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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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43 Fensterscheiben. Deshalb haben wir vorsichtshalber bei jedem Alarm die Fens- ter ausgehängt und flach unter einen Kasten gelegt. Die drei Flak- wie Richt- türme stehen heute noch in Wien. Weitere Flakbatterien waren am Eichkogel bei Mödling (die Grundrisse der Stellungen sind heute noch zu sehen), wie auch im Raum Fischamend und Schwechat sowie auf den Pylonen der ehemaligen Wiener Reichsbrücke installiert. Der Mündungslärm der Flakgranaten wurde aber durch die Explosion der Bom- ben noch verstärkt. Es war dies ein tiefes Dröhnen und Zittern unterschied- licher Stärken, das je nach dem Gewicht der Bomben und der Richtung des Bombenteppichs langsam näher kam und immer intensiver wurde. Wir alle schwiegen und hofften, dass es diesmal an uns vorübergehen würde. Ge- fürchtet waren die 500-kg-Bomben und die Luftminen, denn bei einem Ein- schlag dieser blieb von der Umgebung nicht viel übrig. Nach jeder Angriffs- welle, wenn der Lärm der Bomber und Bomben etwas verebbt war, hörten wir das Schuttrieseln von den zu Ruinen zerbombten Häusern, hoffend, dass wir auch für die kommenden Nächte in unserer Wohnung ein Dach über dem Kopf finden würden. So war der erste Blick nach Beendigung eines Luftangriffs und dem Entwarnungs-Heulen der Sirene auf das Haus und die Wohnung, ob die- se noch ganz waren. Dieses Inferno kann man wohl in Form einer plastischen Beschreibung, unterstützt mit Bildern oder Filmen näherbringen, jedoch nie authentisch beschreiben, denn keine noch so gute (und lautstarke) Tonkulisse kann das Dröhnen von Hunderten von Flugmotoren und Mündungsfeuern wie- dergeben: Es reichte bis zum Zerreißen des Trommelfells. Auf dem Heimweg von der Schule nach Hause war schon in der Operngasse mein erster besorg- ter Blick auf das Eckhaus Margaretenstraße – Schleifmühlgasse, um zu sehen, ob unsere Wohnung noch vorhanden war. Das erste Jahr in der Mittelschule war sehr „durchwachsen“. Im Hauptgebäu- de des Akademischen Gymnasiums hatten wir, da eine andere ausgebombte Schule eingemietet war, keinen Platz, sodass wir im Schottengymnasium eine Herberge fanden. Dort lief der Unterricht etwa bis Ende März geordnet ab, wir hatten einen fixen Stundenplan und einige Professoren kamen in voller Par- teiuniform in die Klasse. Sobald der Kuckuck-Ruf im Radio ertönte, wurden wir nach Hause entlassen. Ich suchte entweder den tiefen und daher sehr siche- ren Luftschutzkeller im Wohnhaus meiner Tante in der Plankengasse oder den nicht so sicheren, aber auch nicht so kalten und feuchten Keller im Büro meines Vaters in der Elisabethstraße auf. Aufmerksam verfolgten wir die Luftlagemel- dungen, die aus dem vom Feind nicht peilbaren Drahtfunk über die Telefonlei- tung kamen und das gleichmäßige Ticken des Radioweckers unterbrachen.
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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