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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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21 Alexandra Caruso „Der Wiener Vasari“ Gleich vorweg sei angemerkt : Erica Tietze-Conrats Tagebuch ist kein „cahier in- time“, in das sie ihre stärksten Empfindungen einfließen ließ. Einblicke in Intimität sind bis auf wenige Einträge ausgespart („Ich will nichts Näheres schreiben“). In die- sem Sinn bieten die Tagebücher keinen Blick hinter die Kulissen. Vielmehr präsen- tiert sich ein Leben als Bühne, als Idealfall einer tätigen und damit meist glücklichen Existenz. Einzig die Furcht vor Einsamkeit kratzt gelegentlich an der Fassade („Ich habe fast täglich schwere Depressionen“). Vorlieben und Interessen erscheinen, wie das Verhalten insgesamt, vollkommen selbstverständlich, kaum werden je Zweifel ge- äußert. Man hat das Leben im Griff. Die unmittelbaren Verhältnisse sind frei und aufgeklärt, vis-à-vis einer zusehends stärker verschlossenen Umwelt. Somit kann auch oftmals ausgespart werden, worauf man ohnedies keinen Einfluss nehmen kann und will. Dazu gehören die beruflichen Aktivitäten von Ehemann Hans ebenso wie die große Politik. Nur leise, doch beredte Spuren ihres Gefühlslebens lassen sich in den Tagebüchern entdecken : „Das ist mein äußeres  – inneres Leben ; unscheinbar und doch wie jedes, in der Nähe gesehen, einzigartig“1  – ein Satz, der programmatisch dieser Edition der Tagebücher vorangestellt werden könnte. Und immer wieder sind es die Pausen beim Schreiben, die nach eigenen Aussa- gen Beweis für die starke „Intensität des Erlebens“ sind („Ich erlebe innerlich viel, mag aber nicht schreiben“). Was ist es also, das sie zum Tagebuchschreiben anhielt ? Vielleicht ließe sich eine Antwort auch darin finden, wie sie eben jene Schreibpausen erklärt : „Äußere Veranlassung : es fehlte mir ein passender Block. Innere Ursache : ich hab keine Gedichte gemacht.“ Oder : „Ich schreib am Roman  – hab keine Gedichte gemacht, die ich ins Tagebuch eintragen möchte.“ Der chronologische Rhythmus der Tageseinträge steckt demnach das Terrain ab, in das ihre Gedichte einfließen. Tat- sächlich sind ihre Tage belegt mit einem „Vielerlei von Tätigkeiten“. Ein freier Kopf bedeutet Muße („Ich hab nicht einen Abend einen freien Kopf“), und diese benötigt sie natürlich zum Dichten. Das Tagebuchschreiben ist also ein Moment des Zu-sich- Kommens („Ich zeichne, ich dichte. Wann werde ich wieder so ein Leben à mon aise führen können ? !“). In Erica Tietze-Conrats frühen Aufzeichnungen nimmt der junge Maler und Grafiker Georg Ehrlich eine herausragende Stellung ein. Er ist ihr Visavis im künst- lerischen Schaffensprozess, an seiner künstlerischen Vitalität partizipiert sie („Er hat anscheinend gut gearbeitet und ich hab nach langer Unterbrechung wieder gedich- tet“). An seiner Arbeit beobachtet sie die Eigenheiten einer Künstlerexistenz, den
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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