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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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34 Tagebuch 1923 In der früh um ½ 8 am 17. mit dem Postauto nach Reichenhall. Auto offen, kalt, Regen. Die Kinder grade aufgewacht, Vroni sich noch geräckelt, hat vom Fenster aus nachgewinkt. Auf dem Bahnhof in Rei- chenhall belustigender Streit (ach so traurig) zwi- schen einem Wiener Reisenden (Viktualienhändler in 2. Generation) und Bahnbeamten, Selbstgefühl des Wieners wegen seiner Edelvaluta, an die er noch gar nicht gewöhnt ist. Mit dem Briefträger von Lofer ge- reist, der abgebaut werden soll, weil er im Nebenbe- ruf eine Schnapsbrennerei hat. „Wie komme ich dazu, und nur weil ich fleißig war, daß ich dran glauben muß !“ Die Leute sind unlogisch, denken nie eine Sa- che bis ans Ende durch. In Salzburg natürlich lächer- liche Paßgeschichten gehabt, die unseren Burokratis- mus, der ebenso gschaftelhuberisch* wie unauslangend ist, beleuchten. Humplik gesehen und ausgewichen. Dame Skandal gemacht, weil der Gepäckträger ihr das Kofferchen nicht gleich nachgetragen hat, Skandal so laut, daß ich mich für die Dame interessierte  – wer war’s, natürlich die „Roho“ aus der 37er. Hans hat mich mit Stoffel in Unter-Döbling erwartet. Große Freude. Die beiden Schweine- reien betreffen in keiner Weise den Hans. Prüger heiratet u. sucht eine Wohnung u[nd] z[war] will er, daß man im oberen Belvedere („es hängen doch nur 5–6 Bilder in einem Zimmer, da kann man ja zusammenrücken !“) ihm eine Wohnung gäbe ! Hat darüber mit Petrin gesprochen. Nr. 2 ist ein Kuhhandel, den der Minister mit d. Menghin abgemacht hat u. jetzt durchsetzen will. Das Haus ist sehr schön gemalt ; aber die Köchin spinnt, am Mittwoch soll eine neue „Frau Marie“ kommen.2 Hans Tietze, mit Beginn der Republik ins Unterrichtsministerium berufen, ist durch seine führende Stellung bei der Umgestaltung der republikanisch gewordenen Museen sowie durch die Verhandlungen mit den Siegermächten und Nachfolgestaaten der Habsburgermo- narchie stark in Anspruch genommen.3 In dieser Zeit arbeitet ETC an einem eigenständi- gen Weg. Neben ihren Versuchen als Dichterin leistet sie ihren Beitrag zum gemeinsamen Einkommen durch kunsthistorische Tätigkeiten. Sie nimmt an den künstlerischen Ereignis- sen der Stadt regen Anteil und erfreut sich an ihren vier Kindern. Der intensive geistige Austausch mit dem Maler und Grafiker Georg Ehrlich hilft ihr über die Einsamkeit jener Jahre hinweg. Sie managt Ehrlichs künstlerische Agenden, ermöglicht ihm ein einigerma- * wichtigtuerisch Abb. 2: Wohnhaus der Tietzes in Heiligenstadt, Döbling.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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