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Tagebuch 1923
Broschüre „Über d. Zukunft der W[iener] Mus[een]“ zugeschickt hat und er mit ihm
darüber sprechen möchte. Ob es am Mittwoch um ½ 7 sein könne. Ich daraufhin :
Hans hat Universitätsvorlesung von 6–7, ob es nicht um ¼ 8 sein könne. Wenn keine
Verständigung erfolgt, erwartet ihn also Zim[mermann] um ¼ 8 in d. Johannesg. 5.
Ich bin sehr neugierig
…121
6.XI.
Das war gestern ein ganz zerlemperter* Tag. Am Schluß noch ein guter, fast runder
Eindruck bei Calderons „Über allen Zauber der Liebe“ im großen Konzerthaussaal.
Burgtheateraufführung mit Wohlgemut als Circe.122
Immer am Weg gesungen (also doch noch zum Lied zusammengewachsen
–)
Wir gehen nebeneinander her
Und tragen jeder unsre Last
–
Die Last ist ungleich schwer
–
Dich
Quält ein Leid
–
Und mich
–
Der Weg ist weit
–
Und mich
Das Nie
– nie
– mehr
…
Was du erlitten hast
Ist Ungerechtigkeit
Und hätt’ nicht dürfen sein
–
Und faßt
Dich tief ins Blut hinein
–
Und lebt doch in der Zeit
Und geht vorbei
–
Wenn’s noch so sehr
Aus allen Wunden schreit
Glaub mir, die Last
Ist ungleich schwer.
Dich quält ein Leid
–
Ich weiß, der Weg ist weit
–
Mich quält das Nie
– nie
– mehr.
Ich glaube aber, die Melodie war eigentlich nicht von mir, sondern eine Bachkan-
tate. Hans hat mich bei der Elektrischen oben abgeholt. Er hat lange warten müssen,
* zerrissen
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien