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Tagebuch 1923
Der Arm
liegt schwer
Auf meinen Augen
Nein.
Ich bin’s nicht mehr.
9.VIII.1923
Wenn ich nur besser schlafen könnte. Meine Schmerzen lassen mich nicht tief u. mit
Erquickung ausruhen, heut haben sie mich geweckt u. fast 2 Stunden lang wach ge-
halten. Stoffel hat mir vom Strahlendruck erzählt, der unsre Pflanzen(Algen)sporen
durch alle Himmel auf andre Sterne trägt u. umgekehrt. Mir ist ein Gedicht daraus
geworden, weil ich doch nie auch bei meinen Kindern nicht
– geschweige denn beim
Hans, der mir immer das Rätsel bleibt, ganz ins Tiefste sehe.
Seelen.
Sie fliegen, fliegen durch den Raum
–
–
Sie schlafen
Und ducken ihr Gesicht
Ins Gefieder
Sie frieren auch, doch weckt sie’s nicht
Im Traum
Sie träumen süß und schwer
–
Vom Leben träumen sie
–
Und fallen nieder
–
Und wissen
Den Traum nicht mehr.
Ich seh dich an
Befangen
–
Wo kommst du her ?
Sag
–
Und warum
–
Kann
–
Ich nie
–
Zu dir gelangen,
Ganz nah zu dir
–
Sag
–
Deine Heimat lag
Weit von hier
–
Und dein Licht
War meines nicht ?
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien