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Tagebuch 1923
25.X.1923
Ich war den ganzen Tag im Bett, hab z[um] T[eil] meinen Vortrag für Montag (Ein-
leitung zur Serie holländ[ische] Malerei des 17. Jhs., springe für Hans ein) durchge-
dacht, aber nur mit großer Anstrengung, da ich mich auch mit einem Gedicht trage.
Ruy Blas von Viktor Hugo gelesen, mit viel Vergnügen. Abends Grimschitz u. Dr.
Winkler aus Berlin. Sehr lustig, vor allem durch Grimschitz, der von seinem Be-
such bei Kasparides erzählte, der dem Staat 70 Bilder schenken will, die Grimschitz
mühsam auf 30 herunterhandelte. Natürlich kann nicht ein einziges in d. Galerie
aufgehängt werden. Herrliches Wetter, in der Sonne 22° R. Hans war bei Laske, traf
die Frau, will auch so eine Rente für ihn einrichten, die direkt an die für Ehrlich an-
geschlossen werden soll. Er fuhr dann zu Frau Weininger, (die gerade in den Prater
fahren wollte u. ihn mitnahm), um sie für Laske zu werben.108
26.X.1923
Heut zum erstenmal meinen Vortrag in einem bißchen durchgesprochen. Schlecht.
Keine Konzentration, oder nur mit direkter Vergewaltigung.
–
Klingt
Dir dein Ohr ?
– Ich
Denk an dich
–
Möchte dir tausend Dinge erzählen
–
Nie
Hast du Zeit
Für mich.
Das weißt du sicher nicht,
Daß um sieben in der Früh
Der Bäcker wieder ins Haus
Die Semmeln bringt
–
Und daß am Bach
Beim Beethovengang
–
Komm doch heraus
–
Unsre Bank
Wieder steht,
Weil niemand mehr
In den Wiener Wald
Holz stehlen
Geht
Komm doch heraus,
Noch ist’s nicht kalt
–
Nur
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien