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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
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79 chen, um in drei Steingutkrügen dem Auftrag nachzukommen. Ganz einfach war es ja nicht, denn die Soldaten waren ubiquitär, doch Kinder waren relativ sicher. Sicher war auch, dass auch wir ein Durstgefühl verspürten und es bei jedem „Einsatz“ durch einen kräftigen Schluck aus dem Steingutkrug stillten. So hatten wir langsam auch den Pegel der Gesellschaft von daheim erreicht, vielleicht auch etwas überschritten. Meine Erinnerung ist aber noch vorhan- den: So weiß ich genau, wie mein Vater das Gästebuch zur Hand nahm und in seiner schönen Handschrift eine entsprechende Eintragung machte, die dann von allen Gästen unterschrieben wurde. War es die Erregung oder doch die Auswirkung des Sturm-Genusses – jedenfalls hat mein Vater seine Eintragung mehrmals korrigieren müssen. Es stand niemals zur Debatte, ob der in den Apriltagen des Jahres 1945 zum Großteil niedergebrannte Stephansdom und die fast völlig ausgebrannte Staatsoper wieder aufgebaut werden sollen oder nicht – es war dies nur eine Frage der Zeit. Im Stephansdom wurde sofort im Hauptschiff vor dem Chor eine hölzerne Trennmauer aufgezogen, die dann verkleidet wurde, sodass die Restaurierungsarbeiten im völlig zerstörten Chor durchgeführt und im Haupt- schiff bald wieder Gottesdienste abgehalten werden konnten; in der Zwi- schenzeit wurden die Messen in der Kirche Am Hof zelebriert. In der Operngasse wurde eine Verladerampe für den Schutt der Staatsoper eingerichtet, damit dieser auf Plateauwägen der Wiener Straßenbahn ab- transportiert werden konnte. Es war dies eine über Jahre in Betrieb stehende Anlage und wir glaubten kaum mehr, dass die Staatoper irgendwann wieder in vollem Glanz erstrahlen sollte. Mitte April 1945 war Wien gefallen, doch schon rund zwei Woche später, als noch der Krieg tobte, hatte Österreich eine provisorische Staatsregierung. Schon am 1. Mai – der Krieg war noch nicht zu Ende, Österreich aber schon befreit – wurde im „Haus am Gürtel“ wieder Oper („Die Hochzeit des Figaro“) ge- spielt, gastierte das Burgtheater im Ronacher und im Konzerthaus musizierten wieder die Wiener Philharmoniker. Auf dem Heldenplatz – ich war dabei – spiel- ten die Hoch- und Deutschmeister unter der Stabführung von Julius Hermann („Der blecherne Furtwängler“) groß auf. Es war dies nach Ende des Krieges das erste Volksfest mit österreichischen Märschen, Polkas und Walzern.
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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