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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten - Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Seite - 87 -
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87 und die Brücke der Roten Armee, die dann wieder zur Reichsbrücke wurde; dies sind nur einige Beispiele. Klarerweise wurden diese Umstellungen von den Wienern aufs Korn genommen und zum folgenden Witz geformt: Ein Wiener fährt mit der Straßenbahn, der Schaffer ruft: „Tolbuchinstraße, früher Laxen- burger Straße“, der Wiener steigt in einen Ringwagen um und hört eine wenig später: „Stalinplatz, früher Schwarzenbergplatz.“ Schließlich erreicht er die Endstation und der Schaffner ruft: „Brücke der Roten Armee, früher Reichs- brücke.“ Da steht der Wiener auf und sagt in breitem Wienerisch: „Hab‘ die Ehre und auf Wiedersehen, früher Heil Hitler.“ Auch auf Briefmarken mussten der Wert und die Bezeichnung des Landes überdruckt werden. Dabei gab es – beabsichtigt oder unbeabsichtigt - einige Fehldrucke, die bald als Rarität hoch im Kurs standen. Neben dem Militärgeld wurde bald wieder die Schillingwährung eingeführt. Die Registrierkassen zeigten zwar noch lange Mark und Pfennig an, doch man zahlte schon in Schilling und Groschen. Nach der ersten Abwertung wurden nicht gänzlich neue Banknoten herausgegeben, sondern aus Zeitmangel nur die alten Banknoten mit einer weißen Allonge am rechten Rand versehen. Alle Sparbucheinlagen, die wir mühsam im Krieg als Marken eingeklebt hatten, wurden über Nacht wertlos. Das neu entstandene Österreich besaß keine eigene Hymne. Dafür wurde in den ersten Jahren der Besatzung nach Auswegen gesucht. Ich war damals im Akademischen Gymnasium am Beethovenplatz und unser Musikprofessor hieß – wenn ich mich richtig erinnere – Reinhold Schmidt. Dieser war ein be- geisterter wie auch begeisternder Musikpädagoge und er regte uns zum Sin- gen an. So haben wir öfters am Ende von Schulfeiern „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ aus einer Freimaurerkantate von Wolfgang Amadeus Mozart ge- sungen, nicht ahnend, dass später diese Melodie, von Paula von Preradovic´ getextet, die österreichische Bundeshymne werden sollte, da wir die Haydn- Melodie an Deutschland abgegeben hatten. Es wäre nicht Wien, sollte nicht der neue Text gleich parodiert werden. So konnte man schon bald eine „Neufassung“ hören, wie „Land der Erbsen, Land der Bohnen/ Land der alliierten Zonen/ Land der unbekannten Fremden/ die uns auszieh’n bis auf d’Hemden/ vielbefreites Österreich“.
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Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Titel
Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten
Untertitel
Episoden aus der Kriegs und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge
Autor
Othmar Nestroy
Herausgeber
Technischen Universität Graz
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-741-0
Abmessungen
20.0 x 25.0 cm
Seiten
120
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einstimmung 8
  2. Einleitung 11
  3. Politische Propaganda 13
  4. Spiel und Sport 19
  5. Der Krieg wird spürbar 23
  6. Die großen Wendepunkte: Der Fall von Stalingrad und von Monte Cassino, die Landung in der Normandie und das Hitler-Attentat 29
  7. Privater und öffentlicher Verkehr 32
  8. Die ersten Bomben fallen auf die Innenstadt 41
  9. Der totale Krieg beginnt 47
  10. Die Front rückt näher 57
  11. Die Soldaten der Roten Armee erobern Wien 61
  12. Das Leben normalisiert sich und der Wiederaufbau beginnt 75
  13. Das lange Warten auf den Staatsvertrag 89
  14. Nachklang 93
  15. Persönliche Schicksale am Rande des Krieges 97
  16. Ausklang 115
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