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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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48 Noch habe ich die hysterisch an den Reichsparteitag geschrienen Worte des Reichpropagandaministers Josef Goebbels (spöttisch Schrumpfgermane ge- nannt) im Ohr: „Wollt ihr den totalen Krieg?“, die mit der vom Volk gebrüllten (und auch erwarteten) Antwort „Ja!“ quittiert wurde. Dies sollte sich voll erfüllen. Zu den Worten „Wir werden England ausradieren“ von Josef Goebbels wurde prompt als Mittel zum Zweck (und als gefährliche Parodie) die Konstruktion eines U-Bootes aus Radiergummi vorgeschlagen, das England ständig um- kreist und auf diese Weise die Insel „ausradiert“. Die auf den Endsieg fokussierte Kriegspropaganda wurde durch Sondermel- dungen von der Front, eingeleitet durch das Fanfarensignal „Les Préludes“ von Franz Liszt, auf volle Touren gebracht und fast bis Kriegsende gehalten, wenn auch diese Sondermeldungen bald zu Durchhalteparolen mutieren sollten. Eine dieser Sondermeldungen bezog sich auf die erfolgreichen Bombarde- ments der mittelenglische Stadt Conventry und wurde noch propagandistisch durch das Lied „Bomben, Bomben auf Conventry“ verstärkt. Oftmals wurden auch die Stuka-Angriffe mit ihrem enervierenden Heulton als demoralisieren- de psychische Waffe in den Wochenschauen gezeigt. Dazu kamen noch die Frontberichte in den Wochenschauen vor jedem Spiel- film und die Ansprachen des Führers im Rundfunk, während der alle nicht un- bedingt kriegswichtigen Arbeiten ruhen mussten. Da sich in wichtigen Positionen im Inland allmählich ein Mangel an Männern einstellte, wurden auch in Frontbereichen junge Frauen als „Blitzmädchen an der Front“ vermehrt eingesetzt. Parallel dazu wurde auch das Hosentragen von Frauen salonfähig, oft waren dies die Hosen der eingerückten Männer. Unvergessen bleibt mir der schwerste Bombenangriff auf die Wiener Innen- stadt am 12. März 1945, obwohl unsere Wohnung weitgehend verschont blieb. Tonnen von Spreng- und Brandbomben fielen auf berühmte Objekte der Innenstadt, so auch auf die Albertina, den Philipphof und die Staatsoper, die dann wochenlang brannte – der Feuerschein war von unserer Wohnung sicht- bar. Ein Ziel mit zahlreichen Opfern war der Philipphof. Dieser Gebäudekomplex brannte innerhalb von Tagen vollständig aus und Tonnen von Schutt über den Kellergewölben verhinderten eine Bergung der zahlreichen Leichen in dieser Brandruine. Auf meinem Weg zu Schule musste ich jeden Tag zwei Mal am Phi- Der totale Krieg beginnt
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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