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Utopia
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kommt das angenehme Bewußtsein eines untadeligen Lebenswandels und die sichere Hoffnung auf die Glückseligkeit nach dem Tode. Die körperliche Lust zerfällt in zwei Arten. Die erste ist die, die unsere Sinne mit einem deutlichen Wohlbehagen erfüllt. Das geschieht zum Teil durch die Erneuerung derjenigen Bestandteile unseres Körpers, die durch die Wärmeerzeugung in unserem Inneren verbraucht sind – diese führt uns nämlich Essen und Trinken wieder zu –, zum Teil auch durch Ausscheidung der in unserem Körper überflüssigen Stoffe. Das wird erreicht durch Reinigung der Eingeweide von den Exkrementen oder durch Zeugung von Kindern oder wenn das Jucken eines Körperteils durch Reiben oder Kratzen gelindert wird. Bisweilen aber entsteht auch ein Vergnügen, das unserem Körper weder etwas zuführt, wonach die Organe verlangen, noch diese von etwas Lästigem befreit. Es ist aber eine Lustempfindung, die unsere Sinne trotzdem mit einer Art geheimer Gewalt, aber in einer deutlich sichtbaren Erregung zu kitzeln, anzuregen und an sich zu ziehen vermag; ein solches Vergnügen bereitet die Musik. Die zweite Art des körperlichen Vergnügens erblicken die Utopier in einem ruhigen und gleichmäßigen Zustand des Körpers, das heißt also in der durch keinerlei Unbehagen gestörten Gesundheit des einzelnen. Diese ruft ja, falls kein Schmerz sie beeinträchtigt, schon an und für sich Wohlbehagen hervor, selbst wenn keine von außen kommende Lust auf den Körper einwirken sollte. Zwar tritt sie weniger hervor und reizt die Sinne weniger als jene ungestüme Lust an Essen und Trinken; nichtsdestoweniger jedoch gilt sie vielen in Utopien als das größte, fast allen aber als ein großes Vergnügen und gleichsam als die Grundlage und der Grundstein aller Vergnügen. Denn sie allein macht unser Leben ruhig und lebenswert, und ohne sie ist bei keinem und nirgends noch Raum für irgendein Vergnügen. Denn auch wenn man gar keine Schmerzen hat, dabei aber nicht gesund ist, so ist doch dieser Zustand in den Augen der Utopier kein Vergnügen, sondern Stumpfheit. Schon längst gilt bei ihnen die Lehre der Philosophen nicht mehr, die da meinten, man dürfe eine beständige und ungestörte Gesundheit deshalb nicht für ein Vergnügen halten, weil das Vorhandensein eines solchen nur infolge einer Erregung von außen her zu merken sei; auch diese Frage ist nämlich eifrig bei den Utopiern erörtert worden. Vielmehr sind sie jetzt im Gegenteil fast alle darin einig, daß die Gesundheit sogar ganz besonders als ein Vergnügen anzusehen ist. Da nämlich mit der Krankheit, so sagen sie, der Schmerz verbunden ist, der der unversöhnliche Feind des Vergnügens ist, ebenso wie die Krankheit der Feind der Gesundheit, warum sollte dann nicht anderseits mit einer ungestörten Gesundheit das Vergnügen verbunden sein? Dabei ist es nach ihrer Ansicht ohne Belang, ob man die Krankheit selber als Schmerz oder den Schmerz nur als Begleiterscheinung der Krankheit bezeichnet; die Wirkung sei ja in beiden Fällen gleich stark. Mag nun die Gesundheit entweder ein Vergnügen an und für sich oder nur seine notwendige Ursache 70
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Utopia
Zur englischen Version
Title
Utopia
Author
Thomas Morus
Date
1516
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
106
Keywords
Utopie, Staat, Religion
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
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