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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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111 Tagebuch 1923 erinnerte ihn daran, daß er mich selbst gebeten hatte, als wir nach Lofer fuhren, nicht in d. […] über Künstler zu sprechen  – „Die Landschaft ist mir zu stark, ich halt sie nicht aus  – drum sprech ich über diese Sachen“  – entschuldigte er sich. Am Sonntag Gottesdienst, Gruppen von Bauern auf d. Platz, die d. Wandlung mitten unter ihren Geschäften mit dem Hut in d. Hand mitmachten. Dann stiegen wir in d. Zug, wo Hans u. Steiners eine gute Nacht gehabt hatten u. wesentlich frischer war als ich, die der Kirchturm nicht schlafen ließ. Auswanderer im Zug, wenig Platz, von Buchs aus beisammen, Schweizer Wagen (3. Kl[asse]) mit Klosettpapier ! Großer Eindruck. Wir lehren „Monsieur George“ ohne Erfolg französisch.97 Nachts um ½ 11 in Basel. Waschen, ach Waschen ! Adalin, Schlafen. Gemütlicher Morgen. Erst mit Hans, der dann erst richtig auftaute, dann Dom, Terrasse auf d. Rhein ! und Galerie (Stärkster Eindruck trotz Witz u. Familie Holbein, die Bilder von Man[uel] Deutsch). Abfahrt, Zoll- u. Paßrevision gleich in Basel ; Ehrlichs Ziga- retten werden verdächtigt, er muß daraufhin seinen Koffer öffnen, was erst im letzten Augenblick geht. Ein Paar Schuhe, die er ohne sie auch nur ein einzigesmal zu tragen eingepackt hat, müßen verzollt werden (4 ½ francs). Hans u. er springen im letzten Augenblick in den Zug. Reise eintönige Gegenden, dröhnender Lärm, kurzer Wa- gen,  …98 30.IX.1923 Wieder eine Unterbrechung und jetzt lohnt es sich wirklich nicht, die täglichen Be- richte zu rekonstruieren. Wir sind passabel untergebracht, das Zimmer finster, aber sehr sehr ruhig, sodaß wir gut ausruhen können. Die Stadt ist das hinreißendste, das man sich denken kann. Ich denke fast nie an Wien zurück  – wenn aber, so seh ich es ganz ganz klein wie einen schönen aber doch ganz kleinen Schmuckgegenstand. Wir gehen abends gelegentlich aus u. kommen meist erst nach Mitternacht nachhaus. Im Casino de Paris eine Revue Rubens, Toilettes, Chapeaux  – die blödesten sentimenta- len Einkleidungen u. dazu d. fabelhafteste Aufmachung. Als Höhepunkt immer die nackte Frau  – die mit den zarten Brüsten für mich immer etwas keusches reines hat. Sogar hier in dieser Umgebung. Im Lapin agile der grotesk stickigen Künstlerkneipe auf d. Montmartre sind die Couples vor oder nach d. Erschöpfung auch immer et- was ganz natürliches für mich. Ich kenne keine Prüderie mehr, sehe nur den amoren omnipotentum überall u. überall. Gewiß kein einziger Herrscher u. nicht agens für jeden u. immer  – wenn aber oben auf, dann Ehrfurcht vor jeder Gestaltung. Auch Kunst, alte u. neue. Am stärksten diese. Aber nicht bei den Theoretikern Gris, Braque, Metzinger  – nein, viel mehr geh ich mit bei Le Fauconnier, von dem wir bei J. Billiet das ganze Material der nächsten Ausstellung gesehen haben. Ich sitze gerade auf einer Wiese im Wald von St. Cloud – am anderen Ende der Wiese auf 2 Plaids unsre Gesellschaft, vermehrt von Ehrlichs persischen Freunden  …
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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