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Tagebuch 1923
aber 2000 Dollar, eine unerhört große Summe, wenn
man bedenkt, daß sich der alte Wucherer Reichel für
das Stillleben mit d. Hammel mit 1000 Doll[ar] be-
gnügt hat. Mittag bei Mama, die mir u. a. Familien-
tratsch, den Tod der Tante Tale erzählt hat
…86
Bei Ehrlich im Atelier einen Sprung, ihm d. Ra-
die r[ungen] angegeben, die die Albertina besitzt –
dann bei Tante Brüll, die immer noch lebt (bald 84)
ihre Leute quält, sich von ihnen verfolgt fühlt – aber
im großen ganzen doch ein heiterer Narr ist. Die
Schreierei in ihre tauben Ohren so anstrengend, daß
ich gegen ½ 7 halbtot nachhaus kam.87
12.IX.
Heut kam ein Brief vom Komponisten Křenek, ob
OK in Wien ist
…88
Schwangere oder
Sommer in Wien
Man muß nicht jedes Jahr hinaus
Aufs Land,
Es ist auch hier schön
Auch hier
Schließlich, man kann ja
Spazieren gehen …
Ganz nah
Von mir dem Haus, wo wir wohnen
Ist ein e Anlage durchgestrichen Garten.
Ein wenig Zwar blutleer
zwar
Ist das Gras
Wie die Füllung im Seidenpapier Häcksel aus Papier
–
In einer Bonbonière.
Und auf dem Laub
Der Kastanien Bäume liegt auch oft
Der weiße Straßenstaub
–
Doch geben sie guten Schatten …
Im Rhythmus der Unter den Gas-
Laternen stehn Abb. 22 : Franz Martin Haberditzl, Direktor der
Österreichischen Galerie Belvedere : Egon Schiele,
Kreidezeichnung, 1917.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien