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Tagebuch 1923
Auf Stirn und Wangen.
–
Zu dir komm ich zurück.
Was bring ich mit
– ?
Das ist mein Haus und deines.
In unserm Garten sind
Die Früchte reif
– !
Und dort
–
War es nicht so ?
Begann doch erst
–
Begann doch erst der Schnitt ? !
Der Sommertraum
Entglitt
–
Und fand
In einer Spielzeugschachtel Raum
Weißt du, ich war verreist
–
Ich war allein
–
Und es war schön.
Ich tret ins Haus hinein.
Die Bücher an der Wand
Sind eingepackt
in Schleier
–
Und braun verhängt
Das Wort
–
Zur ernsten Feier
…
Am Abend letzte Platzmusik. Stoffel mit dabei, Mutter und Schwestern Ehrlich,
Ehrlich selbst, Dr. Payer-Gartenegg oder wie dieser arme Teufel heißt. Ehrlich
fragt ihn : „Das will ich sie immer schon fragen, sie schauen so schwer leidend
aus. Was fehlt ihnen ?“ Nun aber ist Dr. P. wirklich krank, von Kindheit an schon.
Narbe im Gehirn, nervenkrank – sodaß die Frage ihm sehr peinlich war. Alle
brachten mich nachhaus u. gingen. Da lief Ehrlich noch einmal zurück u. brachte
mir „nur ein Taschentuch“, das ich ihm für sein verwundetes Haxel* geborgt hatte.
Ein starkes Gewitter mit einem unerhörten Guß** muß sie noch am Rückweg er-
wischt haben.57
* Bein
** Regenguss
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien