebe und vertrauen ausschütten und von dem ich in den vielen désap- pointements meines lebens trost und theilnahme erwarten kann, ich muß alles in mich verschließen, und wenn mein Gemüth zaghaft wird, so finde ich niemanden, der es aufrichtet, und wem thäte dieß mehr noth als mir mit meiner stürmischbewegten, zerrissenen, kummervollen seele. unsere trennung heute war übrigens bei Weitem nicht so schwer, als ich es gedacht hätte, gestern waren wir eben so heiter und oft kindisch als gewöhnlich, und nur heute früh, als ich Auguste guten morgen wünschte, übermannte mich die innere Bewegung. dann wurden wir Beide wieder lustig, und beim landungsplatze waren zuviel leute versammelt und der moment der Abfahrt kam zu unerwartet, als das [sic] wir uns Anders als mit einem shakehands und ein paar Worten hätten Adieu sagen können. Auguste tröstete sich mit der beinahe gewissen hoffnung, mich bald und zwar vielleicht in wenig monaten in england wiederzusehen, und ich nährte und bestärkte diese hoffnung, theils weil ich sie theilte, theils aus schonung für sie. sie sagte mir heute und schon früher sehr oft, wie sie mich jetzt leichter verlassen würde als vor 3 Jahren in görz, wo sie, wie sie mir sagte, beinahe wahnsinnig geworden wäre, weil sie damals immer geglaubt hatte, sie würde mich nie wieder sehen, jetzt aber hätte sie ge- sehen, daß man sich oft unerwartet wieder findet, sie habe gesehen, daß ich sie noch immer so liebe wie ehemals, und so könne sie mit freudigerer hoffnung in die Zukunft blicken. diese Zusammenkunft zwischen uns hat das gute gehabt, daß sie unser gegenseitiges verhältniß für die gegenwart und Zukunft vollkommen ins klare gesetzt hat, bisher war es nur eine leidenschaft, welche über kurz oder lang auf einer oder der anderen seite aufhören konnte, von nun aber ist es ein dauerhaftes festeres Band geworden, welches unsere existenzen ewig umschlingen wird, sei es nun freundschaft oder liebe. ich fühle mich unendlich glücklich in diesem gedanken und in der überzeugung, daß ich mir einen schutzengel erworben habe, der mein ganzes leben hindurch für mich wachen und beten wird, so lange dieses währt, kann es mir nicht ganz schlecht ergehen! und auch des drückenden vorwurfes bin ich ledig und frei geworden, den ich mir bisher machte, ihr ihre existenz verdorben zu haben, denn ich habe klar in ihrem herzen gelesen, wie rein, wie frei von aller selbsucht, von allen gewöhnlichen Wünschen und Bewegungen
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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