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Utopia
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dabei der großen Gefahr aus, daß der Ehebund keinen rechten Halt hat, wenn später etwas Anstoß erregen sollte. Denn einerseits sind nicht alle Männer so klug, nur auf den Charakter zu sehen, anderseits aber ist auch in den Ehen kluger Männer Schönheit des Körpers eine nicht unwesentliche Zugabe zu den Vorzügen des Geistes. Auf jeden Fall aber können jene Kleiderhüllen eine Häßlichkeit verbergen, die so abstoßend wirkt, daß sie imstande ist, Herz und Sinn eines Mannes seiner Frau völlig zu entfremden, da eine körperliche Trennung nicht mehr möglich ist. Wenn nun solch ein häßliches Aussehen die Folge irgendeines Unglücksfalles erst nach der Heirat ist, so muß sich jedes in sein Schicksal fügen; dagegen ist durch gesetzliche Bestimmungen zu verhüten, daß jemand vor der Eheschließung einer Täuschung zum Opfer fällt. Die Utopier mußten das um so angelegentlicher ihre Sorge sein lassen, weil sie allein von den Völkern jener Himmelstriche sich mit nur einer Gattin begnügen und weil eine Ehe dort nur selten anders als durch den Tod gelöst wird, wenn nicht gerade Ehebruch oder unerträglich schlechte Aufführung die Scheidung veranlassen. Wird nämlich einer von beiden Teilen auf diese Weise beleidigt, so erhält er vom Senat die Erlaubnis zu einer neuen Ehe; der schuldige Teil dagegen lebt ehrlos bis an sein Ende und darf keine neue Ehe eingehen. Daß aber jemand seine Frau, die nichts verbrochen hat, wider ihren Willen nur deshalb verstößt, weil sie einen körperlichen Unfall erlitten hat, duldet man allerdings auf keinen Fall; denn man hält es für eine Grausamkeit, jemanden gerade dann im Stiche zu lassen, wenn er des Trostes am meisten bedarf, und man ist der Meinung, der alternde Gatte werde dann nicht mehr sicher und fest darauf vertrauen können, daß ihm die eheliche Treue gehalten wird, da das Alter Krankheiten mit sich bringt und schon an und für sich eine Krankheit ist. Zuweilen jedoch kommt es vor, daß die Ehegatten charakterlich nicht recht miteinander harmonieren. Wenn dann beide jemand anders finden, mit dem sie glücklicher zu leben hoffen, so trennen sie sich in gütlicher Vereinbarung und gehen eine neue Ehe ein, allerdings nicht ohne Genehmigung des Senats, der Scheidungen erst nach sorgfältiger Untersuchung der Sache durch seine Mitglieder und deren Ehefrauen zuläßt. Aber auch dann machen die Senatoren die Scheidung nicht leicht, weil sie wissen, daß die Aussicht, ohne Schwierigkeit eine neue Ehe eingehen zu können, keineswegs dazu dient, die Liebe der Ehegatten zu festigen. Ehebrecher bestraft man mit äußerst harter Sklaverei. Waren beide Teile verheiratet, so können die Gatten, denen das Unrecht widerfährt, ihre schuldigen Ehepartner verstoßen und, wenn sie Lust haben, sich gegenseitig oder, wen sie sonst wollen, heiraten. Wenn dagegen der eine beleidigte Teil den anderen noch weiter liebt, obgleich er es so wenig verdient, so kann die Ehe gesetzlich fortbestehen, falls der beleidigte Teil gewillt ist, dem zur Zwangsarbeit verurteilten in die Sklaverei zu folgen. Bisweilen erregen auch 78
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Utopia
Zur englischen Version
Title
Utopia
Author
Thomas Morus
Date
1516
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
106
Keywords
Utopie, Staat, Religion
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
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