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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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Page - 86 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I

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86 Tagebücher nach 8 uhr fuhren wir in einem elenden karren (denn die dilligence wäre zu schwer gewesen) nach Baveno zurück; eine Strecke, wo die Straße abge- brochen war, machten wir zu fuß, dann fuhren wir nach Arona zurück, wo wir um 12 uhr anlangten. tesoir und franchet und unser 4. compagnon de voyage, ein stiller schweigsamer engländer, mr. nathaniel shieth, fuh- ren eine stunde darauf nach eingenommenen diner mit dem eilwagen nach turin ab, von wo sie über den m. cenis nach Paris wollen, und so blieb ich allein; noch muß ich erwähnen, daß man uns hier unser Geld für den Platz der dilligence zurückgab, jedoch nach Abzug der gebühr für die fahrt von mailand nach ornavasso und von da nach Arona zurück. nachdem ich von meinen reisegefährten Abschied genommen hatte, wel- ches mir beinahe schwer fiel, so schnell gewöhnt man in solchen lagen sich aneinander, und dann blieb ich so ganz allein hier, ohne bestimmte Projekte, während sie nach Paris gingen, der ersten stadt der Welt, froh und freudig, sobald sie also weg waren, ging ich aus, um die statue des s. carlona einen Besuch zu machen; ungefähr eine 1/2 Stunde vor der Stadt auf der herrlich- sten Plattform über dem see. Wie gewöhnlich gab es da wieder eine Anzahl engländer und engländerinnen und keine einzige hübsche darunter. die statue ist von erz 675 Zoll hoch und das Piédestal 275 Zoll, ich bestieg auf einer leiter dieses letztere und auch den heiligen bis unter die soutane (und qui dit avoir eu l’air très scandaleux). weil ich mir aber da bey jedem schritte den Kopf anstieß, so gab ich das weitere steigen auf; im Kopfe haben 15 Per- sonen Platz, in jedem nasenloch 4, im Bauch 10 menschen. der lago maggiore ist magnifique, nach meinem geschmacke bey weitem mehr als der lago di como, welcher so klein und zierlich wie ein englischer Park ist, während hier die hohen schweitzer Berge und die viel größeren Wassermassen das Ganze viel imposanter machen; was ich aber infam finde, sind die gerühmten Borromeischen inseln, besonders die isola Bella, die ganz wie ein joujou mit 100 thürmchen und spitzchen aussieht, welches Kinder aus Scherz auf’s Wasser gesetzt haben; solche Künsteleien im Ange- sicht der großen natur sind erbärmlich. gerade während ich dieses schrieb, kam die nachricht, der simplon sey zur Noth zu passiren; morgen Früh 5 Uhr geht also eine Diligence oder ei- gentlich ein char-à-banc weg, und theils zu fuß, theils in diesem karren werden die reisenden morgen bis domodossola gehen und tags darauf den Simplon übersteigen; ich war Anfangs unschlüssig, ob ich mitgehen sollte, entschloß mich aber dann für das gegentheil und werde mit dem morgigen dampfschiff nach magadino und von da nach Bellinzona gehen und von dort aus if possible den Gotthard übersteigen; if not, so treibe ich mich anderswo herum, oder eigentlich setze ich mich anderswo fest, denn irgendwo ruhig zu bleiben und nicht herum zu wandern war der Zweck dieses meines kur-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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