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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume I
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1291. März 1841 Lobkowitz kommt nicht hieher, das ist entschieden; seine pecuniären An- forderungen waren zu hoch gespannt; wahrscheinlich erhalten wir Wicken- burg; Spaur soll als Hofkanzler nach Wien kommen und Palffy ihn ersetzen. [mailand] 1. märz Der Carnevalone ist mit allen seinen Lärmen und Lustbarkeiten zu Ende; für mich war er mehr bruyant und fatigant als amusant, und ich fand que le jeu ne valais pas la chandelle; was mich im Grunde am besten unterhielt, waren die immer zum erdrücken vollen theater und die foule auf den stra- ßen, besonders in den letzten tagen, wo das Wetter superbe wurde und da- her Viele aus den Provinzen herein kamen; Sonntag, Mittwoch und Freitag war veglione in der scala, der erste, wie gewöhnlich, ganz leer, der 2. und 3. aber sehr voll, obwohl nach der Aussage der Mailänder nicht so wie sonst; auf dem 3. waren auch ziemlich amusante masken. dienstag war wieder theater bey samojloff, le chevalier de st georges, wo ich aber gar nicht hinging, weil ich voraus sah, ich würde keinen oder nur einen sehr schlechten Platz bekommen; in die Generalprobe zu gehn, um doch das Stück zu sehen, darauf hatte ich rein vergessen; nachher war ein superber Ball, und zwar waren gegen 30 damen en costume aus dem vorigen Jahrhundert, was einigen sehr hübsch stand, anderen wieder gar nicht. ma- gnifique war meine flamme del Pozzo, strahlend von diamanten und edel- steinen, meine flirtation mit ihr geht zwar keine retrograde, aber doch eine sehr langsame Bewegung, denn seit ich sie damahls in der loge besuchte, sah ich sie sehr oft auf Bällen und fand sie immer freundlich, jedoch manchmal verlegen und fast beständig entourirt von männern, die ich nicht kenne und die mir keinen Wunsch erregen, sie kennen zu lernen; wenn ich da mitten unter sie comme une bombe hinein platze, so ist es verzeihlich, wenn das sie, und par ricochet mich paralisirt; es mag seyn, daß ein um 10 Jahre älterer und routinirterer mensch diese ganze societät zu dominiren und sich trotz und über ihr festzusetzen verstände; ich aber muß gestehen, daß ich noch nicht genug assurance habe, um da à mon aire zu seyn, wo ich verlegene Gesichter hervorrufe; trotzdem werde ich sie nicht négligiren, sondern mich so au courant erhalten, et à qui viendra, viendra; denn nach Allem sehe ich doch, daß ich ihr durchaus nicht mißfalle; wenn sie nicht durch Andere ge- stört wird, ist sie von einer Zutraulichkeit und freundlichkeit, die mich ganz enchantirt; nebstbey hat sie einen dummen Mann, was auch sehr viel werth ist. Außer den genannten lustbarkeiten gab es noch ein Paar Bälle im ca- sino nobile, einen im casino dei negozianti, einen beym theater impressario merelli, welcher sehr hübsch war, etc. der erste corso am donnerstag war misèrable, trotzdem amusirte mich das tolle Treiben ganz gut; Samstag war
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
I
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
744
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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