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Tagebuch 1923
ßen sorgenfreies Arbeiten und findet in ihm gleichzeitig ein Gegenüber für eigene künstle-
rische Anstrengungen.
18.VI.
Mit Stoffel viel Ordnung gemacht u. mich von Lofer unterhalten, was ihn dort alles
erwartet. Gegen Nachmittag dem Hans den Mantel gebracht, dann mit ihm durch
die Stadt zum Ehrlich ins Atelier. Derselbe liebe Mensch, große Fortschritte. Zwei
Zeichnungen, große Mädchen, wie von Leibl ; entzückende Landschaftsaquarelle.
Glücklich, daß er von Berlin wieder weg ist. (Er floh, weil er wie seinerzeit Michelan-
gelo einen Bürgerkrieg fürchtet.) „In Berlin kann ich nicht spazieren gehen, denn das
vertrag ich nicht, daß ich nur ein bisschen geh u. gleich in einer anderen Stimmung
drin bin. In Wien, wenn ich am Stephansplatz steh, spür ich doch, daß draußen der
Kahlenberg ist. Das ist Kultur, gewachsen, daß alles zusammen gehört.“ Er las mir
eine wundervolle Karte vor, die ihm der Kubin geschrieben hat, der alternde dem
jungen Künstler.
–
Abb. 3: Döbling und Ausläufer des Wienerwalds.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien