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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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26 „Der Wiener Vasari“ politische Aktivisten, etwa Vertreter des „Wiener Kreises“ und der Siedlerbewegung. Die Wohnung des Ehepaars Hilda und Fritz Lampl ebenso wie Hilda Lampls Mo- deatelier waren Orte der Geselligkeit expressionistischer Literaten, bildender Künst- ler und Architekten. Indem sie dies alles festhielt, liefert Erica Tietze-Conrat Mo- mentaufnahmen unterschiedlichster Konstellationen progressiver Strömungen. „Ich aber  – der Wiener Vasari  – muß dort diese für Wiener Künstler charakteristische Anekdote aufzeichnen“, vermerkt sie 1924 im Zusammenhang mit einer kleinlichen Künstlerquerele. In den Erinnerungen an eine Prüfung während ihrer Mittelschulzeit weist Erica Tietze-Conrat an anderer Stelle auf eine für sie charakteristische Herangehensweise hin : „I think it is typical of my approach to all the problems I ever tackled in my life. I was shown the skeleton of a bird and asked to describe its essential parts. Instead of starting with the wings I drew the attention to a certain bone on which Goethe had commented.“10 Und so sind es in den Tagebüchern auch häufig die scheinbaren „Beiläufigkeiten“, die die Fährte zu bedeutsamen Hintergründen und ungewöhnli- chen Persönlichkeiten legen. Folgt man diesen Spuren, erschließt sich nicht selten ein überraschendes Gesamtbild. Als Literatin gehörte Erica Tietze-Conrat keiner Gruppe an. Dass aber ihre Kon- takte zu den „linken Expressionisten“ besonders intensiv waren, geht aus den Auf- zeichnungen hervor. Auch lassen sich Einflüsse von Menschen festmachen, selbst wenn diese in den Tagebüchern nur selten oder vielleicht gar nicht dokumentiert sind. Das Quellenstudium macht die Beziehungen ersichtlich. So laufen etliche Fäden zu Elisabeth Bergner hin, dieser Muse des Expressionismus. Und auf den ersten Blick mag gerade die Abwesenheit einer weiteren, in jener Zeit äußerst populären Persön- lichkeit in den Tagebüchern überraschen : Der berühmte Satiriker Karl Kraus fin- det nur einmal indirekt Erwähnung. Dabei hatte Erica Tietze-Conrat  – wie wir aus anderer Quelle wissen  – in ihrer Jugend dem kontroversiellen Publizisten durchaus stärkeres Interesse entgegengebracht.11 So vielfältig wie die Menschen und deren Tätigkeiten sind die Schauplätze der Tagebücher. Nie handelte es sich um beliebige, stets um wohl gewählte Orte. Bereits die Wohnadresse in Heiligenstadt und die Ausflüge in die Weinberge und zu den Ausläufern des Wienerwalds erweisen sich als Abschreiten einer überdeterminier- ten Landschaft. Selbst hinter den romantisch-unbändigen Läufen des Tagliamento verbergen sich die Schlachtengebiete des Weltkriegs. Und wenn das Ehepaar durch das ehemals von Österreich okkupierte Norditalien reist, nur wenige Jahre nach dem Ende des Kriegs, mag das an eines von Erica Tietze-Conrats Dramoletten erinnern : Seite an Seite sind die beiden Protagonisten in ihre selektive Wahrnehmung ver- strickt. Dass der Erste Weltkrieg auf jene Generation, die ihn durchlebt hat, prägend wirkte, ist eine Plattitüde. Dennoch ist es bemerkenswert, wie Hans Tietzes „Kame- raderie“ aus Weltkriegszeiten, seine organisatorisch-denkmalschützerische Tätigkeit
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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