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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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123 Tagebuch 1923 Frau noch die Dame, bei der sie wohnen am Abend mitbringen darf. Ich sagte nicht sehr freundlich ja u. amen dazu. Es war eine Frau Nögerath oder sonstwie u. sah aus wie eine Puppe  – andres trat auch im weiteren Verlauf nicht zutage. Die Frau ist hübsch, nicht mehr in der ersten Jugend u. von so einer selbstverständlichen u. ihr na- türlichen Art des Aussprechens, daß es fast angenehm klingt. Sie scheint sich förm- lich wohlig darin zu fühlen u. verletzt darum nicht. Beim Speisen sagte sie zu unserm OK-Portrait hinüber : „Das Bild würd ich verkaufen  – (und dann zu mir) Meinen sie nicht ?“ Ich zurück mit derselben Liebenswürdigkeit : „Ich bin gar nicht dieser Meinung.“ Dadurch war die Frage abgetan. Noch während des Desserts kamen die beiden Holländer, die meine Einsamkeit trösten wollten u. sehr erstaunt waren, mich in so großer Gesellschaft gefunden zu haben. Es wurde sehr wenig gemütlich u. ich war froh, als um 10h Hans ankam u. die Gäste sich verzogen  …115 Die Verhandlungen scheinen diesmal nicht so furchtbar anstrengend gewesen zu sein wie das letztemal, schon weil sie in Extragruppen geführt wurden u. Hans darum nicht im Finanzministerium „tagen“ mußte, wo die Gratiszigarren ihm Ni- kotinvergiftung bringen konnten. Nun wird es sich darum handeln, ob die Ungarn in eine Abtrennung von d. Kulturfragen von den Finanzfragen eingehen, wie es der Hans vorgeschlagen hat. Wenn nicht so gelten noch immer „die Listen“ als Grund- lage der meritorischen Unterhandlungen ev[entuell] vor einem Schiedsrichter, soweit hat Hans Petrovich an die Wand gedrückt, daß dieser zugab, daß die in den Listen aufgezählten Stücke nur diese Grundlage bilden sollen, von der sie einen Prozentsatz zu erreichen hoffen ! In der Früh teleph[onierte] Ehrlich u. gab sich mit mir ein Ren- dezvous in der Renaissancebühne.  – Dem Zim[mermann hab ich 100.000 K[ronen] für Kaschnitz mitgegeben, weil er solche furchtbaren Dinge gerade aus Bayern erzählt hat.116 2.XI.1923 Gestern abends mit Ehrlich bei Niddy Impekoven. Stärkster künstlerischer Aus- druck  – besonders für mich durch die fabelhafte Ähnlichkeit mit dem Vronili. Nur wenn sie in Ruhe ist. Wenn sie dann in ihren hemmungslosen Ausdruck, so stark wie Wahnsinn, übergeht, macht sie mir fast Angst  – wieder weil ich an Vronili denke. Am wundervollsten in Violett in den Bach-Tänzen, als altgold-Schalk in Chopin  … Nachhaus zufuß gegangen. Ehrlich erfuhr aus d. Zeitung, daß sich die Bergner mit einem Regisseur verlobt hätte. Er konnte sich alles vom Herzen sprechen  –  –117 Am Nachmittag Gaby Ehrlich, dann Ehrlich, der sich entschlossen hat, Vroni zu malen (ich bin schuld, sagt er, weil ich das auswendige Malen ihm ungesund finde) und Floch. Ich war sehr müde und enerviert, vor allem durch ein theoretisches Kunstgespräch, ausgehend von atonaler Musik.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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