Seite - 12 - in Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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Zur Edition
Erica Tietze-Conrat schrieb eigentlich druckreif. Streichungen bzw. nachträgliche
Einfügungen sind selten. Eine Ausnahme bilden die Gedichte, an denen herumgefeilt
wurde. Der gesamte Text ist in lateinischer Schreibschrift verfasst. Trotz ihrer kleinen
Schrift und der engen Zeilenabstände sind die Vorlagen insgesamt gut lesbar – eine
große Erleichterung bei der Transkription. Einzelne Stellen, die nicht einwandfrei
entschlüsselt werden konnten, wurden mit drei Punkten in eckiger Klammer ([…])
kenntlich gemacht. Unsicherheiten ergaben sich vor allem bei Eigennamen und auf-
grund der zahllosen, häufig uneinheitlichen Abkürzungen, die vor allem die Tagebü-
cher der 1930er-Jahre prägen.
Der akribische Einsatz dieser Abkürzungen in den Aufzeichnungen der Jahre 1937
und 1938 lässt an die Geduld und Fingerfertigkeit bei Petit-Point-Arbeiten denken
und vermittelt einen unmittelbaren Eindruck von Erica Tietze-Conrats rationeller
Arbeitsweise. Ihre direkte Entsprechung fanden sie im Katalog der Handzeichnun-
gen venezianischer Maler der Renaissance, der von Erica Tietze-Conrat und Hans
Tietze in diesen Jahren vorbereitet wurde.1 Ziel der Edition ist es, die Nähe zum
Original so weit als möglich zu wahren. Unumgängliche Bearbeitungsschritte sollen
für den interessierten Leser so gut als möglich zurückzuverfolgen sein. Da nach Auf-
fassung der Herausgeberin die Kürzel den Lesefluss stärker hemmen als die eckigen
Klammern mit den kursiv eingefügten Ergänzungen, wurden die Abkürzungen auf-
gelöst. Dass dies einem ästhetisch ansprechenden Schriftbild nicht gerade förderlich
ist, steht außer Frage. Das Ergebnis kann und muss als unbefriedigend bezeichnet
werden. Fazit : Ein Mensch ist keine Maschine.
Die sanften editorischen Eingriffe als Zugeständnis an das Lesevergnügen be-
schränken sich auf die Richtigstellung von Eigennamen, wenn diese als gesichert an-
genommen werden konnten und davon auszugehen war, dass Erica Tietze-Conrat
keine spielerische Verballhornung beabsichtigt hatte. Ihre Neigung, Eigennamen mit
Geschlechterendungen zu versehen (die Popp – Poppin), verhinderte in einzelnen
Fällen eine eindeutige Bestimmung der genannten Person (Gernsheim = Gernshei-
mer ? Oppenheim = Oppenheimer ?). Auf diesen Umstand wird in den Anmerkungen
verwiesen. Offensichtliche Schlampigkeitsfehler wurden korrigiert, nur ausnahms-
weise, um den Leser nicht unnötig zu verwirren, Satzzeichen eingefügt, formale Un-
einheitlichkeiten bei der Datierung (12.X., 12. Oktober) und Orthografie (z. B. von
Lehnwörtern wie Koupee bzw. Coupé) belassen. Die Namen Erica Tietze-Conrat
und Hans Tietze werden in den Anmerkungen mit ihren Initialen (ETC, HT) wie-
dergegeben.
Eine besondere Herausforderung für die Bearbeitung – wie für den Leser – ist
der breite Sprachenfächer, dessen sich Erica Tietze-Conrat ganz selbstverständlich
bediente, und der sich von der Sprache der Dichtung bis zur kunstwissenschaftlichen
Fachsprache erstreckt. So springt sie von den durch das wienerische Idiom charak-
terisierten Alltagsschilderungen zur Poesie und zur konkreten Wissenschaftssprache.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien