Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Seite - 34 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 34 - in Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge

Bild der Seite - 34 -

Bild der Seite - 34 - in Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge

Text der Seite - 34 -

34 Es dürfte an dieser Stelle angebracht sein, einige Hinweise über den öffentli- chen und privaten Verkehr während dieser Jahre zu geben, doch soll von einer streng chronologischen Gliederung abgegangen werden, da die Entwicklung der eingeschränkten Mobilität über einen beachtlichen Zeitraum und somit zeit- überschreitend gesehen werden kann. Der Vergleich ist deshalb möglich, da ab Kriegsbeginn die Zahl der Kraftfahrzeuge und Fahrzeuge eine leicht fallende Tendenz mit einem Tiefpunkt zu Beginn des Jahres 1945 und dann einen lang- samen Anstieg bis 1955 aufweist. Es sei vorweggenommen, dass man sich, meist als Wochenendbeschäftigung, auf die Instandhaltung und Reparatur der alten Fahrzeuge konzentrierte, denn Neufahrzeuge waren fast nicht zu erhal- ten: Die Industrie war auf Rüstung fokussiert, nicht auf den privaten Bedarf. Rauchende Fabrikschlote galten als Garant für Fortschritt und Wohlstand. Um von A nach B zu gelangen, ging man vorwiegend zu Fuß. Das Maß aller Dinge war der Fußmarsch, die zeitliche Angabe von Distanzen war auf diesen ausgerichtet – und ein Marsch von einer Stunde durch die Stadt war Alltag und keine Ausnahme. So blieben wir alle schlank und waren flott unterwegs, vor allem, wenn es um das Anstellen um begehrte Lebensmittel ging. Der Besitz eines einfachen Fahrrades, z.B. eines Waffenrades von Steyr, brach- te hohes Ansehen und Bewunderung bei den Schulkollegen. Dieses Rad war ein schweres, aber sicheres Gefährt, ohne Gangschaltung, aber hart zu fahren und hart im Nehmen – übrigens mit einer Nummerntafel an der vorderen Gabel versehen. Die liebevolle Pflege eines Fahrrades bedeutete ein Zeremoniell! Der Besitz eines Motorrades (einer „Maschin“) war ebenfalls etwas Außer- gewöhnliches. Nur wenige, meist sehr laute Motorräder konnte man auf den Straßen sehen. Es waren dies meist Kraftfahrzeuge österreichischer Proveni- enz, meist von der Firma Puch, mit Hand-Kulissenschaltung an der rechten Sei- te der Benzinwanne und kaum gefedert, doch häufig mit einem Soziussitz aus- gestattet – im Volksmund „Pupperlhutschn“ für die „Klammerbraut“ genannt.3 Beliebt waren auch Beiwagenmaschinen. Da die meisten Motoren Zweitakter waren, erfüllte durch das Benzingemisch ein „blauer Dunst“ die Straßen. Über den Winter hatte man, da die Fahrbedingungen suboptimal waren, das Motor- rad meist polizeilich abgemeldet. Nach dem Krieg kam zunächst die 125-ccm Puch, anfänglich noch mit Parallelogrammfederung, dann mit Teleskopfede- rung des Vorderrades, auf den Markt, gefolgt von der fast legendären, gel- ben „Eierspeis“-Puch 250 und der roten, sportlichen Variante. Diese wurden dann von größeren und schweren, vor allem ausländischen Modellen abgelöst. Großes Aufsehen erregten immer wieder die schweren Polizeimaschinen der Privater und öffentlicher Verkehr 3 Im österreichischen Sprachgebrauch bezeichnete der Begriff „Pupperlhutschn“ ein zweisitziges Motorrad, „Klammerbraut“ wurde scherzhaft die junge Frau auf dem Soziussitz genannt, die sich am Fahrer festhält oder „-klammert“.
zurück zum  Buch Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge"
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten