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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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202 Tagebuch 1924 ten Mitteln. Ganz psychologisch gemalt, nicht mit der Palette errechnet. Winterkälte, Boden knirscht, Himmel jauchzt ganz unbekümmert, daß alles friert, vereistes Was- ser  … Man spürt das Bild überall u. merkt erst zuletzt, daß man es durch die Augen allein spürt. Ich habe Ehrlich gebeten, daß er uns das Bild, während er in Berlin ist (er reist Freitag) in Pension läßt  … Dann bei Mama  – und abends bei Alma. Sehr lieb und warm, trotzdem Kieslers da waren, über die ich ganz hinwegsehen konnte. Hans hat mit Alma Bruderschaft getrunken. Ich bat : „ohne Kuß“  – das geschah, aber ich wurde viel ausgelacht. Wir haben über Stößls Buch Sonnenmelodie gesprochen u. Werfel sagte : „Ich mag diese Judenstifter überhaupt nicht.“ Ich finde diese Charakterisierung schlagend. 6.II. Mein Entschluß, Alma in diesen Tagen aufzusuchen und ihr meine literarischen Enttäuschungen zu erzählen (u. a. Kiesler), hab ich gleich am nächsten Morgen auf- gegeben u. ihr einen Brief geschrieben, daß ich’s nicht tun will. Hab am Vormittag nach langen Hemmungen eine Seite „Saul“ geschrieben. Nachmittag erst Garger ein- geladen, dann bei Frau Dvorak zum Tee, der aber noch nicht begonnen hatte, ja die Dame des Hauses war noch nicht einmal dazu angezogen (bez[iehungsweise] ausge- zogen). Inzwischen aber machte ich einen Besuch bei Frau Dr. Kurth oben, wo mir die Tochter ihre Erstes-Semesterschmerzen erzählte  …21 Inzwischen hatte es sich unten etwas aufgefüllt, von den meisten Anwesenden ver- stand ich die Namen nicht, nur Frau Merkel (hélas !) und der Dichter (Eisler) Terra- mare (helasser) wurden mir bewußt. Als stilles Gegenüber der Schottendirektor Hübl und der alte Professor Löwy. Der Terramare ist natürlich ein Dutzfreund vom Hübl (umgekehrt weniger natürlich) und jüdelt wie ein richtiger Wiener Aristokrat. Er ist haltlos und frech.  –22 Abends Vortrag von Hanak „Das plastische Bild der Stadt“ im Österr[eichischen] Museum, so voll, d. h. übervoll, daß wir (eine ganze Gruppe unbedachter Zuspät- kömmlinge (unbezahlte) Ledersessel in die erste Reihe bekamen. Lustig, anregend,  – ermüdend, weil zu lang ; immer wieder eine beschränkte Persönlichkeit, die aber die Schranken mit dem voll u. hemmungslos eingesetzten Temperament den Rand na- hezu sprengend ausgefüllt. Vieles ganz verrückt, sodaß man nicht einmal weiß, ob es vielleicht von ihm selbst nur ironisch gemeint ist. Unter den Utopien aber eine die mir gut gefallen hat : der Totenturm Aschenurnen gesammelt (mit Grabschriften aufgeschichtetes Mauerwerk, jeder widmet den Hinterbliebenen einen Stein, diese werden übereinander zum Turm, den man innen und außen besteigen kann.) Nachts Sturm, unsern Dachfirst mit viel Ziegeln hat’s fortgerissen, heut kommt der Dach- decker. Die elektr[ische] und die Gasrechn[ung] hab’ ich auch bezahlt. Lia Rosen, die mit Frau Dr. Halle wegen des russischen Vortragsabends reden sollte u. sich aber (telephon[isch]) mit ihr schon zerkrachte, hat sich jetzt mit Hans in dieser Angele-
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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